
Zur zehnten Auflage der Tanzinsel in Gemünden am Main (Landkreis Main-Spessart) hätte das Wetter auf den ersten Blick nicht besser sein können. Doch insbesondere während der ersten Hälfte von Unterfrankens größtem Techno-Event ächzten viele sichtlich unter der Hitze der prallen Sonne, die bei 33 Grad im Schatten auf die Steinwiese am Schutzhafen knallte und den Schweiß nur so triefen ließ. Vielleicht deshalb trudelten die 10.000 Besucherinnen und Besucher erst langsam, aber sicher im Verlauf des Nachmittags ein – vielleicht aber auch, weil der Hauptakt mit Star-DJ Paul Kalkbrenner erst auf 19 Uhr angesetzt war.
Trotz der Hitze schienen sich aber alle einig zu sein: Zu schwitzen ist überhaupt nicht schlimm. Und das, obwohl sich die Feiernden an Veranstaltungen wie der Tanzinsel penibel herausputzen. Vielmehr komme es bei elektronischer Musik doch darauf an, einfach mal den Kopf auszuschalten und seinem Körper im Takt der Musik freien Lauf zu lassen.
So sieht das etwa der 23-jährige Björn Sandner aus Würzburg, der vor fünf Jahren zum ersten Mal das Event besuchte. Seit damals hat sich viel getan, sagt er: Wesentlich mehr Essens- und Getränkestände, mehr Dixi-Toiletten und schlicht eine bessere Organisation, bemerkt er. Genau wie der bunte Schmuck an den Zelten, die vom Kran getragenen riesigen Diskokugeln und überhaupt die vielen kreativen Kleinigkeiten, die es hier zu entdecken gibt. Wie die meisten anderen Gäste auch hat er wenig an der Veranstaltung auszusetzen. Lediglich durch die Hitze fühle man sich wie in der Sauna.
Gesundheit der Besucher trotz hoher Temperaturen im grünen Bereich
Dank des leichten Nieselregens gegen 16 Uhr wurde dann auch die Temperatur zumindest etwas angenehmer. Den Gesichtern der meist jungen Menschen nach zu urteilen, traf der Wetterumbruch auf viel Gegenliebe. Einige zogen ihre T-Shirts aus, lachten und tanzten im Regen, der aber nur von kurzer Dauer war.
Insbesondere in der Kombination mit Alkohol könne es bei solcher Hitze schneller zu Dehydration kommen als gewöhnlich, warnt Thomas Schlott, Kreisgeschäftsführer vom BRK Kreisverband Main-Spessart. Einige solcher Fälle kamen auch bei der zehnten Tanzinsel vor. Laut Schlott jedoch nicht in übermäßiger Zahl. Insgesamt 125 Einsätze verzeichneten die 67 Ehrenamtlichen des Sanitätsdienstes am Ende des Tages, davon 111 aufgrund leichter Verletzungen. Sechs Personen wurden mit dem Rettungsdienst in nahegelegene Krankenhäuser gebracht. Die Zahlen belaufen sich damit auf ein ähnliches Niveau wie in vergangenen Jahren.
Techno-Veranstaltungen als Kultur der Vielfalt

Techno-Veranstaltungen wie der Tanzinsel haftet oftmals ein negatives Bild von Alkohol- und Drogenkonsum, wirrem Herumgehampel und viel zu schrillen Klängen an. Doch geht es den Veranstaltenden der Festivals oft darum, Raum für Vielfalt und Kreativität zu bieten – und um Toleranz. Die Philosophie der Tanzinsel war auf einem bunt bemalten Holzschild am Eingang zu lesen: Musik an, Kopf aus.
Während im hinteren Bereich des länglichen Areals noch viel Bewegungsfreiheit herrschte, standen die Menschen vor den DJ-Pults im vorderen Bereich gedrängter. Doch irgendwie schienen alle aufeinander aufzupassen. Entschuldigten sich freundlich, wenn sie ihren Tanznachbarn doch einmal versehentlich anrempelten. Sogar auf Menschen, die mitten in der Meute auf einer Picknickdecke entspannten, wurde Rücksicht genommen.

Getränkepolitik sorgt bei Hitze für Unmut
Obwohl das Stimmungsbild während des Festivals überwiegend positiv ausfiel, gab es dennoch einen Kritikpunkt. Der Preis für einen halben Liter Wasser lag bei 3,90 Euro. Getränke durften nicht mit auf das Gelände gebracht werden – bei den hohen Temperaturen stieß das mitunter auf Unverständnis. Veranstalter Sebastian Kunz wiegelt die Kritik aber ab. Würde die Tanzinsel kostenloses Wasser anbieten, wie es auf mancher Open-Air Veranstaltung der Fall ist, wäre das Ticket ungemein teurer. Der Veranstalter betont, dass die Tickets recht günstig seien, wenn man das hochkarätige Line-Up betrachtet: "Alleine ein Ticket für Paul Kalkbrenner kostet gewöhnlich nie unter 70 Euro", sagt Kunz.
Hinzu komme, dass – wie in anderen Branchen auch – die Kosten für Zulieferer, Dienstleister und Personal teils um 40 bis 100 Prozent gestiegen seien. Auch beim Aufbau seien Probleme aufgetreten: Vom Wetter der vergangenen Wochen war der Boden aufgeweicht, sagt Kunz. Rettungswege mussten neu geschottert und Straßen neu errichtet werden. Hierfür seien außerplanmäßig noch einmal rund 20.000 Euro fällig geworden.
Insgesamt zeigt er sich aber zufrieden: "Aus unserer Sicht ist alles sehr gut gelaufen, es gab keine Probleme. Wir sind rundum happy."
Mir war aber das Wasser nicht zu teuer, sondern gemessen an anderen Veranstaltungen dieses Formats vom Preis her durchaus vertretbar.
Ich habe allerdings auch schon am Vormittag zwei Liter getrunken.
Toiletten gabs bei der Riesenblume in der Mitte des Geländes in ausreichender Anzahl, zumindest für Männer.
Ich hatte einen Freund im Rollstuhl dabei, was auf der buckligen Wiese jetzt nicht gerade einfach zu handeln war, aber es war cool, daß zig Leute ungefragt Hilfe angeboten haben. Bei den gefühlten 120F 😂 konnte man fast glauben, es sei Hochsommer und zu guter Letzt lag ein für Bayern gänzlich unbekannter Duft über dem Gelände, vermutlich waren es Räucherstäbchen.
Die Mucke war genau richtig und insgesamt wars ein herrlicher Samstag auf der Tanzinsel.
Dankeschön an die Organisatoren 🌞.