
Welcher Schulweg ist für Kinder zumutbar? Sind zwei Kilometer zu Fuß zu viel? Was ist, wenn auf dem Weg zur Schule, eine oder gar mehrere Hauptverkehrsstraßen überquert werden müssen? Und wenn der Schulweg durch Baustellen noch unübersichtlicher und verkehrsreicher wird? Diese Fragen beschäftigen Tanja Frost und andere Eltern von Grundschülerinnen und -schülern, die von Segnitz nach Marktbreit in die Schule laufen müssen.
"Grundschulkinder haben ein Recht auf kostenlose Beförderung, wenn der Schulweg länger als zwei Kilometer oder die Wegstrecke gefährlich ist", schreibt das bayerische Kultusministerium auf seiner Homepage. Das weiß auch Tanja Frost, stellt aber die grundsätzliche Frage, ob die Regel gerade bei Erstklässlern angebracht ist. Bei der Schuleingangsuntersuchung sei bei ihrer Tochter empfohlen worden, eine Büchertasche zum Ziehen zu nehmen, weil sie so klein und schmächtig ist. "Aber zwei Kilometer zur Schule kann sie laufen?", fragt sich ihre Mutter.
Der Fußweg am Main wurde durch die Baustelle schmaler
Sie und ihre Familie leben zwei Kilometer von der Schule entfernt, fünf andere Grundschüler aus Segnitz etwa 200 Meter weiter weg – für sie fährt ein Bus. "Aber nur für sie", sagt Frost. Also laufen die Segnitzer Kinder über die Mainbrücke und stehen dann vor dem nächsten Problem: die Bauarbeiten an der Marktbreiter Mainlände. Etwa drei Meter breit ist der Weg zwischen der durch einen Bauzaun abgetrennte Baustelle und der Uferkante zum Main. Laut Frost zu knapp und zu gefährlich. Deswegen hat sie sich an den Schulverband Marktbreit gewandt.
Die Folge: Der gesamte Schulweg der Segnitzer Buben und Mädchen wurde genau unter die Lupe genommen. Bei der Begehung waren dabei: die Verkehrssicherheitsbeauftragte vom Landratsamt Kitzingen, die Polizei Kitzingen und die Sachbearbeiterin der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit für die Schülerbeförderung.
Bei der Schulwegbegehung wurde keine Gefährlichkeit gesehen
Sie alle stellten in keinem Fall "eine besondere Gefährlichkeit des Schulwegs" fest. „Es handelt sich um typische innerörtliche Situationen für Fußgänger, mit den allgemeinen Gefahren des öffentlichen Straßenverkehrs“, sagt die Stadt Marktbreit auf Nachfrage. Einen kleinen Trost gibt es für die besorgten Eltern. Ende April soll die Baustelle am Main fertig sein und somit wird dort der Weg auch wieder breiter.
Das ist aber nicht die einzige Baustelle, die den Schulweg der Segnitzer Buben und Mädchen stört: Die Erneuerung der Eisenbahnüberführung an der Enheimer Straße führt zum einen zu deutlich mehr Verkehr im Altort, zum anderen fährt der Linienbus, mit dem etliche Segnitzer Kinder bisher zum Bahnhof Marktbreit gefahren sind, solche langen Umleitungen, dass die Kinder ihn laut Frost nicht mehr nehmen.
Ob denn nicht ein eigener Bus für die Segnitzer Grundschulkinder möglich wäre, hat Frost beim Landratsamt nachgefragt. Die Antwort: Nein. "Die Baustelle der Deutschen Bahn in Marktbreit stellt nicht nur den ÖPNV vor große Herausforderungen. Das Landratsamt Kitzingen hat mit sehr hohem Aufwand alles dafür getan, um den Schülerverkehr wie überhaupt den Linienverkehr zum südlichen Landkreis aufrechtzuerhalten", schreibt das Landratsamt. Das heißt, ein zusätzlicher Bus für die Grundschüler ist einfach nicht machbar.
Ein zusätzlicher Bus für die Grundschulkinder ist nicht möglich
Ab Dezember 2025 soll wieder der Regelfahrplan in Kraft treten. "Die Grundschulkinder werden dann auch wieder wie gewohnt vom Bahnhof Marktbreit aus nach Segnitz befördert", heißt es vom Landratsamt. Unabhängig von den Baustellen in Marktbreit kennt man im Landratsamt die Problematik um lange Schulwege und die Sorgen der Eltern. Ab der fünften Klassen sind sogar drei Kilometer Fußmarsch für die Kinder zumutbar.
Tanja Frost ist sich bewusst, dass sich die Behörde an bestehende Regeln halten, aber sie versteht die Sinnhaftigkeit dieser Regeln nicht. Sie überlegt, ob sie sich an Kultusministerin Anna Stolz wenden soll. Nicht nur für die Segnitzer Schüler, sondern für alle Buben und Mädchen in Bayern, die einen langen und gefährlichen Schulweg haben.
Bin ich froh, dass ich keine Helikoptereltern hatte.
Zum Thema Ranzen zum Ziehen ist auch nur anzumerken das das die schlechteste Lösung für Kind ist. Rücken wir ständig verdreht und viel Spaß beim Hochtragen in der Schule.
kommt dann von den Leuten, die es unverantwortlich finden, wenn die Eltern ihre Kinder per Auto an der Schule abliefern.
Früher gab es mal allerorten Schulen (auch in Segnitz! - s. https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/neue-schule-segnitz-einweihung-vor-60-jahren-art-9344478), heutzutage zieht man die Kinder da zusammen wo es gerade passt und ### drauf, was das ihnen und ihren Eltern abverlangt.
Wahrscheinlich hat es sich einfach noch nicht bis zur "Großen Politik" herumgesprochen, dass man heutzutage (unter Normalbürger/innen...) zwei Einkommen braucht, um als Familie mit Kindern "vernünftig" über die Runden zu kommen.
Und die nächste Runde Geheule kommt von der "Großen Politik", wenn die Aussicht auf den demografischen Wandel sie mal wieder bedenklich stimmt!
3 Meter Wegbreite sind nicht genug?
Oder trauen Eltern
ihren Kindern einfach
Nichts zu...
Eltern hätten auch das Recht, sich ein nötiges Bringen der Kinder im PKW wegen dem gefährlichen Schulweg von der Kommune ersatzweise nach Kilometern vergüten zum lassen, was in diesem Fall wegen dem Einklang der Behörden eher nicht möglich wäre :-)
Das war wohl auch Sinn und Zweck der Begehung.
Selbst wenn der gefährliche Schulweg von den Eltern juristisch mit mühsamen Gutachten durchgesetzt werden würde, könnte eine fiese Verwaltung oder Justiz von z.B. angenommen zwei Kilometern gefährlichen Schulweg legal den ungefährlichen Teil abrechnen.
Da arbeitet auch die Zeit gegen besorgten Eltern, weil Eltern und Kids schnell älter werden, und sie dieses Problem in absehbarer Zeit nicht mehr betrifft.
gez. R.König