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Kitzingen
"40 Minuten laufen, 5 Minuten Bus fahren": Mutter aus Kitzingen beklagt zu weiten Schulweg für Kinder
Ein Schulweg von 40 Minuten, der größte Teil davon zu Fuß, erscheint den Eltern von Schulkindern zu lang. Sie fordern eine Busbeförderung – und stoßen eine alte Diskussion neu an.
In der Kitzinger Innenstadt verkehren Schulbusse, doch für die Schulkinder am äußersten Stadtrand, in den Marshall Heights, gibt es so ein Angebot noch nicht.
Foto: Andreas Brachs | In der Kitzinger Innenstadt verkehren Schulbusse, doch für die Schulkinder am äußersten Stadtrand, in den Marshall Heights, gibt es so ein Angebot noch nicht.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 17.11.2024 02:31 Uhr

Die Bevölkerung im Kitzinger Wohngebiet Marshall Heights wächst – zur Freude der Stadtoberen. Doch mit dem Nachwuchs wachsen auch die Anforderungen. So hat sich eine Mutter aus dem Wohngebiet an die Redaktion gewandt und berichtet, dass Kinder, die weiterführende Schulen in der Stadt besuchen, lange Wege zu Fuß zurücklegen müssten.

Sie schildert das beispielhaft für ihr Kind, das auf die Staatliche Realschule geht. Bis zur nächsten Bushaltestelle in der Jahnstraße müsse es rund 1,6 Kilometer laufen. Das dauert rund 25 Minuten. Dann kann es in fünf Minuten mit dem Linienbus bis zum Bahnhof fahren. Es folgt ein zweiter Fußweg von etwa einem Kilometer oder 13 Minuten bis zur Realschule. "40 Minuten laufen und fünf Minuten Bus fahren" bezeichnet die Mutter als "recht sinnfrei". In einer privaten Umfrage unter Eltern hat die Mutter ermittelt, dass etwa 40 Kinder in den Marshall Heights das gleiche Problem hätten.

Wegen der Gesamtentfernung vom Wohnhaus zur Schule von mehr als drei Kilometern hätten die Kinder sogar einen Anspruch auf eine kostenlose Busfahrkarte, erklärt die Mutter. Nur: Ab den Marshall Heights fährt kein Bus. Diese Kinder aber ihren Schulweg mit dem Rad fahren zu lassen sei angesichts der Straßen- und Witterungsverhältnisse keine Alternative, findet die Mutter. Sie fordert die Stadt auf, eine Schulbus-Linie einzuführen.

Schulweg: zu Fuß, mit dem Rad, per Bus oder mit dem Anruf-Sammeltaxi

Auf Anfrage erklärt die Kitzinger Stadtverwaltung dazu, sie halte es für erstrebenswert, wenn der Landkreis als Träger des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) eine weitere Haltestelle seines Linienbusses an oder in den Marshall Heights einrichten würde. Alternativ könnte die Stadt eine eigene Schulbus-Linie betreiben. Dann müsste sie diese aber auch finanzieren. Die Bereitschaft dazu will die Verwaltung im Stadtrat abfragen, entweder noch dieses Jahr oder im ersten Quartal 2025, heißt es aus dem Rathaus.

Derzeit setzt Kitzingen im Stadtgebiet auf das Anruf-Sammeltaxi statt auf einen Stadtbus. Doch die Kapazität dieser Fahrzeuge ist begrenzt.
Foto: Siegfried Sebelka (Archiv) | Derzeit setzt Kitzingen im Stadtgebiet auf das Anruf-Sammeltaxi statt auf einen Stadtbus. Doch die Kapazität dieser Fahrzeuge ist begrenzt.

Das Gremium müsste dann auch entscheiden, ob man die Eltern an den Kosten für einen Schulbus beteiligen will. Mit einer Busverbindung würde die Stadt allerdings einen Präzedenzfall schaffen, wie die Verwaltung erklärt. Eine solche "freiwillige Leistung" müsste dann auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt werden. 

Die Alternative: Kinder, die einen Weg von mehr als drei Kilometern zur Realschule oder zum Armin-Knab-Gymnasium hätten, könnten heute schon das Anruf-Sammeltaxi "mit einem Komfortzuschlag von 70 Cent pro Fahrt" nutzen, betont die Stadt. Dafür gebe es zwei Haltestellen in den Marshall Heights.

Für die Schüler der Grund- und Mittelschule stelle dagegen die Stadt die Beförderung sicher. Darüber hinaus erklärt die Verwaltung: Auch wenn die Sorgen der Eltern nachvollziehbar seien, "ist den Kindern in den weiterführenden Schulen der Schulweg mit dem Fahrrad durchaus zumutbar". 

Wird Kitzingen über kurz oder lang einen Stadtbus einführen?

In Lohr fährt seit vielen Jahren ein Stadtbus, der Lohrliner. Zuletzt sorgte das Defizit für Diskussionen über seine Zukunft.
Foto: Johannes Ungemach | In Lohr fährt seit vielen Jahren ein Stadtbus, der Lohrliner. Zuletzt sorgte das Defizit für Diskussionen über seine Zukunft.

Das Kitzinger Landratsamt als Träger des ÖPNV betont, dass der Landkreis nur für die Regionalbus-Linien zuständig sei. Wo möglich, nehme man Fahrgäste im Stadtgebiet Kitzingen auf, doch dürften durch solche Haltestellen oder Umwege die darauffolgenden Anschlüsse nicht verpasst werden. Für die Marshall Heights habe man eine Einbindung mehrmals geprüft. Dies sei aber "nicht darstellbar", weil dann die Anschlüsse am Bahnhof nicht zu halten seien.

Das Landratsamt gibt zu bedenken, dass laut Untersuchungen für das Landkreis-Mobilitätskonzept das Stadtgebiet Kitzingen "über ein Fahrgastpotenzial für derzeit zwei Stadtbuslinien verfügt". Solche Linien, die das gesamte Stadtgebiet erschließen, müsste allerdings die Stadt finanzieren. Beispiele dafür gebe es in Lohr, Marktheidenfeld, Gemünden, Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Neustadt, informiert das Landratsamt. 

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Die Kreisbehörde erklärt, dass damit auch die Gewerbezentren in Kitzingen bedient werden könnten. Die Stadtverwaltung selbst hatte das im Rahmen der Diskussion um einen autonom fahrenden Shuttle-Bus thematisiert. Zudem böten solche Stadtbuslinien den Vorteil, auch den Bahnhof mit dem dort entstehenden Zentralen Omnibus-Bahnhof sowie die Klinik Kitzinger Land anzubinden.

Das von der Stadt ins Spiel gebrachte Anruf-Sammeltaxi, so das Landratsamt, sei – "obgleich ein gutes und flexibles Angebot" – von seiner Kapazität nicht in der Lage, die Personenbeförderung in diesem Maß und vor allem zu den Stoßzeiten sicherzustellen.

 
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  • Tanja Müller
    Ich durfte in meiner Schulzeit tägl. die fast 3 km (100m hätten zur kostenlosen Busfahrkarte gefehlt) von der Siedlung Kitzingen zur Realschule mit dem Rad fahren. Siehe da, ich habs überlebt.
    Mein Kind geht in den Marshall Heights in den Kindergarten. Wenn ich da jeden Tag sehe, dass die Eltern teilweise im warmen Auto mit Standheizung auf den Bus warten, damit das Kind ja nicht eine Minute draußen steht (wohlgemerkt auch bei gutem, trockenem Wetter), da frage ich mich schon, was das für Luxusprobleme sind.
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  • Edgar König
    Denkbar wäre doch auch eine Art Bürgerbus, so wie es viele andere abgeschiedene Gemeinden erfolgreich praktizieren um Lücken im ÖPNV zu füllen.
    Dazu brauchts selbstverständlich eine bürgerschaftliche Initiative der MH.
    gez. R.König
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