
Was ist der Volkacher "Weinstadl": Ein gemütlicher Biergarten, der niemanden stört außer den einen empfindlichen Nachbarn? Oder eine Kneipe an einer Stelle in der Stadt, an der gar keine Gaststätte sein dürfte und ein echtes Problem für lärmgeplagte Anwohner? Darum ist schon länger ein Streit entbrannt, der nun endgültig öffentlich ausgetragen wird – sogar im Volkacher Stadtrat. Das Pikante daran: Stadtratsmitglied Mathias Krönert (parteilos, Fraktion FWG) ist als direkter Nachbar einer der beiden Kontrahenten. Auf der anderen Seite steht Wirt Martin Burger, der sich benachteiligt sieht.
In der jüngsten Stadtratssitzung im Volkacher Rathaus kam es nun zum Eklat. Martin Burger war als Bürger zu Gast, als Stadtrat Mathias Krönert zu einer langen Rede ausholte in puncto Weinstadl-Streit. In diesen involviert ist mittlerweile auch Elmar Datzer (Bürgerliste), den Krönert wegen eines vorher verschickten, offenen Briefs während der Sitzung zu einer Entschuldigung aufforderte.
Der Konflikt ist verzwickt und wird nicht nur Stadtrat und Verwaltung sicherlich weiterhin beschäftigen. Hier kommt ein Blick auf die Fakten – und den emotionalen Kern der Debatte.
Was ist der "Weinstadl" überhaupt?
Der "Weinstadl" ist eine Mini-Kneipe, deren rund 30 Quadratmeter großes Inneres im Wesentlichen aus einer Theke und einem hohen Tisch mit Stühlen besteht. Zudem hat Wirt Martin Burger die Erlaubnis, Essen zum Mitnehmen nach draußen zu verkaufen. To go gibt es dort in der Straße "Am Bach" unter anderem Bratwurst oder Pommes. Seit März 2022 hat der Schwarzenauer auch die Außenfläche daneben von der Stadt gepachtet, deren Größe und Nutzung als Biergarten der Kern des Konflikts mit Familie Krönert ist. Öffnen dürfte Burger diesen täglich bis 22 Uhr. Nach seiner Aussage sei das aber von Oktober bis März nur rund fünfmal im Monat der Fall, im Sommer an rund drei Tagen pro Woche.

Erlaubt Volkachs Bebauungsplan an dieser Stelle Gastronomie?
Nein, die Straße "Am Bach" gehört laut Bebauungsplan nicht zu dem Bereich, in dem gastronomische Betriebe erlaubt sind. Dies ist nur in der Haupt-, Prof.-Jäcklein- und Bahnhofstraße sowie im Bereich des Oberen Marktes zugelassen. Hinzugefügt wurde zudem kürzlich die sanierte Spitalstraße, in der nun sich nun auch neue Gaststätten ansiedeln dürfen.

Warum darf Martin Burger dann "Am Bach" den "Weinstadl" betreiben?
Für das Anwesen "Am Bach 1" wurde bereits 2005 eine Schanklizenz erteilt. Der damalige Eigentümer von Haus und kleiner Scheune wollte zu seinem Fahrradverleih und Weinverkauf einen Probeausschank anbieten, was ihm der Stadtrat genehmigte. Diese Erlaubnis gehört sozusagen zum Anwesen, nicht zum Eigentümer und besteht unverändert. Dass dieses als Schankwirtschaft betrieben werden darf, geriet offensichtlich in Vergessenheit – oder niemand der noch amtierenden Stadtratsmitglieder mochte sich daran erinnern. Denn als Martin Burger 2020 zum Weinverkauf in der Scheune auch noch einen Imbiss mit "Bratwurst to go" beantragte, lehnte der Stadtrat dies ab. Weitere Diskussionen in Bauausschuss und Stadtrat folgten, waren wegen der bestehenden Schanklizenz aber hinfällig.

Wo liegt das Problem bei dem kleinen Biergarten an der Volkach?
Seit März 2022 hat Martin Burger von der Stadt Volkach den Bereich neben der Kneipe gepachtet und betreibt diesen als kleinen Biergarten am Bach. Dessen Fläche hat sich von den im Pachtvertrag vereinbarten 16 Quadratmetern aber deutlich vergrößert. Der Wirt sagt, er nutze zusätzlich nur die Fläche, die nach notwendigen Baumfällarbeiten seitens der Stadt ohnehin frei wurde und hat beantragt, die Pachtfläche auf den bereits genutzten Bereich zu vergrößern. Das hat der Stadtrat abgelehnt. Auf einer Liste pro Anpassung haben schon viele Menschen unterschrieben, der "Weinstadl" ist auch unter Einheimischen ein beliebter Treffpunkt.
Was hat Stadtrat Mathias Krönert denn eigentlich gegen den "Weinstadl"?
Der Besuch bei Mathias Krönert zeigt, dass die Dachterrasse für ihn, seine Frau und die vier Kinder ein erweitertes Wohnzimmer sind. Denn das mit viel Liebe ausgebaute Haus der sechsköpfigen Familie ist nur 120 Quadratmeter groß. Nicht nur seine Frau Silke Dotzelt-Krönert belastet zum einen der ständige Geräuschpegel des Biergartens, zum anderen auch der Streit darum. Beide ärgern sich unter anderem über ein Video auf Facebook, in dem Martin Burger an Karfreitag seinen Nachbarn als "Stadtrat Mathias" erkennbar machte und darin anprangerte, dass er diffamiert werde und seitens der Stadt ungleich behandelt. Auch ihre Kinder litten darunter, sagt das Ehepaar.

Und worüber ärgert sich Wirt Martin Burger?
Auch der Besuch bei Wirt Martin Burger zeigt, dass Kneipe und Biergarten für den Schwarzenauer mehr als einfach nur ein weiterer Betrieb sind. Der Innenraum ist mit viel Liebe und Erinnerungsstücken eingerichtet. Er spricht von einem "Ort der Begegnung", den er habe schaffen wollen. Aber auch Burger setzt der Streit um den "Weinstadl" zu. Er erzählt von Anfeindungen und betont mehrfach, dass es ihm um Gleichbehandlung mit anderen Gastro-Betrieben in der Stadt gehe. Burger sagt, er habe den Krönerts Gesprächsangebote gemacht, die nicht angenommen wurden. Zudem ärgert er sich, dass Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) in all der Zeit nie selbst da war und die Einladung, den "Weinstadl" offiziell zu eröffnen, mehrfach ignoriert habe.
Wie geht es jetzt weiter?
Gute Frage! Der Konflikt scheint schwer lösbar zu sein, Anwälte sind eingeschaltet. Gleichzeitig betonen Burger und Krönert, dass sie nicht den jeweils anderen als Hauptproblem sehen, sondern das unklare Vorgehen seitens der Stadt und das Zusehen des Landratsamtes bei Regelverstößen. Die berechtigten Interessen eines Wirts stehen den berechtigten Interessen einer Familie gegenüber, die sich nach Ruhe sehnt und als Anwohner des Weinfestplatzes schon mehrere Großveranstaltungen vor der Haustür hat. Der Bürgermeister will sich heraushalten und sagte in der Stadtratssitzung: "Ich bin da völlig neutral." In puncto Biergarten lautet seine Lösung: "Wir lassen es bei den 16 Quadratmetern, nehmen ihm aber nichts weg."
....setzt doch einfach wieder Bäume (oder Büsche....) hin, wo Bäume waren.
2. der Probeausschank eines Fahrradverleihs mit Weinverkauf berechtigt, eine Gaststätte mit Außenbereich zu betreiben - und die Stadt kann es nicht mal ablehnen? Nicht nachvollziehbar.
3. Wenn er seine Grenzen einhalten muss (was ja erst mal gut ist), sollten die anderen Gastwirte auch ihre Grenzen (Sondernutzung) einhalten - man sollte also alle gleich streng kontrollieren.
4. Eine gewisse Ironie sehe ich darin, dass der betroffene Anwohner ein Stadtrat und ehemalige Bürgermeister-Kandidat der FDP ist, also die Partei die für Freiheit und für wenig Eingriffe in die "Wirtschaft" steht.....
nach allem was ich herausbekommen konnte, bedeutet Probeausschank Abgabe von kleinen Mengen, evtl. auch noch zeitlich beschränkt. Stellt sich mir also schon mal die Frage, ob man damit einen "vollwertigen" Biergarten betreiben kann.
Und was das sollte, dass da vor ca. 20 Jahren eine solche Erlaubnis für ein Etablissement außerhalb der "gastronomischen Zone" erteilt wurde, erschließt sich mir auch nicht so recht.
Fest steht jedenfalls, wenn sich jemand in einer eigentlich ruhigen Zone ein Haus gekauft hat (in der Hoffnung, da mit der Familie ein gemütliches Leben zu führen?) und ihm wird Knall auf Fall eine Außenbewirtschaftung mit dem damit verbundenen Lärmpegel vor die Nase gesetzt, kann nicht so wirklich Freude aufkommen.
Mit ein wenig Sarkasmus auf den Punkt gebracht, bei der Flexibilität, die die Stadt Volkach bislang in dieser Sache an den Tag gelegt hat, sollte es ihr doch ein Leichtes sein, da Abhilfe zu schaffen...