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Volkach
Volkach sagt Ja zum Glasanbau, aber Nein zur "Bratwurst to go"
Geschützt länger draußen sitzen könnte in Zukunft beim Volkacher Weingasthof Rose möglich sein. Eine Bratwurst auf die Hand sucht man sonntags jedoch vergeblich.
Der Volkacher Weingasthof Rose darf an der Nordseite seines Gasthauses eine Glasüberdachung mit dreiseitigen Glaselementen aufstellen. Der Volkacher Stadtrat verlangt dafür von der Eigentümer-Familie Heßmann aber die Einbeziehung eines städtebaulichen Fachplaners.
Foto: Barbara Herrmann | Der Volkacher Weingasthof Rose darf an der Nordseite seines Gasthauses eine Glasüberdachung mit dreiseitigen Glaselementen aufstellen.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 15.02.2024 19:00 Uhr

Es ist ein Ja unter Vorbehalt, das der Volkacher Ferienausschuss der Familie Heßmann im zweiten Anlauf gegeben hat: Sie darf vor ihrem Weingasthof Rose einen Glasanbau errichten. Allerdings nur, wenn dafür ein städtebaulicher Fachplaner engagiert wird. Wie mehrere Mitglieder des verkleinerten Stadtrates bei der Sitzung am Montagabend im Schelfenhaus erneut sagten, wolle man den Anbau ermöglichen, jedoch müsse er so schön wie möglich werden. Und vor allem gut an das denkmalgeschützte Gebäude und den prägnanten Platz Oberer Markt passen.

In den Worten von Bauamtsleiter André Brezina: "Wir glauben, dass das ein sehr tolles Projekt an dieser Stelle werden kann, aber dafür braucht es einen Profi." Im Gegenzug versprach er die Unterstützung des Bauamts bei der Planung.

Präzedenzfall für die Altstadt?

Zwei Stadträte stimmten gegen dieses Vorgehen, wenngleich aus gegensätzlichen Gründen. Elmar Datzer (Bürgerliste) war der Ansicht, um einen solchen Glasanbau zu erlauben, müsse die Gestaltungssatzung geändert werden. Sonst gebe man diese der Beliebigkeit frei. "Ich sehe da ganz erhebliche Präzedenzwirkung", betonte er. Vor einem solchen Präzedenzfall hatten bei der vorangegangenen Diskussion des Themas im Stadtrat noch mehrere seiner Kollegen gewarnt, die den Vorschlag mit Fachplaner nun aber akzeptierten.

Das mag auch daran gelegen haben, dass ein solcher Glasanbau in Volkachs Altstadt wohl nur noch für das "Schoppenhäusle" in Frage kommen könnte. Alle anderen Gaststätten haben in der Altstadt keine Flächen in ihrem Eigentum. Sie servieren ihren Wein und die Speisen auf öffentlichem Grund.

Andrea Rauch (Grüne) stimmte ebenfalls gegen die Fachplaner-Idee. Ihre Argumentation zielte aber in eine andere Richtung. "Wir sind nicht der Ansicht, dass ein Architekt das noch schöner hinbringt", sagte Rauch in der Sitzung. Man solle es lieber genau so genehmigen, wie es im zweiten Anlauf vorgestellt wurde. Der zweite Entwurf zeigte die leicht veränderte Planung eines Metallbau-Unternehmens für den Anbau mit abbaubaren Glaselementen an drei Seiten. Die Fraktionssprecherin bezeichnete es als lächerlich, dass man sich darüber so lange Gedanken mache.

Bratwurst-Imbiss darf doch nicht öffnen

Martin Burger (Dritter von links) wollte in der Straße Am Bach, am Rand von Volkachs Altstadt, einen Bratwurst-Imbiss eröffnen. Das ist jetzt aber doch nicht möglich, da dafür erst der Bebauungsplan geändert werden müsste.
Foto: Guido Chuleck | Martin Burger (Dritter von links) wollte in der Straße Am Bach, am Rand von Volkachs Altstadt, einen Bratwurst-Imbiss eröffnen.

Zu lange vertröstet fühlte sich offensichtlich auch Martin Burger, der sich als Bürger zu Wort gemeldet hatte. Er machte seinem Ärger darüber Luft, dass er in der Straße Am Bach nun doch keinen Bratwurst-Imbiss eröffnen darf. Das Thema ist der Glasanbau-Anfrage ähnlicher, als es auf den ersten Blick scheint.

Denn auch hier ging es dem Stadtrat um die Gestaltungshoheit, die man behalten will. "Das hat ja Konsequenzen für die ganze Altstadt", erläuterte der Bürgermeister. Der Bauausschuss hatte den Imbiss nach einem Ortstermin im Juni 2020 nach kritischer Diskussion vertagt, der Stadtrat diesen dann aber kurz darauf genehmigt – unter Auflagen. Und diese besagten, dass die Erlaubnis nur als Einzelfall-Entscheidung möglich sei.

Bebauungsplan müsste geändert werden

Und genau daran scheitert die "Bratwurst to go" auf dem Weg in Richtung Volkachs Altstadt nun doch. Denn eine Einzelfall-Genehmigung, auf die der Stadtrat zuletzt gesetzt hatte, ist doch nicht möglich. Stattdessen müsse für eine solche Erlaubnis der gesamte Bebauungsplan geändert werden, erläuterte Bäuerlein auf Nachfrage. So sehe das auch das Landratsamt. Denn die "Abgabe von Speisen gegen Entgelt" ist Am Bach und in weiteren Nebenstraßen der Altstadt nicht vorgesehen.

Aus diesem Grund hatte die FWG-Fraktion bereits im Stadtrat gegen die Genehmigung gestimmt – und lag damit offensichtlich richtig. Denn das Landratsamt lehnte eine Ausnahme ab; aus der Genehmigung unter Vorbehalt wurde somit nun eine Ablehnung. Da die Einzelfall-Klausel aber bereits im Stadtratsbeschluss enthalten gewesen war, war dafür nun keine erneute öffentliche Diskussion nötig. Martin Burger erzürnte diese Vorgehensweise: "So sollte man nicht mit Gewerbetreibenden umgehen."

 
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    Frage: Was ist dann bitte mit dem Weinfestplatz ? Keine 100 m vom geplanten Bratwurst to go Verkauf wird regelmäßig gebruzzelt, Fisch gebraten und ausgeschenkt. Was ist dort bitte anders ? Gilt dort vielleicht ein "anderer Bebauungsplan" - oder vielleicht sogar gar keiner ?
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  • R. B.
    Den Glasanbau ist mit der "Bratwurst to go" überhaupt nicht zu vergleichen. Geht es doch wieder einmal um den Denkmalschutz. Warum gibt sich die Stadt eine entsprechende Satzung, wenn Sie beliebig ausgehebelt werden kann. Dann lasst es doch gleich bleiben, kostet weniger Zeit und spart den Streit aus. Kommt dann der Glasanbau doch, muss wohl noch entschieden werden, ob bei Corona-Maßnahmen dieser Anbau dann als Freisitz oder als Innenraum betrachtet wird. Wahrscheinlich wertet man dann die Flächen aus, die den Gast umschließen. Ob dadurch dann wieder neuer Streit entfacht wird?
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    Schade, daß der "Bratwurst to go" Verkauf von Herrn Burger nicht genehmigt wird. Denn bereits jetzt wird dies von mehreren Gasthäusern auf der Hauptstraße praktiziert. Ehemal. Gasthof Behringer/Hinterhöfle z.B. bei Marktveranstaltungen und vom *Sterne* Restaurant Zur Schwane während des aktuellen Lock-downs. Aber nicht jeder Gast möchte an den Wochenenden eine First class Bratwurst. Mehrere Anbieter würden die Vielfalt eines kleinen Zwischendurch-Angebotes am Wochenende beleben, denn während der Woche bieten dies selbstverständlich auch unsere beiden Metzgereien Möslein & Wild an. Verhungern oder verdursten wird auch zukünftig in Volkach kein Einheimischer oder Gast, aber die Vielfalt fehlt leider !
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