Die einen träumen von einer Espresso-Bar; die anderen sehen es als Zumutung für die Anwohnerinnen und Anwohner, die Spitalstraße für die Gastronomie zu öffnen. Ähnlich ist es drei Stockwerke höher, auf den Dächern der Altstadt: Die einen möchten dort gerne viel mehr Solaranlagen erlauben; für die anderen ist es eine Verschandelung der historischen Dachlandschaft. Was diese beiden Themen miteinander zu tun haben? Der Bebauungsplan regelt, was erlaubt ist. Oben und unten.
Dieses Regelwerk hätte in Volkach dieses Jahr aber ein Jubiläum, wenn es denn ein Grund zum Feiern wäre: Vor 25 Jahren ist der Bebauungsplan in Kraft getreten, die Überarbeitung ist also dringend nötig. Das weiß auch der Stadtrat und hatte das Werk darum bei einer Klausur Ende Februar mit Stadtplanerin Sylvia Haines durchgeackert. Bei der Sitzung am Montagabend lag nun die geänderte Version auf dem Tisch. Und die löste eine vielschichtige Debatte aus.
Photovoltaikanlagen werden erlaubt, aber mit vielen Einschränkungen
Knackpunkt eins: Das Thema Photovoltaik und und Solarthermie in der Altstadt. Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) hatte eingangs betont, man wolle "keine Verhinderungssatzung machen, sondern etwas ermöglichen". Konkret heißt das zum Beispiel, dass die Anlagen dem Entwurf zufolge grundsätzlich zulässig sind, allerdings mit Einschränkungen. Erlaubt sind sie im vom öffentlichen Raum nicht einsehbaren Dachbereich und anderorts, sofern sie beispielsweise "bündig in die Dachfläche von Gebäuden integriert werden", bestimmte Abstände einhalten oder farblich zum Dach passen. Und sie müssen in "geschlossenen, rechteckigen, nicht unterbrochenen Feldern" angeordnet werden, erläuterte die Planerin.
Den Vertreterinnen der Grünen gingen diese Möglichkeiten nicht weit genug. Marlies Dumbsky sagte, sie würde gerne "viel mehr erlauben" und die teureren, roten Module seitens der Stadt fördern, wo diese vorgegeben seien. Andrea Rauch wünschte sich, das Thema Solaranlagen in der Altstadt öffentlich zu diskutieren. Den Bebauungsplan öffentlich zu machen, sei nicht genug. "Bürgerbeteiligung und Transparenz ist nicht dasselbe", betonte die Fraktionssprecherin der Grünen.
Kontroverse Diskussion über die Belebung der Spitalstraße
Damit griff sie einen Vorschlag von Stephan Dinkel (CSU) auf, der zuvor ein öffentliches Treffen vorgeschlagen hatte, um sich "am Ort des Geschehens zu besprechen". Die Idee zielte auf Knackpunkt zwei ab: "Schank- und Speisewirtschaften sowie Vergnügungsstätten sind nur in der Haupt-, Prof.-Jäcklein-, Spital- und Bahnhofstraße sowie im Bereich des Oberen Marktes zugelassen. Bestand ist geschützt." Neu in diesem Passus wäre die Spitalstraße, neue Gastronomie dort also grundsätzlich erlaubt.
Darüber entspann sich eine kontroverse Diskussion, ob das eine gute Idee zur Belebung der frisch sanierten Straße sei oder eine Zumutung für die dort lebenden Menschen. Anja Hirt, die Herbert Römmelt als Fraktionssprecherin der FWG abgelöst hat, sagte: "Wir hätten gerne, dass man die Spitalstraße wieder herausnimmt." Sonst habe man dort nicht mehr "die Hand drauf" und jeder könne ein Lokal eröffnen, egal ob hochwertig oder mit billiger Anmutung. "Es ist für viele jetzt schon zu viel", sagte nicht nur Hirt in punkto Anwohner.
Idee: Neue Gaststätten könnten Leerstände füllen
CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner hingegen plädierte für eine Öffnung der Spitalstraße für neue gastronomische Betriebe. Dort habe man nun eine super Aufenthaltsqualität und könne "entzerren, was wir am Marktplatz haben". Auch André Brezina, dessen Bauamt an der Ecke Marktplatz und Spitalstraße angesiedelt ist, warb dafür, es zu probieren: "Wenn man dort Leerstände aktivieren möchte, geht es nur so."
Letztlich waren sich alle einig, beide Knackpunkte nochmals öffentlich mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren zu wollen, bevor der Bebauungsplan im Jubiläumsjahr erneut ins Gremium kommt. Ein Termin dafür soll schnell gefunden und bekanntgegeben werden.
Hinweis der Redaktion: In der ersten Version des Artikels war die Rede davon, dass laut dem neuen Bebauungsplan Solaranlagen in der Altstadt nur im nicht-einsehbaren Bereich erlaubt sind. Das war falsch und wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. Unter bestimmten Bedingungen sind sie auch erlaubt, wenn sie vom öffentlichen Raum sichtbar sind.
Schon eine Zumutung für die Anwohner, Tourismus in Ehren, und die Einheimischen? Egal, die beruhigen sich schon wieder. Macht endlich lieber BEZAHLBARE Wohnungen,denkt mal darüber nach