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Kitzingen
Wie viel Wasser wird beim Ausbau der A3 benötigt? Die verblüffende Ratlosigkeit von Ämtern, Bauherr und Behörden
In einem der trockensten Gebiete Deutschlands wird gerade auf 55 Kilometern die A3 ausgebaut. Ein Wasserproblem scheint es nicht zu geben – zumindest kümmert es keinen.
Wie viel Wasser verschlingen 55 Kilometer Autobahnausbau in einem der trockensten Gebiete Deutschlands? Wer dieser Frage nachgeht, erntet viel Schulterzucken.
Foto: Frank Rumpenhorst, dpa | Wie viel Wasser verschlingen 55 Kilometer Autobahnausbau in einem der trockensten Gebiete Deutschlands? Wer dieser Frage nachgeht, erntet viel Schulterzucken.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 11.10.2024 02:37 Uhr

Wenn es in einem der vielen Baustellenbereiche auf der A3 mal wieder nur im Schritttempo vorangeht, hat man Zeit sich umzuschauen. Und sieht, dass es bei den Arbeiten flott vorangeht. Oft gibt es dabei auch Traktoren mit Anhänger zu beobachten, die Wasser auf die Baustelle karren. Wasserausfahrer als nettes Zubrot.

Und dann ist sie plötzlich da, die Frage: Wie viel Wasser verschlingt eigentlich ein solcher Autobahn-Neubau? Wie viele Liter werden pro Kilometer gebraucht? Und wofür? Kann ja nicht so schwer sein, das rauszubekommen. Wurde es dann aber doch. Von der langen Suche nach einer Antwort.

In Geiselwind ist der Autobahnausbau schon fast geschafft, vielleicht kann Bürgermeister Ernst Nickel weiterhelfen? "Wie viel Wasser die ARGE A3 braucht, entzieht sich meiner Kenntnis", lautet die Antwort. Bezogen werde das Wasser seines Wissens nach von allen an der Autobahn liegenden Gemeinden. Gegen Bezahlung, versteht sich.

Geben wir die "Wasser-Frage" ganz nach oben weiter. Vielleicht weiß ja das Verkehrsministerium in Berlin etwas? Die Antwort: "Bitte wenden Sie sich hierzu direkt an die zuständige Autobahn GmbH." 

Das Umweltbundesamt ist bei der Wasser-Frage blank

Vorher noch ein Abstecher zum Umweltbundesamt. Könnte ja sein...nein, kann es nicht. "Leider haben unsere Fachleute keine Informationen hierzu. Sie empfehlen Ihnen jedoch, bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) nachzufragen."

Die Bundesanstalt für Straßenwesen, sie forscht, sammelt Zahlen, Daten, Fakten – dort weiß man sowas. Oder auch nicht. "Leider können wir Ihnen nicht direkt weiterhelfen. Die angefragten Berechnungen oder Erfahrungswerte gibt es bei uns leider nicht, aber versuchen Sie es doch mal bei der Autobahn GmbH." Dann gibt es noch den Hinweis, dass "wir nicht einmal sicher sind, ob Wasser im Leistungsverzeichnis getrennt aufgeführt wird oder ob es in den einzelnen Positionen eingepreist ist. Einen Versuch ist es aber bestimmt wert."

Die Antwort der Autobahn GmbH aus Nürnberg hilft wenig

Macht Mut. Also auf zur Autobahn GmbH des Bundes. Die Antwort aus Nürnberg, wo die Niederlassung Nordbayern ihren Sitz hat: ernüchternd. Es seien "leider keine pauschalen Aussagen möglich". Grund: "Der Verbrauch hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie Wetter oder Bodengegebenheiten ab." Und der nächste Tipp für den nächsten Ansprechpartner: "Zuständigkeitshalber" wäre es gut, sich an die A3 Nordbayern GmbH & Co. KG zu wenden, also das Konsortium, das für den Bau zuständig ist.

Die aktuelle Baustelle der A3 an der Ausfahrt Kitzingen/Schwarzach.
Foto: Silvia Gralla | Die aktuelle Baustelle der A3 an der Ausfahrt Kitzingen/Schwarzach.

Immerhin: In der schriftlichen Antwort der A3 Nordbayern GmbH & Co. KG wird das Wofür klar. "Das Wasser wird zum einen gebraucht, um die Staubentwicklung zu reduzieren. Zum anderen als Zugabe zu den Böden, die mit Bindemittel zu stabilisieren bzw. zu trocknen sind, um eine ausreichende Verdichtung zu erzielen." Wasser brauchen zudem die Kehrmaschinen und die Asphaltwalzen. Auch Beton kann nicht ohne Wasser hergestellt werden. Für die Dichtheitsprüfungen der Regenrückhaltebecken müssen diese ebenfalls mit Wasser gefüllt werden. 

Nächste Frage: Woher kommt das Wasser? Die Antwort: "Zunächst wird versucht, Regenwasser zu verwenden. Dazu dienen die Regenrückhaltebecken als Speicherbecken. In Ausnahmefällen und für die Betonherstellung wird Wasser aus dem Netz zu entnommen." Und: "Wo Genehmigungen vorliegen, aus Gewässern Wasser zu entnehmen, wird auch diese Option gezogen."

Beim Ausbau der A3 gibt es bisher kein Wasserproblem

Auch nicht ganz uninteressant: Gibt es bei 55 Kilometern Autobahnbau womöglich hier und da Probleme, an Wasser zu kommen? Antwort: "Bislang nicht."

Jetzt aber, hier kommt das eigentliche Anliegen: Kann man sagen, wie viel Wassere pro Autobahnkilometer am Ende benötigt wird? Die alles entscheidende Frage nach dem Bedarf...führt zu dieser Antwort: "Hier kann keine Angabe gemacht werden." In diesem Zusammenhang würden "keine Erhebungen durchgeführt". Grund seien "zu viele Unwägbarkeiten, um eine genaue Aussage machen zu können". 

Alles im Fluss: Abendlicher Verkehr auf dem schon fertig ausgebauten A3-Teilstück zwischen Geiselwind und Wiesentheid.
Foto: Eike Lenz | Alles im Fluss: Abendlicher Verkehr auf dem schon fertig ausgebauten A3-Teilstück zwischen Geiselwind und Wiesentheid.

Der XXL-Autobahnneubau durch eines der trockensten Gebiete in Deutschland wird ohne eine Angabe des Wasserverbrauchs in gut einem Jahr zu Ende gehen. Ein letzter, verzweifelter Versuch: "Hat die zunehmende Trockenheit Auswirkungen auf das Projekt?" Antwort: "Bislang nicht – und ist für den Rest der Bauzeit auch nicht zu erwarten."

Grundwasserstände werden von Seiten des Amts beobachtet

Gab es besondere Maßnahmen, weil Unterfranken besonders trocken ist? Siehe da, es gibt da tatsächlich was: ein Monitoring der Grundwasserstände. Eine allerletzte Anfrage also: Was hat es mit dem Monitoring auf sich? Die Antwort vom Wasserwirtschaftsamt aus Aschaffenburg: Es gibt Grundwassermessstellen, die bei der Größe der Baustelle vorgeschrieben sind.

Die Dokumentation erfasst den Anfangswert, danach werden die Messungen regelmäßig dokumentiert. Kommt es beim Bau zu Auffälligkeiten – etwa wenn ein Feuchtgebiet plötzlich trocken liegt –, könne im Falle eines Falles geprüft werden, was passiert und ob der Bauherr womöglich verantwortlich ist.

Immerhin eine Erkenntnis bei einem Thema, das ansonsten ämterübergreifend ohne Erkenntnisgewinn bleibt. Die Wasserfrage – sie bleibt, erstaunlicherweise, ungeklärt.

 
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  • Elisabeth Hofmann
    Das Wasser wurde ganz einfach gebraucht. Und das ist so weltbewegend, dass dieser Artikel auf die Titelseite der Kitzinger Zeitung gedruckt wird??

    Beim nächsten Mal kommt hoffentlich eine Titelstory über den Bürokratiewahnsinn in Deutschland und der EU. Vielleicht fällt dem Redakteur das Beispiel ein, wie ein Kollege einen Skandal über nicht aufgeschriebenen , nicht dokumentierten und nicht vierfach abgelochten Wasserverbrauch bei allen Behörden entlang der Autobahn aufgedeckt hat.

    Außerdem ist wahrscheinlich keine europaweite Ausschreibung über die Lieferung des Wassers erfolgt?
    Erbitte Aufklärung
    gez Lorenz Hofmann
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  • Thomas Hemmerich
    Sicherlich bemerkenswert, dass diese Frage wirklich so keiner beantworten kann.
    Andererseits, das Wasser wird zum Bau benötigt und wie soll an so einer Baustelle, die sich über viele Kilometer erstreckt, dass Wasser aus verschiedenen Quellen kommt das dokumentieren? Reden wir nicht alle über Bürokratieabbau und sehen uns diesen herbei?
    Also liebe MP....lasst es gut sein. Danke.
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  • Hiltrud Erhard
    Diese Diskussion ist völliger Käse! Alles Wassee, auch im Beton verdunstet wieder.
    Da können Sie auch fragen ob es einen signifikanten Unterschied in dem Gebrsuch der Toilettenspülung der Abgeordneten im Landtag zwischendrin Grünen und der CSU gibt!

    Wenn man sich mit Wasser beschäftigt, dann mit Zurückhaltung im Winter und Nutzung im Frühjahr/ Sommer z.B.

    Diese Fragerei beschäftigt unnötig die Menschen, verbraucht Ressourcen und bring keinerlei Nutzen!
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  • Peter Koch
    Das Wasser wird im Beton durch eine chemische Reaktion bei der Aushärtung gebunden, ausser der Beton wurde mit zu viel Wasser angemischt.
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  • Thilo Endrich
    Alles lässt sich zu einem Problem herbeischreiben
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  • Gerhard Lenz
    Wasser ist Allgemeingut und nur begrenzt vorhanden. Wer, wo, was mit welcher Absicht in welcher Menge davon nutzt ist keineswegs belanglos. Der Mainpost-Artikel spiegelt am Beispiel eines mit Steuergeldern finanzierten Milliardenprojekts das ernsthafte journalistische Bemühen wider, fundierte Antworten zu erhalten. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Es verdient Aufmerksamkeit- und keine schnoddrigen Kommentare, die von wenig Fachkenntnis zeugen.
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  • Andreas Gerner
    Die Kirche im Dorf lassen!

    Das beim Bau benötigte Wasser ist eine einmalige Sache und offenbar war ja genug da, sonst hätte die Beschaffung ja Schwierigkeiten bereitet.

    Man sollte wegen dem geringsten aller Effekte (Dameben sind die Versiegelung, die THG-Emission durch Betongewinnung, Bautätigkeit und Betrieb, sowie Lärm und Luftschadstoffe für die Anwohner uvm viel gravierender und wirken sich dauerhaft aus) der Autobahn nicht so tun als führe das zum Weltuntergang.

    Zudem sollten Sie die Tatsache bedenken, dass Wasser fortwährend im Kreislauf ist und auch das allermeisten zum Bau benötigte Wasser durch prozessbedingte Versickerung und Verdunstung (etwa beim Aushärten des Betons...) längst wieder in jenem Kreislauf angekommen ist.

    (Da käme man mit Fachkenntnis selbst drauf...)
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  • Andreas Gerner
    Vermutlich verbrauchen die Einwohner der angrenzenden Gemeinden in ihrem alltäglichen Leben so viel Wasser, wie zum gesamten Autobahnbrücke benötigt wurde, binnen weniger Wochen.
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  • Peter Koch
    Es wird nur das Wasser verbraucht das im Beton gebunden ist, der Rest bleibt im natürlichen Wasserkreislauf.
    Natürlich hätte man die Autobahn auch mit einer Fahrbahndecke aus Schotter und Brücken aus einheimischem Holz bauen können, dann wäre gar kein Wasser verbraucht worden.
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