
Großes entsteht gerade an der Autobahn 3 zwischen den Anschlussstellen Wiesentheid und Geiselwind: Auf Höhe Gräfenneuses wird im Zuge des Ausbaus der Fernstraße eine Brücke für die Tierwelt geschaffen. Die Grünbrücke ist erst die dritte in Unterfranken. Bis wann das auch finanziell aufwändige Bauwerk fertig sein soll, warum und wie es eingerichtet wird, verrät Thomas Schwenzer der Geschäftsführer der A3 Nordbayern GmbH.
Wie steht es aktuell um den Brückenneubau über die A3?
Die Arbeiten an der Abdichtung der Brückenoberfläche wurden im Juni abgeschlossen. Im nächsten Schritt werden die Erdarbeiten ausgeführt, um die Brücke an das umliegende Gelände anzuschließen. Danach erfolgt der Aufbau der Gabionenwände an den Rändern der Brücke als Sichtschutz und zur Lärmminderung. Schließlich wird die Erdschicht auf die Brücke aufgetragen und der überführte (private) Forstweg gebaut. Abschließend wird die Brücke bepflanzt.
Bis wann wird die neue Brücke an der A3 fertig sein?
Die Arbeiten sollen planmäßig noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Ist der Bereich um die Brücke für Interessierte zugänglich?
Nein, es handelt sich um eine Baustelle, die aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich ist.
Warum wird die Brücke über die Autobahn gebaut?
Mit dem Bau dieser Querungshilfen für Wildtiere wird die Trennung natürlicher Lebensräume (hier: des Steigerwalds) durch die Autobahn reduziert. Damit wird den Tieren ermöglicht, die Autobahn ungefährdet zu überqueren.
Wie groß und wie breit ist die Brücke an dieser Stelle der A3?
Die Grünbrücke hat eine lichte Weite (quer zur Autobahn) von rund 49 Metern, zwischen den Geländern sind es ungefähr 50 Meter. Am Fundament ist die Brücke etwa 80 Meter breit.

Ist der Bau aufwändiger als bei einer "normalen" Brücke?
Aufgrund der Dimension und des Gewichts des Bauwerks ist eine aufwändige Gründung auf insgesamt rund 240 Großbohrpfählen erforderlich. Der Brückenüberbau wird getragen von insgesamt 76 vorgefertigten Betonträgern (jeweils ein "Halbbogen") mit einem Gewicht von rund 68 Tonnen pro Stück.
Wann wurde begonnen? Was passierte baulich zunächst?
Bereits Anfang 2023 wurden 38 solcher "Halbbögen" mit einem Abstand von jeweils zwei Metern halbseitig über der Richtungsfahrbahn Nürnberg auf das seitliche Fundament und eine temporäre Mittelstütze aufgelegt. Zwischen den Fertigteilträgern wurden Halbfertigteilplatten montiert. Die Betonträger wurden auf dem Fundament einbetoniert, anschließend wurde der Überbau mit Ortbeton betoniert. Danach wurde die Mittelstütze entfernt.
Woraus besteht der Boden der Brücke?
Die Widerlager der Grünbrücke werden mit standfestem Boden hinterfüllt. Über dem Planum wird eine aufbereitete Vegetationstragschicht aufgetragen. Ziel ist, durch eine lockere Bepflanzung mit heimischen Gehölzen eine für die Tierwelt durchlässige, deckungsreiche Vegetation auf der Grünbrücke zu etablieren. Es wird auch ein Weg am östlichen Rand der Brücke führen, der nur zur privaten forstwirtschaftlichen Nutzung vorgesehen ist.
Nutzen Tiere wirklich solche Übergänge? Wie wird das festgestellt?
Dazu gibt es vielfältige Erfahrungen. So wurden nach Fertigstellung der Grünbrücke Neuwirtshauser Forst an der A7 (bei Oberthulba), der Grünbrücke Rehauer Forst an der A93 und der Grünbrücke Spessart an der A3, die alle in Waldgebieten liegen, mithilfe aufgestellter Wildkameras belegt, dass die Tiere die neuen Bauwerke zur Querung umgehend angenommen haben. Förderlich für die Akzeptanz dürfte der Bau sogenannter Irritationsschutzwände auf den Grünbrücken dieser Brücken gewesen sein.
Warum sind Wände an der Seite?
Sie bewirken, dass die Wildtiere auf der Grünbrücke den Autobahnverkehr nicht sehen und somit beim Queren der Autobahn möglichst wenig irritiert werden. Diese Schutzwände sind auch auf der Grünbrücke Steigerwald vorgesehen. Außerdem sollen auf der Grünbrücke Wildkameras installiert werden.
Was kostet so eine Wildbrücke?
Die Baukosten sind rund drei bis viermal so hoch wie bei einem Überführungsbauwerk für eine Straße.

Was sprach für die Stelle bei Abtswind?
Die Lage wird definiert durch das Ziel, die Autobahn für Wildtiere entlang der überregional bedeutsamen Lebensraumstruktur des Steigerwalds besser zu queren. Sowohl südlich als auch nördlich der Autobahn sind im Steigerwald große Waldgebiete als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. Das nördlich der Autobahn gelegene FFH-Gebiet "Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds" ist eine Waldregion mit internationaler Bedeutung für den Artenschutz und zweitwichtigste Vorrangfläche für großflächige Waldschutzgebiete in Laubwaldgebieten in Deutschland.
Was erhofft man sich für die Tiere durch die Grünbrücke?
Wegen der ununterbrochenen geschlossenen Waldkorridore zwischen den beidseits der Autobahn gelegenen FFH-Gebieten ist eine Beziehung der Tierarten, besonders der im Wald vorkommenden Arten wie der Wildkatze, künftig vielleicht auch dem Luchs, über die Autobahn hinweg gegeben. Die Brücke liegt in einem Gebiet, das zum Jagdrevier des Hauses Schönborn gehört. Es grenzt an den Friedrichsberg.
Die jeweiligen Jäger und Zuständigen, Moritz Fehrer und Christian Belz, begrüßen die Errichtung der Brücke im Sinne der Tiere, wie sie auf Anfrage sagen. "Grundsätzlich finde ich das toll", so Fehrer. "Jede Form der Vernetzung von Lebensräumen der Tiere ist positiv. Die Autobahn ist immer ein Schnitt im Lebensraum der Tiere." Und Belz erklärt: "Wir sind glücklich, dass wir hier eine Grünbrücke bekommen. Gespannt wäre ich mal auf ein Monitoring, um zu sehen, welche Tiere es nutzen."