Es ist erst wenige Wochen her, dass Iphofen für seinen sanierten Altstadtkern mal wieder eine überregionale Auszeichnung eingeheimst hat. Dieses Städtchen mit seinen bunten Bürgerhäusern, seinen mittelalterlichen Toren und Türmen, gilt als fränkisches Kleinod, das wie aus dem Mittelalter in die Moderne gezaubert scheint. Der pittoreske Anblick ist auch eines der wichtigsten Argumente, um weiter Gäste und Urlauber in die Stadt zu locken.
Dumm nur, wenn der Marktplatz als Visitenkarte nicht hält, was er verspricht und „eher einer Baustelle“ gleicht, wie neulich ein Gast dem „sehr geehrten Bürgermeister“ geschrieben hat. Ein Einzelfall in einer Stadt mit knapp 5000 Einwohnern und mehr als 50 000 Gästeübernachtungen jährlich? Wie berechtigt ist die Kritik, die sich nicht allein auf den Marktplatz bezog?
Ein „langjähriger Gast“, der seit 2010 auch noch eine Weinbergszeile in der Lage Kronsberg besitzt, äußerte Anfang August in einem Schreiben an Bürgermeister Dieter Lenzer sein „Befremden“ über das „jämmerliche Bild“, das sich derzeit im Herzen der Stadt biete. Ja, sagt Claudia Bellanti, wenn man sie in ihrem Tourismusbüro nur einen Steinwurf entfernt vom Marktplatz besucht, es gebe gerade einige Baustellen. Doch das sei in einer dynamischen Stadt wie Iphofen nun mal nicht zu vermeiden.
Die Baukräne sind zwar inzwischen aus dem Wimmelbild des Marktplatzes verschwunden, aber noch immer wird an zwei markanten Stellen gewerkelt: Während die Stadt das frühere Kaufhaus Stöhr zum Genusshaus umbauen lässt, erneuert ein privater Bauherr unmittelbar am Marktplatz ein Wohn- und Geschäftshaus.
Aus Baustellen entsteht wieder mehr Leben am Marktplatz
Baustellen, so schrieb der sonst eher pragmatisch veranlagte Bürgermeister in seiner Antwort fast philosophisch, schüfen „in der Regel auch wieder etwas Neues“. Sie machten Gebäude attraktiver und wirkten dadurch dem Leerstand entgegen. So entstehe wieder mehr Leben am Marktplatz. „Vielleicht genau das, was Sie bei Ihrem letzten Iphofen-Besuch vermisst haben.“ Auch aus Reihen des Stadtrats kam hin und wieder der Hinweis, dass der Marktplatz zu gewissen Zeiten tot sei.
Für Claudia Bellanti sind das Einzelmeinungen, in keiner Weise repräsentativ. Die große Mehrheit der Gäste sehe über die Baustellen geflissentlich hinweg, zumal der Marktplatz nach dem Umbau mehr denn je ein Ort zum Verweilen sein soll: mit Tischen vor dem Genusshaus, das im Herbst endlich seine Türen öffnen soll. Schon heute bewirten Bistros und Restaurants an den Rändern des Marktplatzes bei schönem Wetter ihre Gäste draußen.
Was bleibt, ist die Sache mit der Vinothek, derzeitverweist. Die Pächterin ist seit Jahresanfang weg, seitdem steht das Gebäude leer, wird aber auf der städtischen Internetseite immer noch als „Weingenuss und Weinerlebnis in zeitgemäßem Ambiente“ angepriesen. Für den Kritiker, den schon der Anblick des Marktplatzes ernüchterte, das nächste Haar in der Suppe und ein Zeichen dafür, dass die „Gastronomie in der Stadt sich immer weiter ausdünnt“.
Auch diesem Eindruck tritt der Bürgermeister in seiner Replik entgegen. „Betriebe wie das Bistro & Wein und der Gasthof Weißes Ross sowie Gartenschoppen bei Winzern und Picknick-Angebote erweitern das bisherige Gastronomie-Angebot.“
Dass die Vinothek nunmehr seit Monaten geschlossen ist, hält auch Lenzer für „völlig unbefriedigend“. Tourismusbüro und Stadt als Eigentümerin versuchen seinen Worten zufolge aber alles, um wieder Leben in das von Rathaus und Kirche umschlungene Gebäude zu bringen.
Gesucht wird eine Pächterin oder ein Pächter für rund 600 Quadratmeter „einzigartige Architektur, die sich auffallend und dennoch harmonisch ins historische Altstadtbild einfügt“. So steht es in einem neunseitigen Handout, mit dem die Stadt potenzielle Interessenten nach Iphofen locken will, unterlegt mit ein paar stimmungsvollen Fotos und handfesten Fakten wie den „ständig steigenden Übernachtungszahlen“.
Die Gastronomie kämpft mit den Folgen des Lockdowns
Auch der Bürgermeister weiß, dass Papier geduldig ist und dass es zu den größten Herausforderungen in diesen unwägbaren Pandemiezeiten gehört, ein Lokal neu zu verpachten. Der Gastronomie lief in Zeiten des Lockdowns massenhaft das Personal davon, das gerade händeringend und unter größten Anstrengungen wieder zurückgeholt wird. Und dann kann noch immer niemand seriös einschätzen, wie sich die Situation im Herbst und Winter entwickeln wird. Vermutlich sollte der raunende Gast von neulich noch ein Weilchen warten, bis er Iphofen den nächsten Besuch abstattet.
Was ist den daran schlimm wenn jemand baut und ein altes Gebäude wieder schön macht?
Interessnt wäre auch den Beruf des Beschwerdeführers zu wissen?
Die Gastronomie hat einfach Personalprobleme und da kann man nicht 7 Tage die Woche präsent sein.
Und wer dachte das Corona die Menschen zusammenschweißt und verständnisvoller macht der hat sich mal gewaltig getäuscht.
So nun wieder zurück in die Küche das auch jeder Gast was zu essen bekommt.
aber damit kann sich die Stadt Iphofen mMn eher nicht rausreden, wenn es um die Aktualität der Internetseite geht. Ich kann ja kaum den Leuten was versprechen und sie dann (nach dem Baustellen-Sightseeing) vor verschlossene Tür stellen (Vinothek) - das könnte man bei etwas Böswilligkeit sogar unlauteren Wettbewerb nennen. Na vielleicht schaffen sie es ja noch auf die Homepage zu schreiben, die Vinothek sei zzt. leider geschlossen, wenn sie gerade wieder aufmacht...