Es gibt nicht viele Projekte, an denen Josef Mend sich in seiner nun fast drei Jahrzehnte währenden Amtszeit als Iphöfer Bürgermeister die Zähne ausgebissen hat. Die Gestaltung und Gliederung des Marktplatzes gehört definitiv dazu. Millionen Euro an privaten und öffentlichen Geldern sind geflossen, um die "gute Stube" der Stadt herauszuputzen. Aber die Autos gehören immer noch zum täglichen Erscheinungsbild.
29 Jahre und ein paar Monate mehr hat Mend versucht, an dieser Situation etwas zu ändern – ohne durchschlagenden Erfolg. Für das letzte halbe Jahr im Amt – das hat er am Montagabend im Stadtrat durchklingen lassen – wird er sich nicht mehr die Finger verbrennen. "Viel Spaß" hat er seinem Nachfolger und den nachrückenden Kollegen in dieser Sache gewünscht. Sie werden ihn haben.
Verkehrsgutachten kostet bis zu 80 000 Euro
Der Stadtrat Otto Kolesch, der nun auch schon seit dem Jahr 1990 am Ratstisch sitzt, hatte die Diskussion in der November-Sitzung des Bauausschusses neu angestoßen. Auch am Montag appellierte er noch einmal an Bürgermeister und Rat, "endlich in die Pötte" zu kommen. "Ich weiß nicht", sagte er an die Adresse Mends, "warum Sie sich da weigern, einen Fachmann zu beauftragen. Auf Basis dieser Ergebnisse könnten wir dann im Stadtrat diskutieren." Er weigere sich gar nicht, so Mend. Ein gutes Verkehrsgutachten koste Geld, 60 000 bis 80 000 Euro. "Dieses Geld hatten wir dieses Jahr nicht."
Es sei nicht so leicht, am Marktplatz einen "vernünftigen Baum" zu pflanzen, weil im Untergrund jede Menge Wasser und andere Unwägbarkeiten lauerten. "Wir werden doch ein paar grüne Oasen hinbringen", sagte Kolesch. "Dazu müssen wir nicht in die Tiefe gehen." Für Dieter Lenzer, Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler, geht es bei der Diskussion "um mehr als den Marktplatz".
Vor den Toren fehlen attraktive Parkplätze
Ein Verkehrskonzept müsse die gesamte Altstadt im Fokus haben, weil es auch in Bereichen wie der Ludwigsstraße oder der Pfarrgasse Probleme gebe, die nach Lösungen verlangten. Im Übrigen: Wer die Autos aus der Altstadt verbannen wolle, müsse vor den Toren für attraktive Parkmöglichkeiten sorgen. Als Alternativen stehen derzeit der Parkplatz am Einersheimer Tor und die unbefestigten Flächen am Rödelseer Tor zur Verfügung.
Dritter Bürgermeister Jörg Schanow erinnerte daran, dass Gewerbetreibende in der Altstadt Stellplätze benötigten. Bislang sei es schwierig gewesen, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen herzustellen. "Es gibt Widersprüche, die wir auflösen müssen. Dazu fehlt uns etwas die Kompetenz." Auch Schanow plädierte dafür, ein Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben. Bis es so weit ist, wird das "Iphöfer Wohnzimmer" weiterhin als Parkplatz missbraucht werden, wie es Stadtrat Kolesch neulich formuliert hat. "Für alles ist Geld da, aber nicht für das Herz dieser Stadt."