Es schien die perfekte Kulisse: Wieder einmal ging es am Montagabend im Iphöfer Stadtrat darum, ein Verkehrskonzept für die Altstadt auf den Weg zu bringen. Mehrere Büros waren geladen, um sich und ihre Ansätze vorzustellen, und wie zum Beweis für die Notwendigkeit eines solchen Konzepts ächzte das Herz der Altstadt mal wieder unter den vielen Autos. Der Marktplatz als Parkplatz – ob dies auch abends der Normalzustand sei, wollte die Mitarbeiterin eines der Fachbüros von Bürgermeister Josef Mend wissen. Nun ja, meinte Mend, das könne schon mal vorkommen.
Ein Abbild der Gesamtsituation als sich selbst erfüllende Prophezeiung – bessere Argumente hätte es kaum geben können. Dass sich jetzt, nach vielen Jahren des Stillstands, die Verkehrsexperten im Rathaus mal wieder die Klinke in die Hand geben, darf als ein Zeichen gewertet werden: Es kommt Bewegung in die Sache. Das letzte Verkehrskonzept stammt aus einer Zeit, als Elektromobilität noch als visionäre Spinnerei galt und autofreie Innenstädte als Anschlag auf die persönliche Freiheit des Konsumenten: aus den Jahren 1992/93. Vieles blieb danach in Ansätzen stecken, allzu oft hatten sich die Beteiligten in eine Sackgasse manövriert, aus der sie sich nur schwerfällig wieder herausbewegten.
Schwarzer Peter
Mend schob den Schwarzen Peter Anliegern und Gewerbetreibenden der Altstadt zu, die sich nicht einig geworden seien. „Deshalb sind wir keinen Schritt weitergekommen.“ Schon das Verkehrskonzept von 1992 habe klar gezeigt, dass 46 Prozent aller Autos in der Innenstadt auf Privatgrund untergebracht werden könnten – wenn die Leute ihre Hoftore öffnen würden. Auch die Idee, größere Parkflächen vor den Stadttoren anzulegen, wurde wieder verworfen. „Die Leute sagten uns, dass die Parkplätze nachts nicht angenommen werden“, so Mend. Vielleicht hätte die Stadt im einen oder anderen Fall „mutiger entscheiden“ müssen. Noch einmal appellierte der Bürgermeister an die Kompromissfähigkeit der Beteiligten: „Wenn keiner nachgibt, werden wir auch mit einem neuen Verkehrskonzept wieder scheitern.“
Vor dieser Gefahr warnte auch Dritter Bürgermeister Jörg Schanow. „Wir flüchten uns in eine Gutachter-Situation.“ Dabei müsse der Konflikt innerhalb der Stadt gelöst werden und nicht von einem externen Fachbüro. Klar sei doch, dass vor allem die Situation am Marktplatz polarisiere: hier die Anwohner und Unternehmer, die nahe ihres Hauses parken oder Platz für ihre Kundschaft freihalten wollen, dort die Nicht-Anlieger, die sich einen autofreien Marktplatz wünschten. Ulrich Noßwitz vom Münchner Fachbüro Brenner Bernard sagte, das Problem sei nicht allein am Marktplatz zu lösen, sondern schlage im schlimmsten Fall in Nachbarbereiche der Altstadt aus. „Das führt dann zu neuen Konfliktsituationen.“
Gestalterische Maßnahmen
Für Noßwitz wäre es wichtig, größere Parkräume innerhalb und außerhalb der Altstadt zu schaffen und diese klug zu bewirtschaften, etwa über die Parkzeit und Parkgebühren. Erst im zweiten Schritt soll es dann um eine mögliche Umgestaltung des Marktplatzes gehen, wie sie Stadtrat Otto Kolesch anregt. „Extrem wichtig sei es“, so wiederholte er am Montag, „gestalterische Maßnahmen zu treffen.“ Mend sieht mit Verlagerung der Hauptverkehrsachse und dem Bau der Westumgehung schon viel erreicht. Die Autos müssten sich nicht mehr wie früher durch das Nadelöhr der Altstadt zwängen.
Jetzt geht es um den ruhenden Verkehr – vor allem, aber nicht nur am Marktplatz. Unter drei Büros will der Stadtrat demnächst auswählen. Es ist auch ein bisschen wie die Suche nach dem Stein des Weisen. Was im Einzelnen auf die Altstadtbewohner zukommen wird, kann heute noch keiner sagen – noch nicht einmal, ob überhaupt ein für alle Seiten tragfähiges Konzept zustande kommt. Mend hat es in 30 Jahren nicht geschafft, das Projekt zum Abschluss zu bringen. In wenigen Monaten endet seine Amtszeit. Er hat seinem Nachfolger schon einmal viel Glück in dieser Sache gewünscht.
haben ALLE alten Städte in ganz Franken. E-Autos lösen dieses Problem auch nicht; wenn es mal mehrere davon gäbe. Guter Wille, Einsicht, Vernunft und Kompromiss-
bereitschaft ist gefragt. Da hat Herr "Mend vollkommen recht. Ganz egal von welcher Seite aus man darüber nachdenkt. Dieses Kriterium ist auch mit Gutachten nicht lösbar.