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Wenn man bei der Steigerwaldbahn nur Bahnhof versteht und was der Weiße Riese damit zu tun hat
Weichhans Wochenrückblick: Knapp an der längsten Wäscheleine der Welt vorbei. Warum Klementine und Meister Proper nie zusammen fanden. Dazu der teuerste Bahn-Witz.
Wenn man bei der Steigerwaldbahn nur Bahnhof versteht und was der Weiße Riese damit zu tun hat
Foto: Foto Angie Wolf, Collage MP
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 19.02.2025 02:37 Uhr

Je nach Sichtweise ist die Steigerwaldbahn nunmehr ein seit Jahrzehnten währendes Lustspiel – oder ein Drama. Immer, wenn man denkt, dass die Bahn endgültig in die Tonne getreten wurde, guckt sie unvermittelt wieder aus selbiger raus. Zuletzt hatte erneut ein Gericht gegen die Inbetriebnahme der stillgelegten Strecke zwischen Sennfeld und Großlangheim entschieden. Diese Woche nun die Nachricht, dass gegen das Urteil Berufung eingelegt wurde.

Das 47 Kilometer lange Gewürge geht also weiter. Wie schon vor 20 Jahren. 2005 lautete eine der vielen Schlagzeilen: "Letzte Chance für die Steigerwaldbahn: Tourismusbahn mit EU-Geldern". Seither befindet sich die Strecke im Dauer-Beerdigungsmodus. Wer bisher nicht wusste, was ein Abstellgleis ist, muss nur nach Etwashausen gucken. Das Bahn-Endstück ist längst weg, der Endbahnhof ohne Bahnhof ist Großlangheim. 

Ein Ort für schmutzige Wäsche

In all den Jahren stellt sich die Frage, was sich mit der bahnlosen Bahnstrecke anstellen lässt? Was passiert, wenn die Bahn irgendwann in ihrer Tonne bleiben sollte? Vorschläge gab's jede Menge: ein Schnellradweg. Eine Strecke für autonome Shuttle. Die größte Fress-Meile der Welt. Sogar der Weiße Riese soll angefragt haben, ob man für Werbeaufnahmen die längste Wäscheleine der Welt spannen dürfte. Was hätte man da schmutzige Wäsche waschen können.

Knapp an der Hochzeit vorbei

Vielleicht hätte sich dann auch Ariel angesiedelt. Und Klementine wäre eine Landkreisbürgerin. Wer weiß: Am Ende hätte auch mal Meister Proper vorbeigeschaut und sich – am Freitag war Valentinstag – unsterblich in Klementine verliebt. 

Das Endstück der Steigerwaldbahn kurz vor Kitzingen verschwand nach und nach, heute endet die Verbindung in Großlangheim.
Foto: Frank Weichhan | Das Endstück der Steigerwaldbahn kurz vor Kitzingen verschwand nach und nach, heute endet die Verbindung in Großlangheim.

Wäre witzig gewesen. Allerdings nicht so witzig wie der größte Gag in der Bahngeschichte – also seit 1804, als die erste Dampflokomotive in Betrieb ging. Der Witz geht so: Bei Feuerbach führt die Strecke der Steigerwaldbahn unter der Autobahn A3 hindurch. Jetzt, beim Autobahnausbau zwischen Biebelried und Erlangen, muss auch diese 85 Meter lange Unterführung neu gebaut werden. Und das, obwohl wahrscheinlich nie ein Zug dort fährt. Der Witz ist ziemlich teuer, man munkelt von rund sieben Millionen Euro.

Und um es erwähnt zu haben: Keine 200 Meter entfernt führt die Straße nach Kleinlangheim samt Radweg unter der Autobahn hindurch. Kein Wunder, dass alle nur noch Bahnhof verstehen. Das Thema ist irgendwie entgleist – so wie auch die Gesichtszüge der Beteiligten.

 
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