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Kitzingen
Weiter Kritik an Deutscher Glasfaser in Kitzingen: "Da kommen zwei Figuren und erzählen was."
Aggressive Werbung im Stil von Drückerkolonnen? Die Kritik an der Deutschen Glasfaser in Kitzingen reißt nicht ab. Das Unternehmen sagt, es suche nur die "Nähe zum Kunden".
Werbeaktion der Deutschen Glasfaser im Kitzinger Stadtteil Etwashausen. 'Ihr könntet beschließen, dass wir noch mehr Plakate aufhängen dürfen', sagte ein Firmenvertreter jüngst im Rathaus.
Foto: Eike Lenz | Werbeaktion der Deutschen Glasfaser im Kitzinger Stadtteil Etwashausen. "Ihr könntet beschließen, dass wir noch mehr Plakate aufhängen dürfen", sagte ein Firmenvertreter jüngst im Rathaus.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

Erneut sind zwei Vertreter der Deutschen Glasfaser vor Teilen des Kitzinger Stadtrats aufgetreten, um für den Breitbandausbau durch ihr Unternehmen zu werben. Sie sollten dem Bauausschuss am Donnerstagabend Rede und Antwort stehen, um laut Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) "Fragen" zu klären, die in der vergangenen Stadtratssitzung aufgetaucht seien. Tatsächlich war es in der Juni-Sitzung weniger um Fragen als vielmehr um Kritik an dem Unternehmen gegangen.

Stephan Küntzer (CSU) hatte erklärt, die Deutsche Glasfaser werbe "sehr offensiv, um nicht zu sagen aggressiv" um Kundschaft. "Man sollte sich überlegen, ob es ein solides Geschäftsmodell ist, wenn man Leute so unter Druck setzt", so Küntzer. Manfred Paul (SPD) sagte, Vertreter der Deutschen Glasfaser seien "wie Drückerkolonnen durch die Gegend" gelaufen. Dem OB war nach einem Brief an alle Kitzinger Haushalte vorgeworfen worden, zu einseitig die Deutsche Glasfaser zu bewerben und die mittlerweile drei Mitbewerber Telekom, Vodafone und Unsere Grüne Glasfaser außer Acht zu lassen.

Auch in der Bauausschusssitzung gab es – neben vereinzelten Sympathiebekundungen – wieder unverhohlene Kritik an den Methoden des Unternehmens. Uwe Hartmann (Bayernpartei) berichtete, bei seinem 85-jährigen Vater habe binnen zwei Tagen zweimal ein Vertreter der Deutschen Glasfaser geklingelt, obwohl sein Vater bereits beim ersten Mal klargemacht habe, kein Interesse an einem Anschluss zu haben. "Da kommen zwei Figuren und erzählen was von Glasfaser. Mein Vater weiß gar nicht, was Glasfaser ist."

"Dieses Nein und Tür zu können wir nicht greifen."
Firmenvertreter der Deutschen Glasfaser

In der Sitzung erklärte der Firmenvertreter: "Wir haben Kunden, die weit über 100 sind." Ziel der Deutschen Glasfaser sei immer, die "Nähe zum Kunden" zu suchen. Und: "Dieses Nein und Tür zu können wir nicht greifen." Wichtig sei, wenn der Vertreter klingle, dass man sich die Dinge "mal 20 Minuten erklären lässt".

Wenn die Nachfrage stimmt, will die Deutsche Glasfaser in Kitzingen nach eigenen Angaben 22 Millionen Euro in den Breitbandausbau investieren.
Foto: Sina Schuldt, dpa | Wenn die Nachfrage stimmt, will die Deutsche Glasfaser in Kitzingen nach eigenen Angaben 22 Millionen Euro in den Breitbandausbau investieren.

Auch Andreas Moser (CSU) stimmte in die Kritik mit ein. Den Brief des Oberbürgermeisters fand er "nicht glücklich", und Moser stellte auch klar: "Ich sehe den Stadtrat nicht in der Verantwortung, gerade Ihre Firma zu unterstützen." Das sei auch überhaupt nicht seine Absicht, behauptete der Unternehmensvertreter. "Ich bitte Sie darum, den Breitbandausbau zu unterstützen. Es geht nicht um die Deutsche Glasfaser."

Am Ende bat er dann doch um explizite Hilfe für sein Unternehmen. "Ihr könntet beschließen", wandte er sich an das Gremium, "dass wir noch mehr Plakate an Laternenmasten aufhängen dürfen." Als der OB erklärte, dass dafür das Ordnungsamt der Stadt zuständig sei, meinte der Firmenvertreter, halb scherzhaft: "Warum bearbeitet Ihr die Dame oder den Herrn vom Ordnungsamt nicht?"

Der Mann, der eine Dreiviertelstunde über die Vorzüge der Deutschen Glasfaser sprechen durfte, hat nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren 186.000 Wohneinheiten betreut. "Eine Thematik wie hier war noch nicht greifbar: dass man mit solchem Widerstand konfrontiert ist." Kitzingen sei ein Sonderfall.

Die Deutsche Glasfaser braucht eine Anschlussdichte von 33 Prozent

Eigentlich wollte das Unternehmen bis 9. Juli mit 33 Prozent der Haushalte im geplanten Ausbaugebiet Vorverträge geschlossen haben. "Wir haben jetzt die 20-Prozent-Schwelle übersprungen", sagte der Firmenvertreter am Donnerstagabend. Laut einem Sprecher der Deutschen Glasfaser waren es – Stand Freitag – aber erst 15 Prozent. Der für Kitzingen zuständige Projektleiter Björn Waaga spürt eigenen Worten zufolge "Rückenwind" und glaubt an den Erfolg.

Dass es so schleppend läuft, hat für den Oberbürgermeister einen wesentlichen Grund: "Die Leute müssen den Anbieter wechseln; das ist für viele der Knackpunkt." Die Frist wird jetzt noch einmal verlängert. Angeblich fehlen "nur noch 150 Verträge", hieß es am Donnerstag im Ausschuss. Die Deutsche Glasfaser sei "intern" schon in die Planung gegangen. Ihr Ziel: "Sobald wir die 33 Prozent haben, geht es spätestens ein halbes Jahr danach los." 22 Millionen Euro will das Unternehmen in Kitzingen investieren. "Und die Stadt muss keinen Cent rüberschieben."

 
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  • MP-Ultra
    Moment mal, gestern las sich der Artikel komplett anders, auch die kritischen Kommentare sind verschwunden - wurde der erste Artikel zurückgezogen? Steht der Autor nicht mehr zu den insinuierten Vorwürfen?

    Ein Abonnent bittet um Aufklärung!
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  • Hallo MP-Ultra, Sie meinten vermutlich den Kommentar zu diesem Thema, den Sie als separaten Online-Artikel bei uns finden.
    Viele Grüße
    Eike Lenz, Redakteur
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  • MP-Ultra
    Top, vielen Dank! Gut, dass dieses Glanzstück des investigativen Journalismus weiter zugänglich ist.
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  • radiwo
    radiwo
    Auch die Telecom wirbt mit aggressiven Methoden in Gerbrunn um einen Glasfaseranschluss. 3 x waren bei mir Werber und wollten mich (81) unbedingt dazu überreden!
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  • thomvolkmann@aol.com
    Wenn ich keine Lust auf diese 20 Minuten vor der Türe habe und kein Glasfaser benötige, mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch und die Türe zu! Das sollte die Deutsche Glasfaser akzeptieren! Alles andere ist Nötigung!
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wer will kann ja mal northdata.de aufrufen und dort nach Deutsche Glasfaser suchen. Für jede Stadt wird eine eigene GmbH gegründet.
    Interessant sind die Zahlen der übergeordneten Holding
    www.northdata.de/Deutsche+Glasfaser+Holding+GmbH,+Borken/Amtsgericht+Coesfeld+HRB+14044
    Irgendwann müssen diese Verluste ausgeglichen werden. Das kann dann nur über kräftige Preiserhöhungen für Bestandskunden erfolgen.
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