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Kitzingen
Schnelleres Internet für jedes Haus: Firmen werben in Kitzingen für Glasfaseranschluss
In Kitzingen wollen mehrere Unternehmen Bandbreiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde in die Häuser bringen: per Glasfaseranschluss. In diesem Zusammenhang verstört eine einseitige Werbung von OB Güntner.
Schnelleres Internet:  Ein Glasfaseranschluss bis ins Haus macht das möglich. In Kitzingen bieten derzeit mehrere Firmen den Anschluss von Gebäuden ans Glasfasernetz an.
Foto: Uwe Anspach, dpa | Schnelleres Internet:  Ein Glasfaseranschluss bis ins Haus macht das möglich. In Kitzingen bieten derzeit mehrere Firmen den Anschluss von Gebäuden ans Glasfasernetz an.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:08 Uhr

Deutschland hinkt in der Digitalisierung hinterher. Mobiles Arbeiten und Lernen während der Corona-Phase haben das nochmals verdeutlicht. Mittlerweile wollen eine Reihe von Netzinfrastruktur-Firmen Kommunen und damit einzelne Gebäude ans Glasfasernetz anschließen, was höhere Datenmengen und letztlich ein schnelleres Internet ermöglicht. 

Obwohl in Kitzingen derzeit vier Unternehmen, die alle eine Geschwindigkeit von bis zu ein Gigabit pro Sekunde bieten wollen, um die Gunst der Kunden werben, hat Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) Ende Mai in einem Schreiben an alle Haushalte der Stadt einseitig den Ausbau der Deutschen Glasfaser in den Mittelpunkt gerückt. Ein Verhalten, das nicht nur einige Bürgerinnen und Bürger verunsichert und verstört, sondern kürzlich auch Kritik im Stadtrat hervorgerufen hat.

Oberbürgermeister Güntner ergreift einseitig Partei

Auf Nachfrage teilt der OB jetzt mit: "Ein umfassender Glasfaser-Ausbau in Kitzingen gehört meines Erachtens zu den wichtigsten Zukunftsprojekten in unserer Stadt. Ich begrüße deshalb die Vorhaben aller Anbieter, sich diesbezüglich in Kitzingen zu engagieren." Die Deutsche Glasfaser habe als erstes Unternehmen konkrete Schritte eingeleitet und sei mit der Bitte um Unterstützung auf die Stadtspitze zugekommen. Güntner erklärt weiter, dass er "selbstverständlich" auch die anderen Firmen unterstütze. 

Die Redaktion bietet hier den bisher bekannten Stand der Ausbaupläne der Unternehmen im Überblick:

Welchen Ausbau planen die Netzinfrastruktur-Unternehmen in Kitzingen?

Die Deutsche Glasfaser plant, flächendeckend die Stadtteile Repperndorf, Etwashausen, Hoheim, Hohenfeld, Sickershausen und Siedlung auszubauen, wenn eine ausreichende Anzahl an Kunden-Vorverträgen eingegangen ist. "Vorerst" nicht im Ausbauplan ist allerdings die Kernstadt zwischen Main und den Bahngleisen, wie die Deutsche Glasfaser mitteilt.

Die Deutsche Telekom hat Ende 2021 der Stadt signalisiert, dass sie Kitzingen komplett mit Glasfaser bis ins Haus ausbauen wird, schreibt das Unternehmen. Allerdings weiß die Telekom um den geplanten Ausbau der Deutschen Glasfaser und prüft, ob eine Mitverlegung von Kabeln möglich wäre. Insofern gibt es keine Terminangabe für den Ausbau bestimmter Stadtteile oder Straßenzüge. Die Telekom schreibt: "Wir melden uns, sobald es losgeht."

Unsere Grüne Glasfaser (UGG) will ebenfalls Glasfaserleitungen bis ins Haus legen lassen. Das Besondere: UGG will sein Netz allen Internetanbietern für ihre Produkte zur Verfügung stellen. 

Vodafone betreibt in Kitzingen schon heute eine Gigabit-fähige Netzinfrastruktur. Rund 9500 Haushalte in der Stadt könnten daher jetzt schon einen entsprechenden Anschluss buchen. Das entspricht laut Vodafone 90 Prozent der Haushalte in Kitzingen. Das Kabel-Glasfasernetz besteht zu über 90 Prozent aus Glasfaser. Allerdings ist auf den letzten Metern zum Hausanschluss eine Koaxial-Verkabelung (TV-Kabel) verlegt. Sie könne dank des Übertragungsstandards DOCSIS 3.1 ebenfalls Daten in Gigabit-Geschwindigkeit übertragen, erklärt das Unternehmen.

Ist der Ausbau von einer Mindestzahl von Vertragsabschlüssen abhängig?

Die Deutsche Glasfaser will in Summe der genannten Kitzinger Stadtteile mit mindestens 33 Prozent der potenziellen Kundinnen und Kunden Vorverträge abschließen. Erst dann würden alle Gebiete mit Glasfaser erschlossen. Bis 1. Juli waren es erst 14 Prozent.

Die Deutsche Telekom will ganz Kitzingen mit Glasfaser ausbauen, unabhängig von der Nachfrage durch die Kundinnen und Kunden.

Auch UGG will unabhängig von Verträgen mit Kunden sein Netz aufbauen. Allerdings benötigt das Unternehmen dafür einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Kitzingen, der noch nicht geschlossen wurde.

Da Vodafone schon ein Kabelnetz in der Stadt besitzt, ist kein Mindestvolumen von Neuanschlüssen nötig. Einen weiteren Glasfaser-Ausbau bis ins Haus plant Vodafone allerdings nicht, sondern setzt auf sein vorhandenes Koaxial-Kabel.

Was kostet der Hausanschluss?

Die Kunden der Deutschen Glasfaser bekommen die Glasfaser bis ins Haus gelegt; die anderen Anwohner der Ausbaugebiete erhalten einen Anschlusspunkt im Bordstein, der nachträglich angeschlossen werden kann. In der ersten Bauphase sind die Anschlüsse kostenlos. Nach dem 9. Juli sollen sie jeweils bis zu 750 Euro kosten.

Die Telekom bietet im Zuge der Verlegung kostenlose Anschlüsse an; nachträglich kosten sie rund 800 Euro pro Immobilie.

UGG verlangt keine Anschlussgebühren, wenn man mit der Verlegung der Leitung einen Tarif bucht. Ohne Vertrag müssen die Hausbesitzer den Anschluss selbst bezahlen, rund 640 Euro.

Bis wann soll der Ausbau in Kitzingen erfolgen?

Die Deutsche Glasfaser sammelt Vorverträge bis zum 9. Juli. Sollte die erforderliche Quote von 33 Prozent erreicht werden, schreibt das Unternehmen die Bauarbeiten aus und will 2024 damit beginnen.

Da die Deutsche Telekom ihren Ausbau mit Blick auf die Arbeiten der Mitbewerber koordinieren will, gibt es noch keine konkrete Zeitangabe für den Beginn.

Da UGG noch keine Kooperation mit der Stadt geschlossen hat, gibt es hierüber keine Angaben.

Wie geht dieser Ausbau vonstatten?

Generell schließt die Deutsche Glasfaser Straßenzug für Straßenzug an die neue Infrastruktur an, damit die ersten Kunden bereits während der Baumaßnahme auf ihre Leistungen zugreifen können.

Die Telekom schreibt: "Beim Ausbau geht man immer in Teilabschnitten vor, um die Unannehmlichkeiten für die Anwohner zu minimieren. Wo immer möglich, greifen wir auf bestehende Netzstruktur zurück. Es wird nur dann eine Baugrube aufgemacht, wenn es unbedingt notwendig ist." Auch nach dem Ausbau des Glasfaser-Netzes werde das Bestandsnetz nicht sofort abgeschaltet. Erst wenn alle Kundinnen und Kunden aufs Glasfaserkabel gewechselt haben, würde die Telekom das bestehende Netz stilllegen. Hierfür gibt es keinen festen Termin.

UGG geht abschnittsweise vor. Das Vorgehen wird mit den Behörden abgestimmt.

Welche Bandbreiten stehen nach dem Ausbau zur Verfügung?

Die Deutsche Glasfaser bietet Privatkunden Datenvolumen von 300 Megabit pro Sekunde bis ein Gigabit pro Sekunde an. Geschäftskunden können höhere Bandbreiten buchen.

Die Telekom bietet heute "an einer Vielzahl von Anschlüssen in Kitzingen Geschwindigkeiten von 250 MBit/s" an. Nach dem Ausbau können Geschwindigkeiten von bis zu ein Gbit/s genutzt werden. Die Anschlüsse sind nach dem Ausbau im jeweiligen Abschnitt sofort nutzbar.

UGG kann in seinen bisher bestehenden Netzen Bandbreiten von 100 Mbit/s bis ein Gbit/s anbieten.

Bei Vodafone sind heute schon Bandbreiten zwischen 50 Mbit/s bis ein Gbit/s möglich.

Ab wann kann man die neuen Verträge mit Glasfaseranschluss buchen?

Die Vorverträge mit der Deutschen Glasfaser sind buchbar. Die Leistung und auch die Bezahlung beginnen nach dem Anschluss. Infos: Service-Point in der Mainbernheimer Str. 99 oder telefonisch unter Tel.: (02861) 813 34 10 oder im Internet: www.deutsche-glasfaser.de/kitzingen

Wer will, kann sich schon heute für einen Glasfaser-Anschluss der Telekom vormerken lassen und auch schon sein Einverständnis für eine Hauszuführung erteilen: www.telekom.de/glasfaser.

UGG kann noch keinen Zeitraum für Buchungen nennen. Weitere Infos: www.unseregrueneglasfaser.de

Vodafone bietet seine Leistungen schon länger in Kitzingen an: https://zuhauseplus.vodafone.de/internet-telefon/kabel

Glasfaser bis ins Haus

Herkömmliche Techniken zur Übertragung von Daten über das Internet ergänzen ein Glasfaser- mit einem Kupferkabel – und zwar spätestens auf der "letzten Meile" vom Verteilerkasten in der Nachbarschaft bis ins Haus. Die Anbindung des Nachbarschaftsverteilers mit Glasfaser nennt sich Fiber to the Curb (FTTC). Dabei ist der Verteiler zwar mit Glasfaser angeschlossen, aber eben nicht der Nutzer, zu dem ein Kuper- oder ein Koaxialkabel geht.
Bei FTTC teilen sich alle Anschlüsse am Verteiler die verfügbare Bandbreite. Je weiter man von einem Verteiler weg wohnt, desto weniger Datenvolumen kann genutzt werden. Und die benötigte Bandbreite steigt jedes Jahr an.
Fiber to the home (FTTH) bedeutet Glasfaserkabel bis ins Haus und gilt als zukunftsfähig. Das ermöglicht im Down- und im Upload gleichermaßen Gigabitgeschwindigkeit. Dabei muss die Bandbreite nicht mit den Nachbarn geteilt werden. Auch soll es nicht zu Qualitäts- und Geschwindigkeitseinbußen kommen.
Glasfaserkabel übertragen optische Signale in Lichtgeschwindigkeit. Damit gilt diese Technologie physikalisch als schnellste und effizienteste Form der Datenübertragung. Mit einem FTTH-Anschluss sind langfristig Übertagungsraten sogar bis in den Terabit-Bereich möglich. 
Quelle: Deutsche Glasfaser
 
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