Parkplatzprobleme, Stau und Fluglärm: Die beiden ehemaligen Dortmunder Nicole Kräge und Manuel Schühle hatten genug. Sie entschlossen sich für einen mutigen Neuanfang und zogen nach Kitzingen – eine Stadt mit 23.377 statt 612.065 Einwohnerinnen und Einwohnern. Was hat die beiden zu einem Wohnort- und gleichzeitigem Jobwechsel bewegt?
"Ich wollte aus Dortmund weg", sagt Schühle mit Nachdruck und nennt den Verkehr als Hauptproblem. "Das bisschen Stau, was ich hier gesehen habe, ist ein Witz im Vergleich zu Dortmund", sagt der 45-Jährige. Auch seine Partnerin ist staugeplagt. "Ich habe für zehn Kilometer mal fast eine Stunde gebraucht", erzählt Kräge. Hinzu kam der Wunsch nach beruflicher Neuorientierung.
Abschiedsfeier in Dortmund mit bayerischem Bier und Laugenbrötchen
"Ich habe meinen Job gekündigt, bei dem ich 24 Jahre war", erzählt sie. Ihr letzter Arbeitstag war daher recht emotional. "Ich habe eine Abschiedsfeier bekommen und durfte quasi nicht mehr arbeiten." Kolleginnen und Kollegen deckten ihren Schreibtisch mit bayerischem Bier und Laugenbrötchen. "Es war echt toll, was sie sich haben einfallen lassen", resümiert die 45-Jährige gerührt.
Ursprünglich wollte Schühle als Quereinsteiger im Bereich Kfz-Mechatronik in Würzburg oder Kitzingen anfangen. Nachdem er trotz 20 Jahren Berufserfahrung keine Stelle gefunden hatte, ist Schühle nun beim Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg tätig. Diese Tätigkeit passt zum 45-Jährigen, denn er ist auch gelernter Wasserbauer.
Für Kräge hingegen verlief die Stellensuche recht flott. An einem Freitag führte sie per Zoom das Vorstellungsgespräch, am Montag kam die Zusage. Nun hat die 45-Jährige einen neuen Verwaltungs-Job in Eisingen. Da das Paar nicht weit von Kräges Arbeitsstelle wohnen wollte, fiel die Wahl auf Kitzingen. Eine Großstadt wie Würzburg kam als Wohnort nicht infrage.
Schon die erste Fahrt durch Kitzingen, um die zukünftige Wohnung zu besichtigen, erlebten beide positiv und mit Belustigung. "Guck mal, hier ist der schiefe Turm von Kitzingen", sagte Kräge zu ihrem Partner Schühle. Zuvor hatte das Paar keinerlei Berührungspunkte mit der Kreisstadt. Die nächsten Freunde von Schühle wohnen in Nürnberg. "Ich kenne gar keinen hier in Bayern", sagt Kräge, was dem mutigen Neuanfang aber nicht im Wege stand.
Erster Besuch auf der Laurenzi-Messe und dem Volkacher Weinfest
Kulinarisch passen die ehemaligen Dortmunder in die Region. "Leberkäse, Laugenbrötchen und Laugenstangen haben wir sowieso schon immer gerne gegessen", sagt Kräge. Was das Paar noch vergeblich sucht, sind Laugenbrötchen. Diese seien in Kitzinger Bäckereien Mangelware, was Schühle nicht nachvollziehen könne. Gutes Besenbrot, eine Art Bauernbrot, vermissen die beiden auch.
Die letzten Wochen nutzte das Paar, um Würzburg und den Kitzinger Raum zu erkunden. Zwar sind die beiden keine großen Weintrinker, ein Besuch auf der Laurenzi-Messe und Frankens größtem Weinfest durfte trotzdem nicht fehlen. Schühle hat der erste Besuch auf dem Volkacher Weinfest gut gefallen. "Ich war nur erstaunt, dass man da Eintritt zahlen muss. Das kenne ich so gar nicht", sagt Schühle. Seine Partnerin stimmt ihm zu. "Das fand ich auch komisch."
Kräge empfand die Stimmung als recht nett. "Wir haben mit ein paar Leuten auf den Bänken gesessen und uns unterhalten", erzählt sie. Davon sei eine Person Ur-Volkacherin, die nun in Wuppertal wohne und regelmäßig das Weinfest besuche. "Bevor ich nach Dortmund gezogen bin, habe ich auch in Wuppertal, gelebt", freut sich Kräge über den ulkigen Zufall.
Besuch im Freibad auf der Mondseeinsel: Ein unvergesslicher Höhepunkt
Weniger froh ist Schühle über seinen Arbeitsweg nach Aschaffenburg. Ob daher ein weiterer Wohnortwechsel bevorsteht, lässt das Paar offen. "Nächstes Jahr geht im Würzburger Raum jemand in Rente. Dann gäbe es vielleicht die Möglichkeit, einen Job näher am Wohnort zu bekommen", sagt Schühle, der sich in Kitzingen wohlfühlt.
Ein Höhepunkt war der Besuch auf der Mondseeinsel. "Wunderbares Freibad, sehr groß", empfindet Schühle, der selber mal als Bade- und Saunameister tätig war. Auch Nicole Kräge mag ihren neuen Wohnort. "Ich finde das Ländliche schon schön. Vor allem, wenn man eine größere Stadt in der Nähe hat." Die 45-Jährige schätzt es, in der Kreisstadt spazieren zu gehen und Fahrrad zu fahren: "Kitzingen gefällt uns."
Muss man auch nicht, willkommen in Franken...
Kleine Hilfe für den Brotkauf:
Bäckerei Gebert Gnodstadt, mit einer Filiale in KT.
Oder den Freibäcker Erbel in Dispeck. Liegt in Mittelfranken.
Da müssen sie sich auch noch an unseren "Dialeggd" gewöhnen.
Den Rest macht der "Mädschig Schobbe" und die "fränggische Wurschd"
:) :)
Klar doch, Kitzingen und die ländliche Region verheißen eine bessere, behaglichere Atmosphäre als die anonyme Großstadt.
Freilich dürfte es die gleiche Zahl an Mitmenschen geben, die den umgekehrten Lebensweg bevorzugen. Viele mögen es lieber kleinteilig und beschaulich, andere das Flair und die Abwechslung einer größeren Metropole. So unterschiedlich sind eben Leben und Vorstellungen von individueller Lebensqualität.
und sogar noch kommentiert haben
scheint es doch interessant gewesen zu sein..
ich sag einfach nur
Willkommen im schönen Frankenland ;-)