Es ist doch schön, dass sich am Strand die Kinder so wie früher gerne in den Sand eingraben lassen. Neidisch beobachtet von den Erwachsenen, die das auch gerne mal wieder machen würden – sich aber nicht trauen. Auf Platz zwei der Zuguck-Hitliste am Strand sind jene Menschen, die immer noch glauben, sie könnten mit ihren seltsamen Luftsäcken tatsächlich Luft einfangen. Knapp dahinter auf dem Bronze-Platz rangiert der Spätnachmittag-Spaß: das verzweifelte Einpacken der Wurfzelte.
Einhörner pro Quadratmeter
Überhaupt ist der späte Nachmittag ein perfekter Moment: Der Sonnenuntergang rückt näher. Und die Einhörner verlassen nach und nach den Strand. Weil ja klar ist: Jedes Einhorn, das vom Strand verschwindet, ist ein gutes Einhorn. Hat eigentlich mal jemand ausgerechnet, wie viele Einhörner auf einen Quadratmeter Strand passen?
Irgendwann sitzt man dann endlich alleine da – bis auf Luca, die als App in diesem Sommer immer mit dabei ist. Ohne die App, so hieß es vor Urlaubsbeginn, gehe gar nichts. Keine Übernachtung. Kein Essengehen. Keine Veranstaltungen. Vor Ort sah dann alles ein wenig anders aus: mal ja, mal nein, mal vielleicht. Mitunter auch: bloß nicht! Genau genommen also eine ziemlich sinnlose Aktion. Infektionsnachverfolgung als Zufallsprinzip.
Die berühmte Krimi-Frage
Wenigstens aber eignet sich die App als Tagebuch: Man sieht, wann man wo war. Könnte ja sein, dass am Strand ein Einhorn umgebracht wird und der Kommissar dann die berühmte Frage stellt: "Wo waren Sie am Donnerstagabend gegen 20 Uhr?" Dann holt man sein Handy hervor, klickt auf die Luca-App und siehe da – es wird nichts angezeigt. Oder die Strandbar, aber das hilft einem in diesem Fall auch nicht aus der Patsche.
Nicht mal als Alibi taugt die App. Und es gibt noch ein Problem: Man vergisst gerne das Auschecken. Laut der App war ich beispielsweise einmal 23 Stunden und 14 Minuten in einer Eisdiele. Ein Traum. Hier zeigt die App ihre wahre Stärke und erfüllt sogar einen Menschheitstraum: Man kann an mehreren Orten gleichzeitig sein. Offiziell in der Eisdiele, inoffiziell in der Bierstube.
Das Allerbeste aber ist: Obwohl ich im Moment schon wieder arbeite, bin ich laut meiner App immer noch in der Strandbar meines Vertrauens eingecheckt. Wahrscheinlich für immer – weshalb der nahende Herbst in diesem Jahr so gar keine Angst machen kann.
Bisher erschienen: Wie der Sommer auf platt klingt, Küssende Engel und der brennende Fischergeist, Wenn der August im Stau steht und Wie sich der Sommer anhört .