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Kitzingen
Urlaubsreif: Küssende Engel und der brennende Fischer-Geist
Die Kolumne zum Sommer: Wenn eine Fisch-Bude hinter den Dünen plötzlich zu einer Open-Air-Disco wird, kann alles passieren - wie unser Kolumnist zu berichten weiß.
Wenn die Corona-Last im Urlaub abfällt, kann alles passieren, wie unser Autor zu berichten weiß.
Foto: Axel Heimken, dpa | Wenn die Corona-Last im Urlaub abfällt, kann alles passieren, wie unser Autor zu berichten weiß.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:31 Uhr

Eine normale Fisch-Kneipe hinter den Dünen. Ein normales Fischplatte-Abendessen. Als er plötzlich auftauchte: DJ Mannie. Übrig geblieben aus den 60er Jahren. Alt-Hippie. Die letzten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Kann ja heiter werden. Als würde der Kampf mit den Gräten nicht schon reichen, kam nun auch noch Mannie dazu. Erbarmen – zu spät, die Musikanlage war schon aufgedreht.

Es war Mannies erster Auftritt nach der langen Corona-Pause. Das ist wichtig zu wissen, weil Mannie an diesem Abend über sich hinauswuchs. Bald schon standen die Leute auf den Tischen. Dabei ging es etwas zäh los. Mit Trio und "Keine Sterne in Athen". Darin kommt der Satz vor: "Ich hab' den Urlaub nicht gewollt, Du hast gesagt es müsste sein!" Eine böse Falle. Wenn man das zu laut mitsingt, gibt das strafende Blicke und kann einen Abend in ganz andere Bahnen lenken.

Zum Glück schwenke Mannie schon bald von den 80ern auf die Mallorca-Schiene um. Ich hatte es bisher vermieden, mich mit den diversen Malle-Lieder auseinanderzusetzen. Ein Fehler, wie sich jetzt zeigte. Eine Perle reihte sich an die nächste. Bei "Mich hat ein Engel geküsst" von Mickie Krause bewegte sich sogar die Fischplatte. Oder die "Matrosen in Lederhosen" mit ihrem "Annemariechen". Ein Text wie eine Sturmflut: "Das Kind heißt Waldemar, weil es im Wald geschah!" Gefolgt von "Edeltraud, gezeugt im Heidekraut." Verbunden durch den Refrain "Trippel, trappel, trippel, trappel, trip".

Ich sage es mal so: Spätestens da brannte die Luft. Ein wenig trug sicher auch der "Fischer-Geist" dazu bei. Eine Spezialität des Hauses, die brennend serviert wurde und in zwei Schlucken getrunken werden musste. Nur gut, dass an Küste um 22 Uhr Ruhe herrscht und der Geist des Fischers zur Neige ging. Sonst wäre die Sache noch mehr ausgeartet. Aber so ist das, wenn die Corona-Last plötzlich abfällt und das normale Leben wieder da ist. Dann ist alles leicht und fühlt sich an wie, naja, Trippel, trappel, trippel, trappel, trip.

Urlaubsreif – die Kolumne zum Sommer. Bisher erschienen: Wie der Sommer auf platt klingt.

 
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