
Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" erhebt in seiner aktuellen Ausgabe schwere Vorwürfe gegen den unterfränkischen Gipskonzern Knauf. Demnach soll eine russische Tochter-Firma des Familienkonzerns aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) das Putin-Regime bei der Rekrutierung von Soldaten unterstützt haben. Auf Anfrage dieser Redaktion wies die Knauf-Geschäftsleitung den "Vorwurf einer willfährigen oder gar aktiven Unterstützung der Kriegführung mit allem Nachdruck zurück".
Im Firmen-Bus zur Wehrbehörde
Der "Spiegel" beschreibt einen Vorgang, der sich am 22. September im Knauf-Werk in Krasnogorsk vor den Toren Moskaus zugetragen haben soll. Demnach wurde zehn Männern kurz nach Arbeitsbeginn eine Anordnung vorgelegt, sich noch am selben Vormittag beim zuständigen Wehramt einzufinden. "Wenig später rollte ein Minibus der Firma vom Fabrikgelände und brachte die Männer zur Wehrbehörde", schreibt das Magazin. Erst dort sollen den zehn Russen dann die "verbindlichen Einberufungsbescheide" ausgehändigt worden sein. Weiter heißt es in dem Bericht: "Unter Knauf-Beschäftigten und Angehörigen schürt das den Verdacht, dass nicht das Wehramt entschieden hat, wer genau sich melden musste – sondern das russische Management von Knauf."
Während die Konzernmutter in Iphofen dem "Spiegel" lediglich mitgeteilt habe, man habe "von dem Vorgang" erst durch die Anfrage der Journalisten erfahren und werde der Sache nachgehen, antwortete Knauf auf eine Anfrage dieser Redaktion am Sonntag ausführlich. Man habe "zur Kenntnis nehmen" müssen, "dass das russische Knauf-Unternehmen in Krasnogorsk Ende September ein Schreiben erhalten hat, das die Einberufung von zehn Mitarbeitern zu einer turnusgemäßen, alle drei Jahre stattfinden Wehrübung für Reservisten enthielt", heißt es in der Stellungnahme. Die Namen der Mitarbeiter seien dem Unternehmen "von der zuständigen Behörde übermittelt worden".
Knauf: Auf "Erfassung der Reservisten keinen Einfluss"
Weiter schreibt Knauf: "In Russland werden Einberufungen, auch zu regulären Wehrübungen, in der Regel über den Arbeitgeber zugestellt. Weitere fünf Mitarbeiter wurden auf Anordnung der russischen Behörden zur Organisation der Wehrübung herangezogen." Letztlich seien die Betroffenen allerdings nicht zu der Übung angetreten, da sie kurzfristig abgesagt worden sei. "Im Rahmen der aktuellen Teilmobilmachung in Russland wurden bislang drei Knauf-Mitarbeiter zum Wehrdienst eingezogen."
Knauf sei "nach örtlichem Recht dazu verpflichtet, die Informationen an die Mitarbeiter weiterzuvermitteln", betont das Unternehmen. Und: "Die Geschäftsleitung hat auf die Erfassung der Reservisten keinen Einfluss und legt Wert darauf, dass es dabei keinerlei Auswahl unter den Mitarbeitern durch Knauf gegeben hat."
Namensliste laut "Spiegel" von Knauf-Fabrikleiter unterschrieben
Der "Spiegel" stellt dieses Detail anders dar. So habe die Verwaltung von Krasnogorsk Briefe an Betriebe in der Industriestadt verschickt samt einer Auflistung, "welche Firma welche Anzahl von Rekruten zu stellen habe". Laut "Spiegel"-Bericht tauchten darin keine konkreten Namen auf. Auch weil Unternehmen die Möglichkeit hätten, "bei den zuständigen Wehrkommissionen Beschäftigte für unverzichtbar zu erklären". Gleichzeitig liegt dem Nachrichtenmagazin nach eigenen Angaben eine Aufstellung mit den Namen der betroffenen Knauf-Mitarbeiter vor – unterschrieben von Fabrikleiter Alexander Trebunskich.
"Andere Unternehmen verhalten sich angesichts der Einberufungswelle weniger komplizenhaft", schreibt der "Spiegel" weiter. So habe etwa eine russische VW-Tochter die Produktion bereits im März gestoppt, die Arbeiter seien nicht mehr vor Ort im Betrieb. Der Konzern habe erklärt, "nie einen Einberufungsbescheid an Mitarbeiter verschickt" zu haben.
Auch ukrainische Knauf-Mitarbeiter eingezogen
Knauf steht seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in der Kritik. Dem Unternehmen werden gute Kontakte in den Kreml nachgesagt. Der 86-jährige Firmenpatriarch Nikolaus Knauf ist erst Mitte März nach öffentlichem Druck als russischer Honorarkonsul zurückgetreten.
"Wir bedauern die Entwicklungen in Russland außerordentlich", schreibt Knauf am Sonntag in seiner Antwort auf die Fragen der Redaktion. Man hoffe, "dass sowohl die in Russland als auch die in der Ukraine zum Militärdienst eingezogenen Mitarbeiter unserer Unternehmensgruppe bald wieder unbeschadet an Leib und Seele zu ihren Familien zurückkehren können". Abgesehen von den Vorgängen in Krasnogorsk seien "in der Ukraine für die ukrainischen Streitkräfte schon zu Beginn des Krieges Mitarbeiter zum Wehrdienst eingezogen worden oder haben sich freiwillig gemeldet". Für sie zahle Knauf die Gehälter weiter.
alle Knauf-Basher hier kaufen ausschließlich "fair" ein, haben keine Gas-Heizung und auch noch nie irgendwie nationalistisch gedacht...
Wahrscheinlich war es schon vor vielen, vielen Jahren der Kardinalfehler, sich in Russland zu engagieren, aber da war es ja auch noch gängige Politik, Russland möglichst eng in die Weltwirtschaft einzubinden, um seine Isolierung und damit aggressive Aktionen zu verhindern. Dafür kriegen ja jetzt die Leute mit Gasheizung Staatsknete, und wer auf erneuerbare Energien gesetzt hat, bezahlt dasselbe wie jemand mit Ölheizung... oder?
Kann man so sehen, ist aber nicht mein Verständnis von allg. Handlungsgrundsätzen. Das würde auch bedeuten, dass man sich berechtigt fühlt, sich unlauterer Mittel zu bedienen, falls Ziele nicht anders zu erreichen sind.
"Andere Unternehmen verhalten sich angesichts der Einberufungswelle weniger komplizenhaft", schreibt der "Spiegel" weiter. So habe etwa eine russische VW-Tochter die Produktion bereits im März gestoppt, die Arbeiter seien nicht mehr vor Ort im Betrieb. ........." Dann werden vermutlich diese ehemaligen Arbeiter halt auf andere Art und Weise eingezogen. Ich denke unsere elitären Journalisten, die einfach die Verhältnisse in Russland ignorieren, sollten endlich mal begreifen, dass es in Russland unter Putin andere Gesetze und Abläufe gibt. Verwaltungsgerichtsentscheidungen sind dort nicht wirklich gefragt. Natürlich ist es nicht gut, wenn ein Betrieb so über seine Mitarbeiter entscheiden muss. Auch wenn Knauf sich zurückgezogen hätte, wären sicherlich der eine oder andere ehemalige Arbeitnehmer unter den nun eingezogenen Menschen.
Es geht um die unmoralische und grenzenlose Gier eines Familienunternehmens mit einer Quasi-Monopolstellung.
Andere Unternehmen handeln vorbildlich und stellen ethische Grundsätze in den Mittelpunkt ihres Handelns.
haben die Behörden zum Chef gesagt, entweder er sucht die Leute aus, oder sie machen das, und er ist selber als erster dabei...
...