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Iphofen
Umstrittene Weinbergsbewässerung: Wo Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann in Iphofen die größten Probleme sieht
Der grüne Spitzenpolitiker tauscht sich mit Gegnern und Befürwortern einer Main-Pipeline nach Iphofen aus – und macht klar: Für ihn gibt es deutlich bessere Alternativen.
Hohen Besuch aus dem bayerischen Landtag: Das gipshaltige Gestein in den Iphöfer Weinbergen musterte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (rechts) hier mit (von links) Matthias Popp, Eva Trapp und Paul Knoblach.
Foto: Andreas Stöckinger | Hohen Besuch aus dem bayerischen Landtag: Das gipshaltige Gestein in den Iphöfer Weinbergen musterte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (rechts) hier mit (von links) Matthias Popp, Eva Trapp und Paul Knoblach.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:44 Uhr

Im Oktober wird in Bayern gewählt. Jetzt hat auch Ludwig Hartmann, der Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, dem Landkreis Kitzingen einen Besuch abgestattet. Dabei informierte sich Hartmann nicht nur über das Ökoprojekt der Abtei Münsterschwarzach. Er schaute auch in Iphofen vorbei und besuchte dort einen Weinberg des Bio-Weinguts Bausewein.

Dabei zeigte sich Hartmann nicht gerade begeistert mit Blick auf das gerade heiß diskutierte Thema einer zukünftigen Bewässerung der Weinberge mit Wasser aus dem Main. Intensiv hatte er sich in Iphofen mit Befürwortern und Gegnern dieser Lösung ausgetauscht. "Ich bin sehr skeptisch bei dem Weg, Oberflächenwasser aus Flüssen zu nehmen", sagte er. "Auch wenn man es nur im Winter entnimmt." Man könne heute noch nicht vorhersagen, so der Grünen-Politiker, ob der Wasserstand bei Flüssen in den kommenden Jahren im Wintern ausreiche.

Ein weiteres Problem sah er in der Frage der Genehmigung. "Wenn ich einem etwas genehmige, kommt der nächste Anrainer und sagt, wir wollen auch etwas vom Wasser." Wo fange man an, wo höre man auf, wenn solche Anfragen auf die Behörden zukämen? Wie wolle man es dann etwa der Landwirtschaft verwehren, auf ähnliche Art ihre Anbauflächen zu bewässern?

In Iphofen steht der Plan vieler Winzer im Raum, eine acht Kilometer lange Leitung vom Main bei Kitzingen nach Iphofen zu bauen. Vom Main soll dann Wasser im Winter entnommen werden und durch die Rohre nach Iphofen transportiert werden. Dort würde es in einem Stausee oder einem Speicherbecken gesammelt und dann zur Tröpfchenbewässerung in die Weinberge weitergeleitet. Für das Projekt errechnete ein Ingenieurbüro Kosten von 16 bis 18 Millionen Euro. Aber das ist schon ein Weilchen her. Der Freistaat trägt im Rahmen des Pilotprojekts – wenn es denn dazu kommt – 50 Prozent der Kosten (maximal zehn Millionen Euro), den Rest teilen sich Winzer und Stadt.

"Warum sollen wir für ein Privatprojekt die Natur kaputt machen?"
Klaus Sanzenbacher, Grünen-Stadtrat aus Kitzingen

Im Weinberg an der Iphöfer Kalb hatte Matthias Popp vom Weingut Bausewein zunächst seine Sicht vorgestellt. Er sei prinzipiell für eine Bewässerung, alles sei besser als die jetzige Situation. "Im Moment fahre ich mit einem Fass zur Wasserentnahme, ziehe Grundwasser heraus und bewässere damit eben den Weinberg", erklärte Popp. Allerdings sei beim Bau einer Leitung für ihn, der mit der Familie rund sechs Hektar bewirtschafte, die Frage der Kosten mit entscheidend. "Ob wir es uns leisten können, muss man sehen."

Hartmann sieht den richtigen Weg darin, Regenwasser in der Region zu halten. Er warf eine interessante Frage auf: Was geschehe mit dem Regenwasser, das etwa von den vielen Hallen und Gebäuden des Großkonzerns Knauf oder von anderen Gebäuden in Iphofen anfalle? Man müsse auch Möglichkeiten erwägen, dieses Wasser aufzufangen und später zu verwenden. Generell sei zu prüfen, ob und wie Oberflächen- oder Regenwasser versiegelter Flächen zur Bewässerung genutzt werden könne. Bislang werde es meist ins Kanalsystem geleitet und sei verloren.

Willkommen in Iphofen: Sabrina Bausewein und Matthias Popp vom Bio-Weingut Bausewein begrüßten Ludwig Hartmann, den Landtagsabgeordneten Paul Knoblach und Hermann Schmitt vom Fränkischen Weinbauverband.
Foto: Andreas Stöckinger | Willkommen in Iphofen: Sabrina Bausewein und Matthias Popp vom Bio-Weingut Bausewein begrüßten Ludwig Hartmann, den Landtagsabgeordneten Paul Knoblach und Hermann Schmitt vom Fränkischen Weinbauverband.

Beim Treffen mit Hartmann machten Gegner wie Befürworter ihren Standpunkt klar. Für Hermann Schmitt, den Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, ist klar: Ohne Bewässerung werde es in Zukunft in Iphofen schwierig, Weinbau zu betreiben. Warum solle man das Wasser in die Nordsee laufen lassen, anstatt es hier zu nutzen, fragte Schmitt. Auch Oberflächen- oder Regenwasser sei ein Thema. Zunächst gehe es darum, Lösungen zu haben. "Wenn wir nichts machen, wird die Landschaft hier nicht mehr in der Form existieren", prophezeite Schmitt.

Grünen-Stadtrat plädiert eher für Bewässerung von Äckern und Feldern

Klar gegen eine Leitung sprach sich bei der kurzen Debatte im Weinberg Klaus Sanzenbacher aus. Der Agraringenieur sitzt für die Grünen im Kitzinger Stadtrat. "Warum sollen wir für ein Privatprojekt die Natur kaputt machen?" Wenn schon, sei eine Bewässerung eher für den Ackerbau vertretbar. Dort werde Nahrung erzeugt.

Im Anschluss fand ein politischer Austausch mit dem Grünen-Spitzenpolitiker Hartmann sowie den lokalen Politikern Paul Knoblach, Landtagsabgeordneter aus Schweinfurt, und Wolfgang Lenhard, Landtagskandidat aus Dettelbach, statt. Dort ging es um aktuelle politische Fragen und Probleme. Das Thema Bewässerung der Weinberge wurde ebenso aufgegriffen.

Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte Iphofen als Veranstaltungsort gewählt, weil sich dort wohl eine Ortsrguppe gründen wird, wie Sprecherin Eva Trapp sagte. In Manfred Groithabe man in der Stadt einen Aktivposten.

 
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  • Arcus
    Kein kostbares Naß für die Luxusdroge Wein. Schon gar nicht steuersubventioniert.
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  • mppthi
    Sinnvoll wäre das Wasser versickern zu lassen als über Flurstraßen und Gräben in den Wehrbach abzuleiten??Ja die GRÜNE logik Vegan und doch Fett werden!!
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  • elkatvelo@t-online.de
    Bei 2-3 Speicherprojekten, die jetzt als Pilotspeicher kommen ( sollen ?) wäre ja nicht das Problem

    Aber dann muss man entlang der Flüsse das jedem genehmigen, wäre ja total ungerecht, wenn der Winzer oder Landwirt in Bamberg, Miltenberg oder in Kahl das Mainwasser nicht nutzen dürfte.
    Die Speicher kosten zig Millionen und sind nur mit erheblicher Förderung durch die Allgemeinheit zu finanzieren ?? Für Wein ist das schon sehr grenzwertig.

    Wieso soll Iphofen davon profitieren und die Großlangheimer, Wiesenbronner und Rödelseer vertrocknen ??? Hat das mit bestimmten Edelweingütern zu tun ??
    Wieso hat man kein Gesamtprojekt "Schwanberg" gefördert ??
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  • Michael W. Zink
    Einfach mal diesen Artikel lesen, dann wird klar, woher das Mainwasser kommt!

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/der-main-in-zahlen-und-stichworten-spannende-fakten-zu-frankens-wichtigstem-fluss-art-11158991
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  • mppthi
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Warum solle man das Wasser in die Nordsee laufen lassen, anstatt es hier zu nutzen, fragte Schmitt."

    Dafür, dass es auch in Frankfurt noch einen Main gibt.
    Dafür, dass es noch eine Binnenschiffahrt gibt.
    Dafür, dass es noch Meefischli gibt.
    Es gibt unendlich viele sinnvolle Antworten auf die Frage des Herrn Schmitt.
    Frage an Herrn Schmitt. Können Sie ausserhalb ihrer Blase noch irgendwas erkennen?
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  • sabbel
    Unsere Bauern produzieren Lebensmittel, weshalb das gesammelte Süßwasser im Land bei unseren Bauern viel besser verwertet werden kann, als von den Fischen in der Nordsee.
    Bekanntlich wird es in unseren Weltmeeren sowieso einen Antieg des Meeresspiegels geben, der vom abschmelzen der salzarmen Polarkappen herrührt.
    Von daher gilt es von den großen Bewässerungsprojekten in den Süßwasserarmen Gebieten unserer Erde zu lernen, diese Regionen sind uns viele Jahre weit voraus ..
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Oh ja, dies Bewässerungsprojekte sind so erfolgreich, dass sich die Wüsten immer mehr ausbreiten.
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  • robert.hippeli@t-online.de
    @sabbel!
    Klar können wir auch die Bäche und Seen und Flüsse anzapfen und austrocknen lassen. Klar geht das, aber das ist egoistisch und verlagert die Probleme auf Andere! Aber das ist gesabbel!

    Und das nur wegen der Alkoholproduktion?

    Ich denke sie verstehen auch das Klima und den Klimawandel nicht richtig, den der Meeresanstieg kommt nicht aus der Rhön, dem Fichtelgebirge oder dem Steigerwald!

    Was ökologische sinnvoller wäre, sind Regensammelbecken oder Stauseen und dies am sinnvollsten in den Hochlagen! Hier würde in den regenreichen Zeiten (Herbst, Winter und Frühjahr), das Bewässerungswasser für den Sommer gespeichert.

    So muss man heute denken und nicht egoistische anderen das Wasser stehlen!
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  • elkatvelo@t-online.de
    bitte genau informieren, es geht um das Hochwasser im Winter, da ist das überhaupt kein Problem von der Wassermenge, aber es sind die irrwitzigen Kosten im Winter das Wasser zu speichern, um es im Sommer verwenden zu können.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    So ein Speichersee wurde in einer Studie der LWG wegen untauglichem Untergrund für problematisch gehalten. Da werden direkte Bewässerung aus dem Main oder neue Brunnen vorgeschlagen. Der Speichersee ist eher ein Wunschtraum der nur mit viel Beton realisier werden könnte.
    https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/weinbau/dateien/6_l%C3%B6sungen_und_modelle_zur_wasserversorgung_in_franken_wbt_2016__min.pdf
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
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  • sabbel
    Güne und Logik.
    Irgendwie passt das nicht zusammen ..
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