
Der Gelbe Krieger an der Südbrücke, die im Volksmund "Rostitia" genannte Skulptur vor dem Amtsgericht und ganz aktuell das als "Signature" vorgestellte Kunstwerk, das künftig das Staatsarchiv zieren soll: Drei Beispiele, die man vor Augen hat, wenn in Kitzingen von Kunst am Bau die Rede ist. Der Freistaat Bayern sieht sich bei dem Thema in der Vorbildrolle und will großen Bauprojekten auf diese Art das gewisse Extra verleihen.

Für den Künstler und Stadtrat Klaus Christof könnte es durchaus mehr solcher Beispiele geben, auch an städtischen Gebäuden. Die Zeiten, da "kunstsinnige Bürger" in Kitzingen besondere Orte mittels zeitgenössischer Kunst zu bereichern und aufzuwerten suchten, sieht er längst vorüber. Heute entdeckt er vielerorts gesichtslose Architektur und "eine Tendenz, Schuhschachteln zu produzieren ohne jeden Schmuck", wie er gerade bei einer Diskussion im Stadtrat sagte.
Bei zwei Anträgen geht es um Bahnhof und Kaiserstraße
Christof will sich mit der "kulturellen Armut", wie er es nennt, nicht abfinden und hat dazu aufgerufen, Kunst im öffentlichen Raum wieder sichtbarer zu machen – so, wie es bis in die 1970er-Jahre hinein auch in Kitzingen guter Brauch gewesen sei. Deshalb hat er mit Blick auf zwei geplante öffentliche Projekte Anträge in den Stadtrat eingebracht, die sich dem Thema widmen: Sowohl im Umfeld des Bahnhofs als auch in der Kaiserstraße sollen für "künstlerische Gestaltungen" Gelder bereitgestellt werden, im einen Fall 400.000 Euro, im anderen 300.000 Euro.
Die Summen versteht Christof als Orientierungswerte, angelehnt an die kalkulierten Baukosten. Sie seien nicht in Stein gemeißelt. Daher wies er die Bedenken Stephan Küntzers (CSU), der sich "jetzt nicht vorstellen" kann, 700.000 Euro für Kunst auszugeben, umgehend zurück.

Die grundsätzliche Kritik, nicht nur von Küntzer, aber war: Man könne als Stadt nicht immer wichtige Aufgaben wie die Sanierung der Alten Mainbrücke verschieben und dann Geld in Kunstwerke stecken. Besonders deutlich hörte sich das bei Timo Markert (CSU) an. "Bevor wir irgendwelche Grünen Krieger finanzieren, sollten wir erst mal unsere Stadt wieder schön machen."
Für den OB ist Kunst am Bau die "Sahnekirsche auf der Torte"
Christof machte die umgekehrte Rechnung auf: "Ich bin davon überzeugt, dass sich Investitionen in Kunst und Kultur lohnen." Auch Manfred Paul (SPD) war der Meinung: "Kunst kommt in der Stadt zu kurz." Siegfried Müller (UsW) versuchte, eine Brücke zwischen Skeptikern und Befürwortern zu bauen. "Wir sollten klären, ob wir für diese Kunstwerke Mittel aus der Städtebauförderung bekommen." Bis zu 60 Prozent Zuschuss könnte die Stadt in diesem Fall abgreifen, was manchem wohl die Entscheidung für Kunst am Bau erleichtern würde.
Insgesamt war die Bereitschaft im Stadtrat groß, Christof auf seinem Weg zu folgen. Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) sieht in der Sache aber kein Gebot zur Eile. Kunst am Bau sei die "Sahnekirsche auf der Torte", werde also erst umgesetzt, wenn das Projekt schon fast vollendet sei. Noch hätten weder der Umbau des Bahnhofsumfelds (geplant Mitte 2025) noch die Neugestaltung der Kaiserstraße (nicht vor 2027) begonnen.

So ist das Thema jetzt erst einmal in den Kulturbeirat verschoben, wie es sich auch Christof vor einer abschließenden Festlegung gewünscht hat. Stadtheimatpfleger, Kulturreferent und Bauamt sollen ebenfalls gehört werden. Mithilfe ihrer Expertise könnte der Stadtrat dann in die Lage versetzt werden, sich ein Urteil zu bilden und zu gegebener Zeit über die vorliegenden Anträge Christofs abzustimmen.
Beispiel:
Vor einigen Jahren war ich in Antalya (Türkei). In der Innenstadt sind dort entlang einer belebten Straße in der Altstadt gut-lebensgroße Figuren von Handwerkern und Musikern aufgestellt, die ihre Arbeit tun, z.B. Geiger, Straßenkehrer. Diese Figuren sind sympathische "Hingucker", die zu Bürgerbeteiligung einladen. Als ich da war, hatte z.B. jemand dem Straßenkehrer zerknülltes Papier vor den Besen gelegt.
oder,
was nützen alte verschnörkelnde Gebäude, wenn in die muffigen und unenergetischen Bruchbuden keiner mehr investieren will?
"Schuhschachteln" sind leider häufig weder das eine noch das andere.