
Der IHK-Gremialausschuss und die Wirtschaftsjunioren Kitzingen haben sich auf Einladung ihres Vorsitzenden Bernhard Etzelmüller über den geplanten Umbau von Kaiserstraße und Königsplatz informiert. Oberbürgermeister Stefan Güntner stellte im Sitzungssaal des Rathauses das Vorhaben aus Sicht der Stadt vor und lobte das Ergebnis des Ideenwettbewerbs mit einem Gewinner aus der Region. Er räumte ein, dass die Baustelle auch wegen ihrer Dauer zur Herausforderung für den Einzelhandel werde.
Mit weiteren Entscheidungen, auch zu diesem zentralen Vorhaben, sei er zunächst vorsichtig, so Güntner. Denn es sei nicht bekannt, wie sich eine neue Bundesregierung zur Wirtschaftsförderung positionieren werde. Zeitlich habe die Stadt das Projekt deutlich nach hinten verschoben. Zunächst müssten die Parkplätze am Staatsarchiv und danach die am Bleichwasen fertig sein. Baubeginn sei demnach nicht vor 2027.
Parkgebühren in der Innenstadt werden wohl steigen
Fest stehe, dass mit dem Umbau dieser Hauptverkehrsachse etwa 40 Parkplätze in der Stadt wegfallen. Besuchern sei ein Fußweg von 500 Metern vom und zum Bleichwasen aber zumutbar. Güntner erwartet zudem, dass die seit Ende 2020 für die Allgemeinheit gesperrte Parkgarage unterhalb der Sparkasse zumindest für Dauerparker wieder nutzbar werde. Er bezweifelte, dass nach Abschluss der millionenteuren Maßnahme eine Parkgebühr von 1,10 Euro für zwei Stunden zu halten sein werde, eher gebe es eine "Brötchentaste".
Ziel der Maßnahme ist laut Stadtplaner Thomas Wieden neben der Sanierung und Erneuerung, den Verkehr zu beruhigen und die Aufenthaltsqualität verbunden mit Barrierefreiheit zu steigern. Der Autoverkehr soll reduziert werden, jedoch nicht verschwinden. Den Königsplatz stellt sich Wieden als grüne Oase mit Spielbereich im urbanen Umfeld vor, dazu werde die jetzige Fahrbahn zugunsten von Fußgängern und Gastronomie geschlossen.

Der Platz der Partnerstädte vor dem Landratsamt bleibe als Grünfläche erhalten. Jedoch werde der Brunnen mit Sitzmöglichkeiten und niveaugleichen Gehwegen und Straßen frei gestellt. Für Feste seien Sperrungen möglich. Der dominante Kreisel am Gustav-Adolf-Platz werde mit neuem Verkehrsverlauf zum Ruhebereich. Der Straßenbelag wechselt zwischen Asphalt und Pflaster, hinzu kommen mehr als 60 Bäume, die nach dem Stockholmer Modell (Pflanzgruben mit Rückhaltevolumen) gesetzt werden. Für den ruhenden Verkehr bleiben 85 Parkplätze, 20 weitere sind zeitweise für die Gastronomie nutzbar.
In Würzburg war der Einzelhandel zu wenig eingebunden
Bei einer voraussichtlichen Bauzeit von viereinhalb Jahren summieren sich die Kosten auf 15,2 Millionen Euro – ohne Arbeiten im Untergrund. 80 Prozent der Kosten sind aus dem Förderprogramm "Klimawandel Innenstadt" zuwendungsfähig. Auftakt der Bauarbeiten ist am Platz der Partnerstädte mit einer Vollsperrung bei einer Bauzeit von 15 Monaten, Anlieferungen sollen jederzeit möglich sein.
Daniela Binder von der Werbegemeinschaft "Eichhörnchen" in Würzburg stellte die Erfahrungen des dortigen Einzelhandels vor. Anders als in Kitzingen sei man zu wenig eingebunden gewesen, hier werde besser geplant. Die Händler müssten spüren können, dass sie und ihre Sorgen von Ansprechpartnern und nicht mit verwirrenden Wegen ernst genommen werden.
In Würzburg habe die Situation in sieben Jahren Bauzeit Einzelhändler sogar zusammengeführt, sie seien selbst aktiv geworden. Im Dezember habe die Baustelle geruht. Sie riet der Bauleitung, Bauzäune und Material nicht sichtbehindernd aufzustellen und zu erlauben, daran auf Geschäfte hinzuweisen. Es habe Einbußen gegeben, niemand aber habe aufgeben müssen. Der zunächst große Respekt vor dem Vorhaben sei Zufriedenheit gewichen.
Geschäftsleute sollen sich mit der Baustelle vertraut machen
Frank Gimperlein vom Kitzinger Stadtmarketingverein zeigte sich von den Ausführungen beeindruckt und unterstrich, dass das Stadtmarketing von Anfang an eingebunden worden sei. Gewerbetreibende forderte er auf, aktiv zu werden und nicht zu warten, bis Kunden kommen. Fünf Jahre Baustelle müssten gemeinsam zu schaffen sein. Gimperlein und Jens Pauluhn, der Leiter des Kitzinger Tiefbauamts, erarbeiten derzeit einen Fragenkatalog, um die Bedürfnisse von Händlern und Anliegern zu erfahren.
Der Nürburgring wurde 1925 begonnen und 1927 eröffnet und der war damals 28,3 Kilometer lang.
In ein paar Jahren dann so hier: massives Ladensterben in der Kitzinger Innenstadt.
Sämtliche Erfahrungen aus vielen verschiedenen Städten zeigen: Eine Innenstadt braucht Aufenthaltsqualität, damit Menschen dorthin kommen und nicht online einkaufen. Außerdem profitieren die Gastronomie und die Anwohner. Eine Innenstadt ist kein Gewerbegebiet, wo man hinfährt, die Einkäufe vor Ort einlädt und wieder wegfährt.
Wenn ein paar Parkplätze zugunsten von Bäumen und Außengastronomie wegfallen, geht weder das Abendland unter noch führt das zu "massivem Ladensterben" - ganz im Gegenteil!
Fragen Sie doch mal lieber die Leute, die es betrifft, nämlich die Einzelhändler. Es gibt doch genügend Ortschaften in Bayern, die in den Genuss solcher Maßnahmen kamen und wo es gesicherte Erfahrungen über die Auswirkungen auf den Handel gibt. In kleineren Städten ohne nennenswerten Tourismus ist die Aussage fast immer die, dass die Umsätze zurück gingen.
Sowohl Studien des HBE als auch bayerischen Einzelhandelsverbands sehen das genauso wie ich.