Im Kitzinger Innopark soll das Technologietransferzentrum Kitzingen (TTZKT) entstehen – wenn es nach dem Willen der Landrätin Tamara Bischof, 15 Unternehmen aus dem Landkreis sowie der Handwerks- als auch der Industrie- und Handelskammer und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) geht. Gemeinsam haben sie eine Absichtserklärung zum Aufbau und Betrieb unterschrieben, die jetzt nach München ins Wissenschaftsministerium an Minister Markus Blume geht.
Dass der Landkreis bereit für ein solches Projekt ist, zeigt die Geschwindigkeit, in dem es voranschreitet. Vor etwa einem Jahr stellte die Landrätin vor dem IHK-Gremialausschuss erstmals die Idee eines TTZ vor. Innerhalb eines Jahres gelang es, 15 Unternehmen ins Boot zu holen, die Finanzierung zu sichern, den potenziellen Standort im Innopark zu finden und eine fertige Projektskizze zu erstellen. Jetzt liegt es am Freistaat, wie es weitergeht.
Was ist ein Technologietransferzentrum?
Sinn und Zweck eines TTZ ist es, Wissenschaft und Wirtschaft zu verknüpfen. Die Wirtschaft soll von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren. Für das Bayerische Wissenschaftsministerium ist eine schnelle Übertragung von Wissen und Technologien aus den Hochschulen in Wirtschaft und Gesellschaft ein Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit Bayerns. Deswegen werden seit 2009 im Umfeld von Hochschulen für angewandte Wissenschaften (früher: Fachhochschulen) bayernweit Technologietransferzentren errichtet. Ihre Aufgabe ist es, in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Unternehmen anwendungsbezogene Forschung zu betreiben. Der fachliche Schwerpunkt liegt dabei auf der Struktur der Unternehmen in der Region.
Was soll im TTZKT erforscht werden?
Die Unternehmen aus dem Landkreis Kitzingen haben sich für den Schwerpunkt Robotik, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung entschieden. "Ein gutes Querschnittsthema mit Potenzial", sagte Stefan Möhringer, Vize-Präsident der IHK und Geschäftsführer der Simon Möhringer Anlagenbau GmbH in Wiesentheid, in seinem Grußwort. Das sieht auch Tatjana Horst so. Die Beauftragte für Innovation und Technologie der Handwerkskammer betonte, dass auch im Handwerk kein Weg an der Automatisierung vorbeiführe. FHWS-Professor Jean Meyer, Studiengangleiter Robotik, stellte den Unternehmen und Politikerinnen und Politikern die Projektskizze vor. Allein, die Tatsache, dass 15 "hochkarätige Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Bereichen" sich für diesen Schwerpunkt entschieden haben, zeige den großen Bedarf, sagte er bei der Präsentation.
Was bringt das TTZ dem Landkreis?
Mit solchen Projekten sollen Studierende aufs Land gelockt und Absolventen dort gehalten werden. Unternehmen können so leichter und direkt Nachwuchs generieren, was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels bedeutsam ist.
Was versprechen sich die Unternehmen im Landkreis vom TTZ?
Forschungen, die die eigenen Unternehmen nicht leisten können, und neue Produkte, die sich aus den Ergebnissen entwickeln lassen – das bestätigt Michael Duelli, Technischer Leiter Knauf PFT. Er ist besonders an Projekten der Robotik interessiert. "Es gibt immer weniger Maler und Verputzer", sagt er. "Von Robotik versprechen wir uns sehr viel." Das sei ein Bereich, in dem Knauf keine eigene Forschung leisten könne. Doch auch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind für den Weltmarktführer interessant.
Wie soll das TTZKT gestaltet werden?
Für das TTZKT ist eine Stiftungsprofessur geplant. Diese Stelle übernimmt die Leitung des TTZ, bahnt Projekte an und begleitet sie fachlich. Unterstützung erhält die Leitung von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden und einem Laboringenieur. Sie werden alle fest im Kitzinger Innopark arbeiten. Ist Unterstützung nötig, helfen wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte der FHWS aus. So sollen im TTZKT auch Praxissemester oder Abschlussarbeiten möglichen sein. Projekte, Ideen und Probleme der Unternehmen sollen gleichberechtigt behandelt, betont Wirtschaftsförderer Frank Albert. Auch das sei ein Grund, warum sich so viele unterschiedliche Firmen beteiligen.
Wie finanziert sich das TTZKT?
Das TTZKT ist zunächst auf fünf Jahre angelegt und soll 2023 starten. Alle Partner beteiligen sich finanziell an einer Stiftungsprofessor. Der Landkreis gibt pro Jahr 20.000 Euro. Insgesamt stehen mit dem Geld der Unternehmen etwas mehr als 200.000 Euro pro Jahr aus dem Landkreis Kitzingen zur Verfügung. Der Freistaat Bayern fördert das TTZKT mit einer Anschub-Finanzierung von 6,15 Millionen Euro. Außerdem rechnet Professor Meyer mit etwa 1,5 Millionen Euro Forschungsförderung.
Wie geht es jetzt weiter?
Ist die Absichtserklärung in München eingegangen, heißt es warten. Es gibt weder eine Bewerbungsfrist noch ein Datum, bis wann München entschieden haben muss. Ist die Entscheidung gefallen, dauert es zwölf bis 18 Monate bis wirklich in Kitzingen geforscht werden kann. Michael Klos, Leiter des Innoparks, zeigte bei einem Rundgang das Gebäude 23, in dem das TTZKT untergebracht werden soll. "Dach und Fach werden gerade saniert", erklärte er. Das Gebäude soll zu 100 Prozent energieautark sein. Sobald der Startschuss gefallen sei, könne der Innenausbau mit der Hochschule geplant und umgesetzt werden.