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Kitzingen
Sie bekommen den ganzen Ärger über hohe Spritpreise ab: Damit verdienen Tankstellen wirklich ihr Geld
Steuern und Abgaben fressen die Hälfte des Spritpreises auf. Was bei Pächterinnen und Pächtern hängenbleibt – und mit welchen Strategien sie Gewinn erzielen.
Michael Iglhaut und seine Mitarbeiterinnen Rosi Thomas (von links) und Angelika Pfeuffer sind stolz auf 'ihre' Aral-Tankstelle in Marktbreit mit dem kleinen Shop.
Foto: Hartmut Hess | Michael Iglhaut und seine Mitarbeiterinnen Rosi Thomas (von links) und Angelika Pfeuffer sind stolz auf "ihre" Aral-Tankstelle in Marktbreit mit dem kleinen Shop.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:10 Uhr

Staatlicher Tankrabatt hin oder her: Das Tanken ist nach wie vor eine teure Angelegenheit. So mancher Kunde fühlt sich vom Tankstellenpächter ausgenommen. Und so manche Kundin lässt ihren Frust dann vor Ort in der Tankstelle ab. Doch ist das gerechtfertigt? Wie viel bringt den Betreiberinnen und Betreibern von Tankstellen eigentlich der weiterhin so hohe Preis?

Einer, der es wissen muss, ist Michael Iglhaut. Er ist der Chef des gleichnamigen Mercedes-Autohauses, zu dem seit 1998 auch die Aral-Tankstelle in Marktbreit gehört. Einst haben die Mitarbeiterinnen ein Bürgerbegehren gestartet und so 2013 den Erhalt dieser Tankstelle erkämpft. Und heute?

Tankstellenpächter versteht den Ärger wegen der hohen Preise

Iglhaut wehrt sich gegen Vorwürfe von Kundinnen und Kunden: "Wir haben keine Lust, die Prügelknaben der Nation zu spielen." Gleichzeitig denkt er jedoch pragmatisch. Es verstehe den Ärger wegen der ausgeuferten Spritpreisen, doch die Tankstellenpächter könnten nichts dafür. Sie haben keinerlei Einfluss auf die Spritpreise, die alleine die Konzerne – wie in Iglhauts Fall Aral – vorgeben, da Sprit Agenturware sei.

Denn bei einem Literpreis von zwei Euro fressen Steuern und Abgaben an den Staat 49 Prozent auf. Weitere 45 Prozent gehen etwa an die Mineralölkonzerne. Den Tankstellenbetreibern bleibt unter dem Strich nicht mehr als eineinhalb Cent pro Liter.

Sie bekommen den ganzen Ärger über hohe Spritpreise ab: Damit verdienen Tankstellen wirklich ihr Geld

"Wir leben praktisch nur von unserem Shop", verdeutlicht der Marktbreiter. Tabak, Getränke, Zeitungen und dergleichen bescheren laut Iglhaut monatlich einen fünfstelligen Umsatz, der ausreicht, um die Personalkosten zu decken und über die Runden zu kommen.

Auch Manfred Strohofer, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohofs in Geiselwind sagt: "Vom Tanken selbst könnten wir nicht existieren." Die Strohofers verkaufen rund zehn Millionen Liter Super und Diesel pro Jahr für Shell. Aber auch in Geiselwind würde die Tankstelle ohne Shop oder Waschanlage nicht rentabel funktionieren.

Manfred Strohofer, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohofs betont, 'dass wir vom Tanken selbst nicht existieren könnten'.
Foto: Hartmut Hess | Manfred Strohofer, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohofs betont, "dass wir vom Tanken selbst nicht existieren könnten".

Die Waschanlagen sind ein gutes Zubrot für die Tankstellenpächter, um den Betrieb wirtschaftlich darstellen zu können. Michael Iglhaut hat nach eigenen Angaben vergangenes Jahr erst 50.000 Euro in seine Waschanlage investiert und will heuer noch für die Unterbodenwäsche nachlegen, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. Manfred Strohofers Unternehmen tätigte zuletzt noch weit höhere Investitionen in eine Lkw-Gastankstelle und einer Elektrotankstelle.

In Tankstellen-Shops können die Eigentümer ihre Preise selbst festlegen

Beide haben ein weiteres Problem für ihre Betriebe erkannt: Die Bürgerinnen und Bürger fahren weniger, um ihre Ausgaben zu senken bei solch horrenden Spritpreisen wie in diesem Jahr. Zudem verringerten moderne und effizientere Motoren den Spritverbrauch, sagen Strohofer und Iglhaut.

Dessen Tankstelle in Marktbreit ist dank des Bürgerbegehrens dauerhaft gesichert – und der Chef kann auf ein zuverlässiges Team um Angelika Pfeuffer bauen. "Unser Shop ist mit nur 40 Quadratmetern klein, aber schnuckelig", sagt Michael Iglhaut. Zudem sei er aus ökonomischer Sicht unverzichtbar. Und als Eigentümer können Iglhaut und Strohofer wenigstens die Preise in ihren Shops selbst festlegen.

Tankstellenchef verteidigt die Mineralölsteuer

Das wiederum kann ein angestellter Tankstellenchef aus dem südlichen Landkreis, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, nicht. Er begrüßt zwar die aktuelle Entlastung der Autofahrerinnen und Autofahrer durch einen Tankrabatt der Bundesregierung. "Doch die Mineralölsteuer brauchen wir unbedingt", verteidigt er die Steuer zum Unterhalt unseres Straßen- und Autobahnnetzes.

Doch auch er weiß – wie seine Kollegen – um die Wichtigkeit seines Shops. Zu dessen Bedeutung für die Kundinnen und Kunden liefert er eine plakative Erklärung: Die Leute könnten sich ein Schnitzel oder ein Eis leisten, aber einen Ferrari eben nicht.

 
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  • S. K.
    die Tankstellenpächter sollten mal streiken
    dann können die "Konzerne" ihre Brüh selber verkaufen...

    kann ja nicht sein
    das ne Cola an der Tanke 5€ kosten muss
    damit der Tankwart überhaupt überleben kann...
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  • D. E.
    "Cola an der Tanke 5€"

    Man muss es ja nicht kaufen.
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  • F. S.
    die sollen die maut gebühren einführen wie die anderen Länder auch dann kann de Sprit Preis doch billiger werden aber der Deutsche bezahlt ja alles wie immer
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  • P. B.
    Nichts gelernt aus Andi´s Blamage? Soll ich auch noch Maut für 2 Autos bezahlen, aber nur eines fahren kann. Und dann so gut wie nie Autobahn?
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  • L. W.
    @ casey2010

    Was würde eine Autobahn Maut am Tankstellenpreis für Diesel oder Benzin bewirken?

    Nichts!

    Und wenn die CSU nicht zu blöd gewesen wäre und einfach die österreichische Lösung abgeschrieben hätte, dann könnte unser Staat schon viele Jahre davon profitieren.
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  • M. K.
    Bei dem Wegfall oder Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse wird es genauso sein, wie beim Benzin. Die Konzerne gehen vorher mit dem Preis hoch und der Preis bleibt und irgendwelche "Sprecher" erzählen uns mit unschuldigem Augenaufschlag, dass sie nichts dafür können. Und dann ist wieder die Politik schuld.
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  • D. E.
    Unwahrscheinlich. Im Lebensmittelbereich gibt es nicht nur 3-4 Konzerne. Es gibt auch Markt, Direktverkauf, usw.
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