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Würzburg
Eine Woche Tankrabatt in Würzburg: Warum an den Tankstellen der Frust um sich greift
Seit einer Woche gilt der bundesweite Tankrabatt. Das vermeintliche Steuergeschenk ist allerdings schon deutlich geschrumpft. Zwischenfazit aus Würzburg.
Blick auf die Preistafel an einer Veitshöchheimer Tankstelle am Dienstag: Die Preise bleiben hoch.
Foto: Patty Varasano | Blick auf die Preistafel an einer Veitshöchheimer Tankstelle am Dienstag: Die Preise bleiben hoch.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:10 Uhr

Seit einer Woche soll der staatliche Tankrabatt das Tanken billiger machen. Aber macht er das auch – und in welchem Umfang? Auf der Suche nach einem Zwischenfazit hat die Redaktion die Tankpreise der letzten Wochen untersucht und die Menschen an den Würzburger Zapfsäulen befragt. Der Eindruck: An den Tankstellen sinkt mit der erhofften Ersparnis auch die Stimmung.

Das Versprechen zum Start des Tankrabatts am 1. Juni war deutlich. Um 35 Cent sollte der Liter Benzin und um 17 Cent der Liter Diesel billiger werden. Der Vergleich Würzburger Tankstellen jeweils um 10 Uhr morgens zeigt auf, dass diese Zielsetzung weit verfehlt wird. Am Morgen des 7. Juni, also eine Woche nach dem Tankrabatt-Start, liegt die Ersparnis gegenüber dem 31. Mai nur noch bei durchschnittlich 4 Cent für Diesel und 19 Cent für Benzin E10. Die Preise waren allerdings auch schon in den Tagen vor dem Tankrabatt-Start deutlich gestiegen.

Mineralölkonzerne geben die Steuerersparnis nicht weiter

Weil die Mineralölkonzerne die Steuerersparnis nicht an die Kundinnen und Kunden weitergeben würden, sondern nur ihre Gewinne erhöhten, wird in der Bundespolitik eine sogenannte Übergewinnsteuer diskutiert. Damit sollen Unternehmen, die von Krisenzeiten besonders stark profitieren, mit einer Sonderabgabe belegt werden.

"Ich finde es unverschämt, was die Ölkonzerne machen, deswegen bin ich natürlich für eine Extrasteuer."
Siglinde Königer, Rentnerin

Diese Forderung ist an diesem Dienstag auch an den Würzburger Tankstellen angekommen. "Ich finde es unverschämt, was die Ölkonzerne machen", sagt beispielsweise Siglinde Königer, "deswegen bin ich natürlich für eine Extrasteuer". Die Rentnerin besucht regelmäßig in Würzburg ihr Enkelkind und fährt inzwischen deutlich seltener und spritsparender Auto. Sie kritisiert das "Gießkannenprinzip" des Tankrabatts: "Für uns Rentner ist das einfach nicht zielführend."

Frust und Ärger über die Maßnahme

Während er selbst tankt, kritisiert auch Gerhard Peteler die Steuersenkung als "Geschenk für die Ölkonzerne". Er ärgert sich, dass von einem Rabatt wegen der langfristigen Preissteigerung nicht viel zu spüren sei. Der Würzburger Hausarzt kommentiert in ironischem Ton: "Wenn ich Aktien hätte, hätte ich vom Tankrabatt mehr gemerkt."

"Wenn ich Aktien hätte, hätte ich vom Tankrabatt mehr gemerkt."
Gerhard Peteler, Hausarzt aus Würzburg

Ebenfalls enttäuscht von der Steuersenkung ist ein Fahrschullehrer, der seinen Namen nicht nennen möchte. Berufsbedingt würde er sehr stark auf die Spritpreise achten, aber von der Senkung merke man nicht viel. "Sehr schade", findet er, "dass die Politik nicht viel mehr zur Entlastung unternimmt". Die hohen Spritpreise würden auf die Fahrstundenpreise umgelegt und daher zum langfristigen Finanzierungsproblem für Fahrschülerinnen und -schüler.

Eine Woche Tankrabatt in Würzburg: Warum an den Tankstellen der Frust um sich greift

Zur Entlastung bei den Mobilitätskosten beitragen soll auch das 9-Euro-Ticket. Doch für die Befragten kommt der ÖPNV als Alternative kaum in Betracht. Berufliche Anforderungen an Flexibilität einerseits und schlechte Anbindung andererseits geben viele als Hindernisse für einen Umstieg an.

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Die Anbindung an ihrem Wohnort im Landkreis ist auch für Siglinde Königer eine große Hürde. Dennoch überlegt die Rentnerin öfter auf Bus und Bahn umzusteigen. "Aber nur mit dem 9-Euro-Ticket, ansonsten ist der Nahverkehr einfach zu teuer", sagt sie. 

 
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  • H. S.
    Da hat die Ampel unter der Führung der FDP (die ja eigentlich die Hundekacke am Hacken der Regierung ist {Kommentar wird wahrscheinlich wieder gesperrt}), wieder mal eine Entscheidung wider besten Wissens getroffen...
    Die FDP ist der definitiv schlimmste, und katastrophalste Bremsklotz für ein modernes Deutschland.
    Liebe FDP: Euch hat eigentlich niemand gewählt!!!
    Ihr seid knapp über die 5%-Hürde gesprungen!
    Aber Ihr führt Euch heute so auf als wenn Ihr 45 % geholt hättet...
    Das Problem ist nur, dass die Koalitionspartner sich so am Nasenring durch die Manege führen lassen...
    Ich erachte die FDP, für die ich mal viele Sympathien hatte, heute als Feind der Bundesrepublik Deutschland! Denn die sind gegen alles, was vernunftbegabte Menschen sagen!!
    Daher wäre mir derzeit selbst eine GroKo viel lieber, als eine Koalition mit Lindner, Buschmann, Wissing und Co.
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  • T. W.
    Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Mit dem einen Unterschied, dass ich noch nie Sympathien für die FDP hatte. Die FDP rangiert bei mir gleich hinter der AFD in Sachen "Schlecht für Deutschland"!!!
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  • B. S.
    Wenn der Staat die Hälfte Steuern von dem Benzinpreis nehmen würde, da könnten alle in Deutschland zufrieden sein. Nur mal als Bsp. in Katar kostet der Liter Benzin 0,50 Cent.
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  • L. W.
    @ HausundHofhund

    Und wieviel ist davon Subvention?

    Das kann sich vielleicht ein Öl exportierendes Emirat leisten, aber sicherlich kein Industrieland.

    Was bin ich froh, dass ich mein letztes Auto danach ausgesucht habe wieviel Sprit es braucht.
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  • D. E.
    Das ist der falsche Ansatz. Die Gehälter müssen viel mehr steigen, dann ist der hohe Benzinpreis nicht störend.

    Schauen Sie sich mal die Schweiz an:
    https://m.focus.de/finanzen/news/benzinpreise/deutschlands-problem-sind-nicht-die-spritkosten-8-05-euro-pro-liter-wen-die-benzinpreise-in-europa-wirklich-erdruecken_id_72883068.html
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • H. P.
    Komplett verpufft dieser pseudo tankrabatt. Deutschland müsste das halt reglementieren. Preis pro Liter deutschlandweit x,xx €. Und fertig. Im Radio gehört heute morgen, dass nicht die Tankstellenbesitzer die Preise machen, sondern die Mineralölkonzerne. Nur das wiederum glaube ich nicht, da sind die Preise in der Region bzw im selben Dorf zu nah beieinander. Ich denke - ich unterstelle nichts! - dass sich die Tankstellenbesitzer untereinander da absprechen. Das ist mein Gefühl. Und das habe ich auch schon live mitbekommen, als eine angestellte hinterm Tresen eine Nummer angerufen hat und gefragt hat, ob sie umstellen darf, weil die tanke gegenüber grad den Preis gesenkt hat... Ein Schelm wer böses denkt. Ich kann meine Nachfrage nicht senken, ich muss mit dem Auto fahren 40km einfach, täglich zur arbeit. Keine zuganbindung. Die Preise von 1,20 den Liter sind halt vorbei. Jetzt müssen die Löhne nur 30% steigen, dann passt es wieder.
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  • J. N.
    Da kann ich vielleicht eine Erklärung liefern (habe auch mal in einer Tankstelle gearbeitet): jede Tankstelle hat einige bestimmte Referenztanken in der Umgebung, deren Preise permanent beobachtet werden. Stellen die um, folgt man.
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  • B. F.
    das hat aber nichts damit zu tun, dass die Ölkonzerne sich dämlich verdienen! Ausserdem bekommt man immer die Antwort an einer Tankstelle, dass das von "oben" umgestellt wird...damit hat der Tankstellenpächter nichts zu tun.....jedenfalls kann man es nicht nachvollziehen, wieso in D die Preise permanent geändert werden, abgesehen davon, dass sie viel zu hoch sind.
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • T. W.
    Die Ölmultis tanzen uns auf dem Kopf herum.... und der Staat war noch nie wirklich gewillt (egal welche Regierung) hier gegen zu steuern. Die Preise sind abgesprochen und das Kartellamt ist eine Marionette. Und das alles kennen wir seit vielen Jahrzehnten nicht anders. In diesem Fall hat die freie Marktwirtschaft total versagt! Und eigentlich sollte sie nicht nur frei, sondern auch sozial sein......
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    Ich bin mal gespannt, wie hoch die Spenden ausfallen die bei der neoliberale FDP demnächst von den Mineralölkonzernen eingehen.
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  • P. M.
    Christian Lindner gestern Abend bei Maischberger, wer es nicht gesehen hat ard mediathek. Da geht es um dieses Thema.
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    Wer erinnert sich noch an das Jahr 1995, wo Shell die Ölplattform Brent Spar im Meer versenken wollte? Ein Aufschrei ging durch die Republik und sehr viele Autofahrer haben damals aus Protest Shell-Tankstellen gemieden. Damals hat Shell dann auf Druck der Öffentlichkeit nachgegeben. So sollte es auch jetzt sein, einfach nicht mehr bei einen großen Konzern (z. B. wie 1995) tanken. Mal schauen was passiert, wenn dann der Umsatz nachlässt. Nur zusammen kann man was erreichen.
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  • P. M.
    Es wär doch ein Anfang wenn man nicht zu den peak Zeiten 06.00 - 08.00 Uhr tankt.
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  • J. N.
    Zu meiner Zeit (wie sich das anhört...) gab es den Slogan "Texaco- Boykott ist Wattenmeer-Schutz...
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  • P. M.
    Am 1.Juni habe ich auf meine Benzin Preis app geschaut als um 02.00 der Liter Super 1,80 Euro gekostet hat, fuhr ich zum tanken. Tank voll gemacht und 18 Euro gespart.
    Ich war alleine an der Tankstelle.
    Das Volk hat viel zu viel Vertrauen in die Politik und die Medien hauen nur da drauf wo sie keinen Ärger bekommen.
    Sonst würde schon längst die Hütte brennen.
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  • G. A.
    Kleinochsenfurt, 1.6. Diesel Euro 1.80.
    Würzburg 8.6. Diesel Euro 1.98.
    Möglicherweise gab es den 'Tankrabatt' nur am 1.6..........Helau
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  • H. P.
    Stimmt absolut, 1 Tag tankrabatt und das war's dann auch. Hätte uns die Politik mal sagen sollen, hätte ich mir vorher übers Netz ein paar 50 Liter Kanister gekauft. Menno...
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  • J. N.
    Heute, in einem Notfall 10 Liter E5 an der Autobahn getankt: 2,29.9 €/l.
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