Die Beziehung zwischen der Firma Lenz Ziegler Reifenscheid (LZR) und dem Volkacher Stadtrat ist belastet. Was den Stadtratsmitgliedern – und noch mehr den Einwohnern von Fahr – seit Jahren stinkt: LZR hat den Abbau von Kies und Sand am Elgersheimer Hof bei Fahr immer wieder verlängert. Und das, obwohl die Ausbeutung der Grube am Main, dessen Vorgeschichte in die 80er Jahre zurückreicht, laut ursprünglichen Plänen längst abgeschlossen sein sollte.
Im Februar erst hatte der Stadtrat einem Antrag von LZR, den dortigen Abbau bis Ende 2026 zu verlängern, abgelehnt. Entscheiden muss darüber jedoch letztlich das Landratsamt Kitzingen. Dasselbe gilt für den Antrag auf vorzeitigen Beginn der Maßnahme, den das Unternehmen zwischenzeitlich gestellt hat. Hier hat die Kreisbehörde den Stadtrat nun um eine kurzfristige Stellungnahme gebeten.
Restmenge beträgt eine halbe Million Tonnen
Zu Gast waren in der Sitzung LZR-Geschäftsführer Willi Lenz und Christian Reifenscheid aus der Geschäftsführung. Diese erläuterten, weshalb sie am Elgersheimer Hof noch weiter abbauen möchten: Dort lagert noch eine berechnete Restmenge von etwa einer halben Million Tonnen Sand und Kies. Damit könnten Engpässe in der regionalen Versorgung vermieden werden. Auch deshalb sollten diese so schnell als möglich aus der Grube und per Schiff auf dem Main nach Kitzingen transportiert werden. Lastwagenverkehr sei weiter nicht vorgesehen.
Stadtratsmitglied Uwe Koßner (CSU) erinnerte daran, dass es den Einwohnern von Fahr vor allem darauf ankomme, dass am Elgersheimer Hof die LZR-Grube möglichst schnell rekultiviert wird. Wenn diese, wie aktuell beantragt, erst bis 2030 abgeschlossen sein soll, dann sei dies eine lange Zeit. Günter Nicola (SPD) pflichtete ihm bei: "Den Fahrern geht es darum, dass endlich mal Schluss ist." LZR, so Nicola, habe zudem die bisher vorgegebenen Fristen für den Abbau "nie eingehalten".
Willi Lenz begründete frühere Verzögerung damit, dass seit 2013 nur mit eingeschränktem Tempo gearbeitet werden konnte, auch, weil Verhandlungen über Pachtverträge nicht so liefen, wie geplant. Doch dies sei nun geklärt und die aktuelle Planung solide. Und deshalb mochte Lenz auch nicht um des lieben Friedens willen dem Stadtrat Abbauzeiten versprechen, die er von vornherein für unrealistisch hält.
LZR akzeptiert angebotenen Kompromiss zähneknirschend
Dennoch sahen er und Reifenscheid zähneknirschend ein, dass es ohne Kompromiss nicht gehen wird. Denn obwohl der Stadtrat den vorzeitigen Beginn des Abbaus mit seinem Veto gegenüber dem Landratsamt nicht verhindern kann – verzögern könnte er diesen durchaus. Und das möchte LZR partout verhindern.
So kam es auf Vorschlag von Bürgermeister Peter Kornell hin zu folgendem Beschlussvorschlag, dem Peter Haupt (FW) das Prädikat "gut" verpasste: Der Volkacher Stadtrat stimmt dem Antrag auf vorzeitigen Beginn des Kies- und Sandabbaus durch LZR am Elgersheimer Hof zu, wenn diese bis Ende 2024 beendet ist. Für die Rekultivierung des Geländes müsse eine Frist bis Ende 2028 gelten, jeweils zwei Jahre früher als von LZR beantragt. Diesem Vorschlag folgte der Stadtrat mit 11:6 Stimmen. Gegenstimmen kamen von den drei Vertretern der Bürgerliste, Dieter Söllner und Barbara Nikola-Bier (beide SPD) sowie Ingrid Dusolt (fraktionslos), die durch die Baggerlöcher die Kulturlandschaft entlang des Mains gefährdet sieht.
Bürgermeister wünscht sich wieder Frieden
Als Befürworter des Kompromisses hatte Herbert Römmelt (FW) angeführt, es sei nachvollziehbar, Kies und Sand aus der bestehenden Grube vollständig zu entnehmen, statt eine neue aufzumachen – doch müsse dies eben beschleunigt funktionieren. Ob LZR dieses Tempo gelingt, wird sicherlich mit dazu beitragen, ob sich der Wunsch von Kornell erfüllt, der eingangs gemeint hat, dass es ihm total recht wäre, wenn am Ende wieder Frieden mit LZR herrscht.