Aus der Vogelperspektive ist bei der Internet-Landkarte Google Maps klar zu sehen, worüber sich der Volkacher Stadtrat bei seiner Sitzung am Montagabend ärgerte: Die Firma Lenz Ziegler Reifenscheid (LZR) hat am Elgersheimer Hof, südöstlich von Fahr, schon seit Jahrzehnten fleißig gebuddelt. Der Abbau von Sand und Kies ist dort seit über 30 Jahren genehmigt, Baggerseen sind entstanden. Aber, und das ist das Problem, sollte der Abbau dort schon längst abgeschlossen sein. Ist er aber nicht.
Nun hat LZR eine erneute Verlängerung der Abbau-Genehmigung beantragt und damit nicht nur die Volkacher Stadträte, sondern auch verschiedene Naturschutz-Verbände auf die Palme gebracht. Einen Brief an Stadtrat und Bürgermeister verfasst hatten darum die Volkacher Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN), der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen, die Bürgerliste, der Verein LAMA Landschaftsschutz Mainschleife und die Bürgerinitiative Erhalt der Nordheimer Au. Darin bitten die Gruppierungen, "einer weiteren Verlängerung nicht mehr zuzustimmen". Sie bemängeln, dass "die Bevölkerung von Volkach durch immer neue Genehmigungen auf ein Ende des Kiesabbaus vertröstet" werde.
Fast so alt wie "Die unendliche Geschichte"
Die Zeitrechnung, die in dem Schreiben aufgemacht wird, hört sich tatsächlich eher nach einer Fortsetzung der "Unendlichen Geschichte" an. Der Fantasyfilm kam 1984 in die deutschen Kinos, drei Jahre später begann LZR, Kies und Sand am Elgersheimer Hof abzubauen. Vom Landratsamt Kitzingen genehmigt sei der Abbau damals für drei Jahre gewesen. In einem weiteren Bescheid von 1990 sei von einem Ende des Abbaus bis 1998 die Rede gewesen – inklusive der Rekultivierung mit Obstbäumen. Es folgten weitere Verlängerungen. Laut dem Schreiben der Naturschützer sollte 2006 endgültig Schluss sein, aber: "Geschehen ist außer weiterem Abbau nichts."
Genau diese Verzögerungstaktik kritisierten auch mehrere Stadträte. Die LZR betreibe zu viele Abbaustellen gleichzeitig und lasse alle offen. Günther Nicola (SPD) betonte: "Fahrs Bürger sind alle dafür, dass hier endlich mal ein Schlussstrich gezogen wird." Er lobte sogar konkret den LZR-Konkurrenten aus Gaibach, die Firma Beuerlein Transportbeton: "Loch auf, Loch zu, fertig." So müsse das laufen. Auch Ingrid Dusolt (fraktionslos) sagte: "Unser Kapital ist eine intakte Natur und keine Kraterlandschaft."
So weit, so einig waren sich die Stadträte, den Antrag auf Verlängerung ablehnen zu wollen. Problem dabei sei nur, darauf wies Bürgermeister Peter Kornell (Freie Wähler) gleich zu Beginn der Diskussion hin, dass man nicht wisse, ob diese Ablehnung etwas bringe. Genehmigungsbehörde sei nämlich das Landratsamt. Und das könnte der Verlängerung trotz Volkachs Nein zustimmen. Auch Gaibachs Ortssprecher Holger Scheidig befürchtete, der Beschluss werde "ins Leere laufen".
Herbert Römmelts (FW) Vorschlag lautete darum, dem Landratsamt eine Art Hilfestellung zu geben: Nämlich die Verlängerung grundsätzlich ablehnen, aber falls sie doch genehmigt werde, diese zeitlich eng und endgültig zu begrenzen. Vehement gegen diesen Zusatz positionierte sich Barbara Nikola-Bier (SPD). Ihr Groll richtete sich dabei vor allem gegen das Landratsamt: "Warum sieht das die Behörde nicht? Der Zeitraum war schließlich begrenzt." Gegen ihre und zwei weitere Gegenstimmen entschied sich der Stadtrat schließlich, die Verlängerung abzulehnen – aber mit Zusatz. Der Beschluss enthält nun die Bemerkung: "Sollte eine Verlängerung in Erwägung gezogen werden, sollte diese auf drei Jahre begrenzt und eine weitere Verlängerung ausgeschlossen werden."
Klagen die Naturschutzverbände?
Es folgte noch der wenig dezente Hinweis von Verwaltungsleiter Gerhard Wagenhäuser, Naturschutzverbände könnten gegen eine weitere Verlängerung der Genehmigung klagen, die Stadt aber nicht. Die zahlreichen Unterzeichner des Briefes, die die Sitzung aufmerksam verfolgten, nahmen das mit nickenden Köpfen zu Kenntnis. Vieles deutet also darauf hin, dass die unendliche Geschichte weitere Kapitel dazubekommen könnte.