Mehr als zwei Jahre lang hat das Baustoff-Unternehmen Knauf an seinem umstrittenen Russland-Geschäft festgehalten. In diesem April kündigte der Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) dann überraschend an, sich aus dem international geächteten Putin-Reich zurückzuziehen. Nun wird klar, wie das geschieht – und dass es eine Hintertür gibt.
Knauf werde die Leitung seiner russischen Werke an ein lokales Management übergeben, berichtet das deutschsprachige Onlineportal "Russland.Capital". Es bezieht sich auf einen hochrangigen Vertreter des Industrieministeriums in Moskau. Der Wechsel werde voraussichtlich noch im Juni von staatlicher Seite genehmigt.
Das Onlineportal schreibt, dass sich Knauf die Möglichkeit erkaufe, die Werke in Russland innerhalb von zwei Jahren zurückzubekommen. Das wäre der Rückzug vom Rückzug.
Konzern bestätigt: Übergabe der Werke in Russland an lokale Manager
Konzernsprecherin Sandra Kühberger bestätigte die Übergabe der Werke an lokale Manager. Die Möglichkeit des Rückkaufs sei "eine gängige Option, die allen Unternehmen gewährt wird". Knauf übergebe die Leitung der Werke in andere Hände, "um die Arbeitsplätze der mehr als 4000 Mitarbeiter auch in Zukunft zu erhalten".
Mit diesem Argument hatte Knauf stets sein anhaltendes Russland-Geschäft zu rechtfertigen versucht - trotz des Krieges in der Ukraine. Nachdem Moskaus Machthaber Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Nachbarstaat angreifen ließ, hatte die EU zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt.
Westliche Unternehmen, die wie Knauf weiterhin dort Geschäfte machen, stehen in der Kritik. Der Frankfurter Experte für Sanktionsrecht, Viktor Winkler, sagte im April dieser Redaktion, dass Knauf nicht gegen die aktuellen Russland-Sanktionen verstoßen habe.
Welche Betriebe Knauf in Russland vorerst abgibt und um welche Werte es geht
Knauf-Sprecherin Kühberger wies darauf hin, dass der Konzern in Russland "das gesamte Geschäft" inklusive der Unternehmen für Rohstoffgewinnung, Produktion und Vertrieb abgeben werde. Wann der Verkauf vollzogen wird, darüber werde der Konzern wegen der laufenden Verhandlungen keine Auskunft gegeben.
"Russland.Capital" zufolge zahlt Knauf für seinen Rückzug und die Rückkehr-Option Geld an den russischen Staat. Denn das Unternehmen müsse 15 Prozent des Wertes der Werke als eine Art Pfand entrichten.
Das unterfränkische Unternehmen machte dazu keine Angaben. Auch nicht zu der Frage, was der Rückkauf der Werke kosten würde. Ob Knauf diesen Schritt innerhalb der nächsten zwei Jahre wirklich machen wird, ließ die Sprecherin offen.
Unklarheiten über die Zahl der Knauf-Werke in Russland
Unklar ist, um wie viele Knauf-Betriebe in Russland es geht. In der Zentrale in Iphofen war bislang immer von 14 Werken die Rede. "Russland.Capital" wiederum berichtet von zehn Tochtergesellschaften und 20 Fabriken. Mit ihnen habe Knauf 2023 einen Nettogewinn von knapp 45 Millionen Euro gemacht. Sprecherin Kühberger ging auf Nachfrage auf diese Zahlen nicht ein.
Knauf ist seit gut 30 Jahren in Russland aktiv. Anfang April 2024 kam der Familienkonzern in die Schlagzeilen, weil er Medienberichten zufolge Putin beim Wiederaufbau der besetzten Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine helfe.
Kühberger relativierte das damals: In Russland gelangten die Knauf-Produkte "über viele verschiedene, von Knauf unabhängige Händler zu den Endkunden. Wir haben keinen Einfluss darauf, wie und wo die Endkunden unsere Produkte verwenden".
Das Onlineportal "Russland.Capital" wird unter anderem von dem deutschen Journalisten Gunnar Jütte geleitet, der nach eigener Aussage seit Jahren im Raum Moskau lebt. Jüttes Verlag hat seinen Sitz in Hannover. Seine Redaktion sei unabhängig und unterliege insbesondere keinen Einflüssen des Putin-Regimes, sagte Jütte auf Anfrage.
Ein Glück, daß er noch Unternehmen gibt, die Rußland vertrauen.
Bei Russland und Putin, sollte man nicht von vertrauen sprechen.
Hass., was sie
Hier von sich geben, Herr Spiegel. Zudem befindet sich die Mafia im Westen und hier in den
Die Mafia ist wohl im Westen zu Haus - und da vor allem in den USA eines Joe Biden - und nicht in Russland.
und darauf verweisen, dass der in den 90-ern angestrebte "Wandel durch Handel" schließlich unternehmerisches Risiko war. Aber Hand aufs Herz: Sie sind schon froh, dass Sie nicht in der Haut der dafür Verantwortlichen stecken, oder?
(Ich geb zu, ich auch.)
pflege ich nicht mit einem Fragezeichen zu beenden. Zur Demonstration hier mal eine "echte": Moral fällt immer leicht, wenn sie andere Leute betrifft.