Die Russland-Geschäfte des unterfränkischen Baustoffkonzerns Knauf sorgen erneut für Schlagzeilen. Nach Berichten der "Tagesschau" und des ARD-Fernsehmagazins "Monitor" werden Knauf-Produkte für den Wiederaufbau der kriegszerstörten und von den Russen besetzten Stadt Mariupol in der Ost-Ukraine eingesetzt.
Neben Knauf sollen demnach auch andere deutsche Firmen an den Aufbauarbeiten des Putin-Regimes beteiligt sein, darunter der nordrhein-westfälische Porenbetonhersteller WKB Systems.
Knauf mit Sitz in Iphofen (Lkr. Kitzingen) äußerte sich auf Anfrage dieser Redaktion am Donnerstag nicht zu den TV-Berichten. Sprecherin Sandra Kühberger verwies vielmehr auf eine Antwort ihres Unternehmens vor zwei Wochen, in der es auch um das Russland-Geschäft von Knauf gegangen war.
Damals hatte sie betont, dass das Unternehmen "unmittelbar nach Kriegsbeginn" Neuinvestitionen in Russland gestoppt habe. "Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und unterstützen und befolgen sämtliche Sanktionen der EU" sowie anderer westlicher Staaten gegen Russland.
Bericht über Knauf: Worauf sich das ARD-Magazin "Monitor" bezieht
Das ARD-Magazin "Monitor" stützt sich auf Bildmaterial und Geschäftsberichte, die belegen sollen, dass Knauf-Produkte "auf mehreren Baustellen in Mariupol zum Einsatz kommen". Das unterfränkische Familienunternehmen profitiere auf diese Weise "zumindest indirekt von Aufträgen der russischen Regierung".
Der ARD-Bericht beruft sich auf einen Knauf-Händler, der mit einem Wohnhaus-Projekt in Mariupol werbe, "das im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums mit Knauf-Produkten erbaut wurde". Der Wiederaufbau der Stadt wird als Prestigeprojekt von Russlands Machthaber Wladimir Putin angesehen.
Russland-Geschäfte von Knauf stehen schon lange in der Kritik
Knauf steht seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine vor gut zwei Jahren wegen seiner Geschäftspolitik in der Kritik. Der Weltmarktführer halte an seinen 14 Werken in Russland fest, um die etwa 4000 Beschäftigten dort nicht im Stich zu lassen, lautete stets die Begründung in Iphofen.
Indes hagelt es im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) heftige Kritik an Knauf. Der Konzern helfe Putin, die Leichen in Mariupol zu zementieren, heißt es an mehreren Stellen. Knauf sei "moralisch bankrott" und ein "Sponsor der Kriegsverbrecher" in Russland.
Die Industriestadt Mariupol mit ihren einst 400.000 Einwohnerinnen und Einwohnern war kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs von Putins Truppen mehrere Wochen lang belagert worden. Tausende von Menschen wurden getötet.
Gegen Russland hat die EU wegen des Ukraine-Kriegs eine Fülle von Sanktionen verhängt. Sie schränken in erster Linie den Handel westlicher Unternehmen mit Partnern in dem Land ein. Allerdings beziehen sich die Sanktionen nicht auf Waren, die EU-Firmen in Russland herstellen – so wie Knauf das in seinen 14 Werken dort tut.
Experte für Sanktionsrecht: Knauf verstößt in Russland nicht gegen die Regeln
Der auf Sanktionsrecht spezialisierte Anwalt Viktor Winkler aus Frankfurt sagte gegenüber dieser Redaktion, dass es "kein direktes Verbot der Baustofflieferung" nach Russland gebe. "Ich sehe gegenwärtig und bisher keinen Verstoß gegen die geltenden Sanktionen durch Knauf. Ich warne daher ausdrücklich vor einer Hexenjagd."
Unterdessen kamen am Donnerstag scharfe Worte aus der Bundespolitik. Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter kritisierte das Verhalten von Knauf. "Wenn deutsche Unternehmen weiterhin in Russland bleiben und sogar für den russischen Terrorstaat bei staatlichen Aufträgen mitwirken, werden sie damit direkt oder indirekt Teil der russischen Kriegswirtschaft und stellen sich in den Dienst eines völkerrechtswidrigen Krieges", sagte der Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages dieser Redaktion. "Bei allem Verständnis, dass es in manchen Fällen nicht so einfach ist, sich gänzlich aus Russland zurückzuziehen, verurteile ich das Verhalten von Unternehmen, die aus Prinzip am Russland-Geschäft festhalten und auch weiterhin dort produzieren."
Zudem sei es "ein Schlag ins Gesicht der Opfer, wenn sich deutsche Unternehmen an der völkerrechtswidrigen Russifizierung besetzter Gebiete wie in Mariupol direkt oder indirekt beteiligen oder deutsche Technik für die Raketen- und Waffenproduktion Russlands verwendet wird", so Kiesewetter weiter.
Unter anderem die Menschrechtsorganisation "Human Rights Watch" spricht davon, dass in Mariupol schwere Kriegsverbrechen verübt worden seien. Die Verwüstung der Stadt "durch russische Truppen ist eines der schlimmsten Kapitel der Großinvasion der Ukraine", sagte Ida Sawyer, Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte.
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Wer das Trinkwasser seiner Heimatumgebung und Mitbürger höher stellt als den eigenen Gewinn, von dem darf man doch auch beim Russland-Ukraine Krieg nix ehrenvolles erwarten. Hauptsache GEWINN (auch wenn man eigentlich schon genug hat!) : Sozial-Neid, wird man da bestimmt wieder hören....ne: Reich dürfen alle sein und werden....aber so Titel wie Ehrenbürger und IHK-Präsident - das muss nicht sein.
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"Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen" Steht so im Grundgesetz. Trinkwasserschutzgebiete sollte man respektieren und Kriegstreiber nicht unterstützen !
Deutsche Firmen engagieren sich dabei, aus der völkerrechtwidrig annektierten ukarinischen Stadt Mariupol eine völkerrechtswidrige russische Stadt Mariupol zu machen.
https://knauf.com/de/wer-wir-sind/unsere-werte
Bei "Menschlichkeit" steht unter anderem:
"... Dabei legen wir stets Wert auf Gerechtigkeit, Anstand, Respekt und Vielfalt und sind gleichzeitig ein Vorbild für soziale und ökologische Verantwortung. ..."
Würde mich mal interessieren, wie Knauf hier argumentativ die Kurve kriegen will.
"An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!" (1. Johannes 2,1-6)
Was ändert das außer den Namen.
Ist doch schön, wenn Russen wieder aufbauen.
Das müssen wir nicht bezahlen, wenn die Ukraine den Krieg gewinnt. Oder glaubt das keiner mehr?
Was für Amerika gut ist, fällt nicht unter Sanktionen.
Aber wenn in Rußland aus russischen Rohstoffen, unter deutschem Namen Putz hergestellt wird, gibt es Aufregung.
Und gegen geltendes Recht wird offenbar auch nicht verstoßen wie der "auf Sanktionsrecht spezialisierte Anwalt Viktor Winkler aus Frankfurt sagte...... Ich warne daher ausdrücklich vor einer Hexenjagd."
Und für diese Menschen werden jetzt also in den entlegenen Gegenden auch Unterkünfte gebaut?
Zusätzlich zu den Bauten im besetzten und zerstörten Gebiet der Ukraine?
Wollten Sie uns das sagen? Oder wie soll Ihr Kommentar verstanden werden?
Wobei sich viele Bewohner der Ostukraine rrussischstämmig sind.
Da steht die Moral hinten an.
Z.B. werden "unsere" Mähdrescher auch noch nach Russland geliefert, um die gewaltigen russischen Flächen zu ernten.
Da gäbe es noch hunderte, oder wahrscheinlich tausende Waren und Güter, die man noch auf die Sanktionslisten setzen könnte, was am Ende aber mehr der russischen Bevölkerung und der Bevölkerung in den besetzten ukrainischen Gebieten, als dem Diktator schaden würde ..
gez. R.König
Auch wenn die Aktion juristisch sauber wäre, ist sie doch moralisch verwerflich.
Gerade werben doch heute immer so gerne mit Ihren Unternehmenswerten.
Wie lauten die denn bei Knauf?
Was ist denn deren Leitwert? Pecunia non olet??
Allerdings frage mich, was passiert, wenn ein ausländischer Eigentümer sein Unternehmen in Russland aufzugibt.
Laienhaft stelle ich mir das so vor: Personal, Maschinen, Knowhow und Warenbestand bleiben doch dort. Der Betrieb komm unter Zwangsverwaltung. Lediglich der Nachschub irgendwelcher zutaten, deren Rezeptur geheim ist, und der Zugriff auf Datenbanken in Deutschland oder anderen Ländern könnte wohl verhindert werden. Und vielleicht könnte man die Produktion für einige Zeit stören, indem man die IT-Systeme stört, wenn die nicht schon längst abgekoppelt sind oder auf Backups vor Ort zurückgreifen können.
Ich fürchte, die Mc Donalds Filialen haben jetzt auch nur einen anderen Namen und verkaufen unter russischer Leitung munter weiter.