Geschmorter Rinderbug, Flammkuchen, Kochkäse: Wer gerne Fränkisch isst, dürfte jetzt Appetit bekommen haben. Doch die Speisekarte des Restaurants Schoppenhäusle in Volkach ist Vergangenheit, auch wenn sie online noch zu finden ist. Die Startseite der Homepage verkündet hingegen, dass der Gastronomiebetrieb seit dem 5. September eingestellt ist. "Das Schoppenhäusle wird dann leider dauerhaft geschlossen", steht dort zu lesen.
Ein Schritt, der Nastasja Erhard und ihrem Mann Matthias nicht leicht gefallen ist nach elf Jahren als selbstständige Gastronomen. Doch einmal getroffen, haben sie ihre Entscheidung zügig durchgezogen. Das Inventar ist weitgehend verkauft, gleich komme noch jemand, um sich die Gläser-Spülmaschine anzuschauen, sagt die 44-Jährige beim Gespräch mit der Redaktion. Und sie klingt entschlossen, als sie hinterherschiebt: "Jetzt freue ich mich darauf, wenn wir die Tür zumachen und Ende Oktober zuschließen."
Das Schoppenhäusle war vor allem bei den Einheimischen beliebt
Eine Tür, durch die vor allem Einheimische gekommen sind. Denn das Schoppenhäusle liegt ein ganzes Stück abseits von Volkachs Flaniermeile, der Hauptstraße. Am Ende der Weinstraße und somit am Rande der Altstadt hatte der gelernte Koch und Küchenmeister Matthias Erhard seit 2011 zusammen mit seiner Frau aus der einstigen Heckenwirtschaft seines Onkels und Eigentümer des Weinguts ein beliebtes Restaurant gemacht.
Das Weingut Erhard – inklusive Schoppenhäusle – wurde im Juli 2018 verkauft und gehört seitdem zu Römmerts Weinwelt, wie das Weingut Römmert und das gleichnamige Sonnenhotel. Dahinter steht die Pelaba-Investmentgruppe mit Geschäftsführer Peter Heidecker.
Auf das Schoppenhäusle angesprochen weist er "die Mär vom bösen Investor" rasch von sich. Zwar wäre der Pachtvertrag für das Gasthaus 2024 ausgelaufen, doch es habe die Option gegeben, diesen zu verlängern. Nastasja Erhard bestätigt, dass der Vertrag nicht der Grund für das Ende gewesen sei. Die Geschichte, die sie erzählt, handelt vielmehr von den aktuellen Grundproblemen der Gastronomie: Personalmangel und die schlechte Vereinbarkeit des Berufs mit der Familie stehen vorne dran.
Die Köchin hat gekündigt, und ein Ersatz war nicht zu finden
Im Frühjahr kündigte eine Köchin ihren Vertrag zum Sommer, passender Ersatz für sie war nicht zu finden. Fiel jemand im Service aus, sprang die gelernte Hotelfachfrau Nastasja Erhard ein, "aber den Koch kann ich nicht ersetzen". Und ihr Mann, ausgebildet im Gasthaus "Zur Schwane", konnte alleine die ganze Arbeit in der Küche auch nicht stemmen. Die beiden Kinder, heute vier und acht Jahre alt, unterzubringen war angesichts der Arbeitszeiten in der Gastronomie sowieso schwierig. "Irgendwie hat man es immer hinbekommen, aber es war Stress", sagt die 44-Jährige.
Zum Abgang der Köchin kam ein gutes Angebot für Matthias Erhard als Betriebsleiter einer Catering-Firma. Dort arbeitet der 43-Jährige seit Juni. Und seine Frau, eine gebürtige Bad Kissingerin, ist von der Rolle der Pächterin in die der Angestellten gewechselt: Nastasja Erhard arbeitet nun als Hotelfachfrau im Sonnenhotel Weingut Römmert. Das Kapitel Schoppenhäusle ist für sie beendet.
Aus dem Schoppenhäusle soll demnächst ein Wohnhaus werden
Für das Gebäude selbst beginnt ein neues Kapitel mit anderen Protagonisten. Denn aus dem Restaurant werden voraussichtlich zwei Doppelhaushälften plus eine weitere Wohnung nach hinten raus. Macht insgesamt neun Wohnungen auf dem Grund des früheren Weinguts Erhard. Die sechs auf der Fläche des einstigen Wirtschaftsgebäudes sind laut Heidecker 48 bis 120 Quadratmeter groß. Entgegen der ursprünglichen Planung seien dort allerdings keine Ferien-, sondern Eigentumswohnungen entstanden, die nun in den Verkauf gehen.
Zum Ende des Schoppenhäusles als Gaststätte sagt der Pelaba-Geschäftsführer: "Ich hätte gerne dort wieder Gastro gehabt, schon für den Absatz des Weinguts." Allerdings könne man mit der Lage in der Weinstraße abseits der Touristenströme unter den aktuellen Bedingungen kein Lokal halten. Zudem erkennt er in der neuen Ruhe einen Vorteil: "Eine Gaststätte ist immer ganz toll, aber nicht zwingend für die, die direkt daneben wohnen."
Peter Heidecker verspricht, dass anstelle des Schoppenhäusles ein Bau treten wird, "der gut ausschaut und an dem man gerne vorbeigeht". Zudem solle davor eine "kleine, grüne Oase" entstehen. Darin sitzen dürfen dann allerdings nur noch die neuen Bewohner. Und den geschmorten Rinderbug zum Abendessen müssen sie sich selbst kochen.
Quelle www.bundesanzeiger.de
"Der Jahresabschluss der Gesellschaft weist im Jahr 2020 einen "Nicht durch Vermögenseinlage gedeckten Fehlbetrag" von EUR 55.608,58 aus.Die Bewertung wurde trotz der bestehenden bilanziellen Überschuldung weiterhin unter der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit (§ 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB) vorgenommen. Nach Angabe der Geschäftsführung liegen qualifizierte Rangrücktrittsvereinbarungen in Höhe von EUR 4.000.000,00 vor."