Sie sind es, auf denen viele Hoffnungen liegen: die Nachwuchskräfte in Gastronomie und Tourismus. Denn der Personalmangel ist immens, schon vor der Sommersaison meldete die Agentur für Arbeit in Würzburg und Schweinfurt Rekordzahlen an freien Stellen in der Gastro-Branche. Bei den Ausbildungsplätzen kamen auf einen Bewerber oder eine Bewerberin Ende Juni durchschnittlich 11,6 ausgeschriebene Stellen.
Noch bis Mitte Juli stellen sich gerade 159 Auszubildende aus dem IHK-Bezirk in Würzburg, Kitzingen und Bad Kissingen den praktischen Abschlussprüfungen in der Gastronomie. Warum haben sie sich für die Branche entschieden? Mit welchen Hoffnungen starten sie in den Beruf? Wir haben drei Koch-Azubis, zwei angehende Restaurantfachfrauen und einen angehenden Restaurantfachmann am Rande der Prüfungen gefragt.
1. Restaurantfachfrau Keriman Abbate (19): "Ich möchte gern auf einem Schiff arbeiten"
"Ich mache die Gastronomie und den Service gerne", sagt Keriman Abbate aus Riedenberg (Lkr. Bad Kissingen). Die 19-Jährige hat zuerst Fachkraft im Gastgewerbe in Bad Brückenau gelernt und dann ein Jahr drangehängt, um in Bad Neustadt die Ausbildung zur Restaurantfachfrau abzuschließen.
Bei ihrem Ausbildungsbetrieb bleibt sie nach der Ausbildung nicht. "Ich fange erst einmal im Klinikum an und arbeite da in Teilzeit im Service", sagt Keriman Abbate. "Ich möchte gern auf einem Schiff arbeiten, aber die nehmen mich noch nicht, weil ich dafür 21 Jahre alt sein muss", sagt sie über ihre Zukunftspläne.
Saisonweise will sie also erst im Krankenhaus arbeiten, dann vielleicht in Österreich oder in der Schweiz – und danach aufs Schiff. "Wenn es mir auf dem Schiff gefällt, würde ich auch länger bleiben. Auf jeden Fall bleibe ich in der Branche."
2. Koch Louis Lüders (19): "Du musst Gastgeber sein wollen"
"Der erste Lockdown war schwierig. Da haben wir nur einmal Küche geputzt und das war's dann", sagt Louis Lüders über den Anfang seiner Ausbildung. Im Herbst 2019 begann er die Lehre zum Koch in Iphofen, wenige Monate später unterbrach die Pandemie seinen Start in den Traumberuf. "Ich esse gerne, das war der Anfang. Daheim ist das Kochen dazugekommen, da habe ich meiner Mama geholfen. Und dann ist eins zum anderen gekommen", sagt der 19-Jährige über seine Berufswahl.
An die Arbeitszeiten habe er sich relativ gut gewöhnen können, sagt Lüders. Harte Tage gebe es trotzdem: "Du schläfst nicht vor 12, wenn du bis 10 oder halb elf abends arbeitest. Mit der Berufsschule ist das auch ab und zu mal schwieriger, wenn man um halb sechs aufstehen muss." Trotzdem antwortet der Nachwuchskoch zweimal entschlossen mit "Ja" auf die Fragen, ob er die Ausbildung wieder machen und weiterempfehlen würde. Mitbringen müsse man Durchhaltevermögen, sagt der 19-Jährige. Und: "Dass man Gastgeber sein möchte. Du willst ja deine Gäste bekochen."
3. Restaurantfachmann Philip Weltersbach (25): "In die Fußstapfen meiner Schwester getreten"
"Ich bin so ein bisschen in die Fußstapfen meiner Schwester getreten", sagt Philip Weltersbach über seine Ausbildung zum Restaurantfachmann in einem Hotel in Würzburg. Ob beide denn zufrieden mit der Wahl der Ausbildung waren, darauf antwortet er mit einem etwas zögerlichem "Ja".
"Ich mache jetzt erst einmal weiter", sagt der 25-Jährige. Allerdings wechselt er den Betrieb. Sein Ausbildungshotel hätte ihn gerne behalten, sagt Weltersbach, doch der neue Betrieb biete ein besseres Gehalt. "Durch die Corona-Krise sind viele Arbeitsplätze frei." Als Berufseinsteiger habe sich daher die Stelle aussuchen können.
Ob er sich längerfristig in der Branche sieht, weiß Weltersbach noch nicht. "Der Beruf ist schon sehr anstrengend teilweise, wenn viel los ist." Empfehlen würde er die Branche aber auf jeden Fall allen, die gerne mit Gästen umgehen. Auch die Vielseitigkeit des Jobs ist für ihn ein Argument: "Wenn man sich anstrengt und Gas gibt, kann man seinen Ausbilderschein machen, den Fachwirt oder Whiskey-Sommelier zum Beispiel."
4. Koch Samir Andahmou (26): "In manchen Betrieben darfst Du keinen Fehler machen"
"Ich wohne seit sechs Jahren alleine und koche immer gern Zuhause. Da habe ich gesagt: Wieso mache ich nicht die Ausbildung?", sagt Samir Andahmou aus Würzburg. Vorher hatte er einen Bachelor-Studiengang in Germanistik und Lehramt abgeschlossen, teils Marokko, teils in Deutschland. Danach habe er etwas Handwerkliches machen wollen. Seine Ausbildung zum Koch absolvierte er nun in Ochsenfurt. Dass er sie wieder machen würde, glaubt er allerdings nicht.
"Du musst dich vergessen, wenn du im Restaurant arbeitest. Egal, ob du frei hast – du kannst immer angerufen werden und musst bereit sein", sagt Andahmou. Sensible Menschen sollten seiner Meinung nach eher nicht in der Gastronomie arbeiten, weil der Druck hoch sei: "Mein Chef ist richtig gut, aber in manchen Betrieben darfst du keinen Fehler machen."
Der 26-Jährige will zunächst weiter als Koch arbeiten, aber dann ein Master-Studium beginnen. "Kochen ist eine Leidenschaft, aber dass ich in der Gastronomie bleibe, glaube ich nicht."
5. Restaurantfachfrau Kim Schlopat (19): "Es wird nicht langweilig"
"Es war überhaupt nicht geplant, dass ich die Ausbildung mache", sagt Kim Schlopat aus Bad Mergentheim. Nach der Schule hatte sie in ihrem späteren Ausbildungsbetrieb in Igersheim (Main-Tauber-Kreis) gejobbt. Und eigentlich wollte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beginnen und nebenbei weiter kellnern. Doch beides sei nicht gegangen.
"Einen Tag, bevor mein FSJ angefangen hätte, hat mein Chef gesagt: Warum machst du nicht eine Ausbildung bei mir?", erzählt die 19-Jährige. "Da habe ich eine Nacht darüber geschlafen und gesagt: Mach' ich."
Bei ihrem Ausbildungsbetrieb werde sie erst einmal noch bleiben, sagt Kim Schlopat, nach der bestandenen Prüfung dann offiziell als Restaurantfachfrau. "Es ist anstrengend, aber macht auch viel Spaß. Mit den Kollegen kann man untereinander auch mal Späßle machen. Es wird nicht langweilig."
6. Koch Khasan Rakhmonor (28): "Möchte noch eine Weiterbildung machen"
"Die Kochlehre hat mir gefallen", sagt Khasan Rakhmonor. Seine Ausbildung zum Koch hat er in Geiselwind und Iphofen gemacht. "Ich habe in diesen drei Jahren hier Deutsch gelernt", sagt der 28-Jährige aus Tadschikistan. Nun möchte er bei seinem Ausbildungsbetrieb bleiben und sein Deutsch verbessern. "Ich möchte noch eine Weiterbildung machen", sagt er – vielleicht zum Küchenchef.