Wer sich für das Lebenswerk von Anton Strohofer interessierte, landete früher oder später im Auto des Unternehmers. Dann ging es über Stock und Stein, um das weitläufige Areal zu erkunden. Hier der Rasthof. Dort die Autobahnkirche. Hotel mit Sauna. Die Eventhalle. Nicht zu vergessen das jüngste Projekt: ein Life-Park. Das alles zu präsentieren, machte den Chef sichtlich stolz. Weshalb man als Besucher neben einer gewissen Geländegängigkeit auch viel Zeit mitbringen musste.
So groß wie das Lebenswerk ist, so groß war am Dienstagabend auch die Bestürzung, als die Nachricht vom Tod des 78-Jährigen die Runde machte. Bürgermeister Ernst Nickel zeigte sich auch am Tag danach noch sichtlich betroffen: Der Gründer des gleichnamigen Autohofes sei „ein Visionär“ gewesen. Einer, der Entwicklungen vorausahnen und so „ein Imperium“ aufbauen konnte. Ähnlich die Reaktion von Landrätin Tamara Bischof, die von einer „bedeutende Unternehmerpersönlichkeit“ sprach, die weit über den Landkreis hinaus bekannt gewesen sei.
1981 eröffnete der Autohof
Als in der 1960er Jahren der Autobahnbau begann, veränderte sich in Geiselwind nicht nur die Landschaft. Auch in Anton Strohofer begann es zu arbeiten. Wie ließe sich der einsetzende Fremdenverkehr nutzen? Die Nähe seines Anwesens zur Autobahn brachte ihn bald auf die Idee mit dem Rasthof. Auf seinem „Goldacker“ wuchs nun kein Getreide mehr, sondern ab 1979 ein Ratshof heran. 1981 eröffnete er auf seinem Grund den Autohof Strohofer mit Tankstelle und Rasthof. Es sollte ein rasanter Aufstieg folgen, der Pioniergeist zahlte sich aus.
Dabei kam Anton Strohofer aus einfachen Verhältnissen: Geboren am 13. April 1940 als Sohn des Landwirtsehepaars Anna und Josef Strohofer, wuchs er mit seinen beiden älteren Geschwistern auf dem elterlichen Hof auf und besuchte die Volksschule in Geiselwind. Sein Vater starb 1944 beim Kriegseinsatz, sein älterer Bruder verunglückte zehn Jahre später tödlich, so dass Anton Strohofer mit 14 Jahren die Verantwortung für das Anwesen übernehmen musste und eine landwirtschaftliche Berufsausbildung begann – obwohl er viel lieber Elektriker geworden wäre. 1960 heiratete er seine Ehefrau Herlinde, eine Großhandelskauffrau, die er aus der Schulzeit kannte und mit der er zusammen das Familienanwesen führte. Fünf Kinder gingen aus dieser Ehe hervor.
Magnet für Lasterfahrer
Wie die Familie wuchs auch der Rasthof. Sein Gründer wusste, worauf es ankam. Lange Jahre arbeitete er im Zweitjob als Tankwart an der Raststätte Steigerwald, weshalb ihm bald schon klar war, welche Bedürfnisse und Probleme Fernfahrer haben. Genau darauf zielte seine eigene Anlage ab. „Rastzeit muss Nutzzeit“ sein, lautet eine seine Devisen. Der Autohof mit seinen aktuell über 200 Beschäftigten entwickelte sich zum Magneten für Lasterfahrer und zum Vorbild für die Branche. Der Goldacker wurde zur Goldgrube.
1500 bis 2000 Trucker fahren pro Tag den Autohof an, zudem 3000 bis 4000 Autos und mehrere Dutzend Busse. 300 bis 600 der Lastwagen stehen Nacht für Nacht Seite an Seite auf dem großen Parkplatz. Der Self-Made-Man war aber nie zufrieden – Stillstand wäre für ihn Rückschritt gewesen. Strohofers Reich wuchs auf 20 und dann auf 36 Hektar an. Samt den Wiesen, die als Zusatzparkplätze bei Konzerten gebraucht werden, sind es 48 Hektar.
Fest für die Könige der Landstraße
Stetig ging es bergauf: Längst bietet „der Toni“, wie Strohhofer bei vielen Truckerfahrern heißt, nicht nur Sprit und Food feil. Drive-In für Lastwagen, eine Konzert- und Festhalle sowie eine Waschanlage für Autos und Lastwagen folgten. Die Entwicklung war geradezu explosionsartig. Anton Strohofer konnte sich auf seinen Riecher verlassen.
Mit der Geburtsstunde des Rasthofes 1981 fing auch – zumindest an Pfingsten – der wilde Westen gleich hinter Geiselwind an. Was als Fete für Fernfahrer begann, wurde bald zu Europas größtem Country- und Truckerfest. Ein königliches Fest für die Könige der Landstraße. Der strategisch günstig gelegene Rasthof zwischen Würzburg und Nürnberg erhielt fortan eine eingebaute Erlebnis-Garantie. Die Zahl der Veranstaltungen wurde größer, an Strohofer-Wochenenden sind nicht nur die Hotels in der Umgebung ausgebucht.
Demütig und gläubig
Vor einigen Jahren zog sich Anton Strohofer aus dem Tagesgeschäft zurück und entdeckte seine Liebe zu Österreich, wo er einen Zweitwohnsitz hatte. Zwar war an Ruhestand nie zu denken und er blieb zumindest das, was man unter einer grauen Eminenz versteht, aber mit seinen beiden Töchtern Ruth und Manuela Strohofer ging die nächste Generation an den Start, die Zukunftsperspektive war gesichert.
Dieses Wissen machte Anton Strohofer glücklich. Und auch demütig. Er war – bei der Fahrt über sein Ratshof-Areal blieb auch für solche Gespräche Zeit – ein gläubiger Mensch. Er glaubte an den Draht nach ganz oben. Gott hatte einen festen Platz in der Familie – was sich nicht zuletzt an der ersten privaten Autobahnkirche in Deutschland zeigt.
Ein Ausflugsort für die gesamte Familie
Eines der letzten Projekte war der so genannter Life-Park. Ein Ausflugsort für die ganze Familie und für die Sinne mit Barfußwegen, Summsteinen und sprechenden Bäumen. Ein Autohof als Freizeitpark.
„Wachsen, nicht schrumpfen“ – diesem Motto blieb der Raststätten-König bis zuletzt treu. Der europaweit geachtete Unternehmer, der so in keine Schublade passten wollte, war sicher nicht immer ganz einfach zu nehmen. „Das Glück kommt mit harter Arbeit“ lautete ein weiteres Motto, das er auch seinem Umfeld abverlangte.
Zeitlebens nahm er für sich in Anspruch, „ein Unternehmer und kein Unterlasser“ zu sein. Das Ergebnis sieht man an der A 3, Ausfahrt 76, Geiselwind.