Der Druck aus der Bevölkerung scheint hoch zu sein. Entsprechend hoch war auch der Gesprächsbedarf im Kitzinger Stadtrat am Donnerstagabend, als es um die aktuellen Pläne für das Einkaufszentrum in den Marshall Heights, neben der B8, ging.
Dabei stand die sogenannte Einkaufsgalerie selbst gar nicht im Mittelpunkt. Die will die Riedel Bau AG aus Schweinfurt bauen: einen Lebensmittelmarkt, einen Discounter, einen Getränkemarkt, eine Drogerie, Apotheke, Gastronomie und Back-Shop – alles längst ausdiskutiert. Dass sich in den aktuellen Plänen die Gesamt-Verkaufsfläche nochmals erhöht hat, auf nun 6000 Quadratmeter – kaum der Rede wert.
Staatliches Bauamt besteht auf Ampel-Lösung an der B8
Tatsächlich ging es dem Stadtrat in der Diskussion vor allem um die Ampel auf der Bundesstraße. Sie steht in der Kritik, weil sie den Verkehrsfluss durch die Innenstadt auf der sowieso oft überlasteten B8 noch weiter ausbremsen könnte. So lautet zumindest die Befürchtung. Die Fahrt nach und durch Kitzingen könnte also zu Stoßzeiten noch mehr Geduld erfordern als heute schon.
Dennoch war Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) gewillt, nun einen Schlussstrich zu ziehen, damit die Bauarbeiten endlich beginnen können. Man diskutiere über die Anbindung des Einkaufszentrums so, "wie sie auszusehen hat". Und auch die Planer vom Ingenieurbüro Auktor (Würzburg) ließen keine Zweifel aufkommen: "Ohne Ampel geht es nicht", sagten die beiden angereisten Fachleute.
Zum einen hätten Gutachter festgestellt, dass ein Kreisverkehr dort nicht machbar sei, und zum anderen lasse auch das zuständige Staatliche Bauamt in Würzburg nicht mit sich reden: Die Ampel sei gesetzt. Der OB ergänzte: Selbst wenn die Behörde einen Kreisverkehr zulassen würde, was nicht der Fall sei, müsste die Stadt ihn bezahlen.
Nicht nur mit dieser Vorrede wollten Planer und OB offensichtlich die Kritik aus Reihen des Stadtrats und der Bevölkerung ausbremsen. Sie legten sogar nach und behaupteten: Durch die Ampel werde die Verkehrssituation in der Stadt "nicht wesentlich verschlechtert". OB Güntner ergänzte die Hoffnung: "Sie gibt uns die Chance, Verkehr vor der Stadt zu halten." Folglich könne der Stau in der Stadt geringer werden – und damit auch der "Fluchtverkehr" durch die Alemannenstraße vermindert werden.
Ähnlich argumentierte Uwe Pfeiffle (FW-FBW): Er erwartet weniger Verkehr in der Alemannenstraße, weil die Einkaufsmärkte sich von der Dagmar-Voßkühler-Straße in die Marshall Heights verlagern. Allesamt Thesen, die erst noch den Praxistest bestehen müssen.
Stadträte sorgen sich um Zunahme von Verkehr und Staus
Die deutlichste Kritik an der Ampel-Lösung äußerte Martin Günzel (ÖDP): "Die Leute steinigen uns mittlerweile", sagte er. In Iphofen und Mainbernheim seien Kreisverkehre an der B8 auch möglich.
Siegfried Müller (UsW) betonte dagegen: "Wir dürfen unsere Entscheidung für ein Einkaufszentrum nicht von einer Ampel abhängig machen. Das ist die Entscheidung des Staatlichen Bauamts."
Laut Stephan Küntzer war die CSU zuerst gegen eine weitere Ampel. Nun aber hoffe man auf eine Grüner-Pfeil-Regelung auf der Rechtsabbiegespur und setze auf Induktionsschleifen, die den B8-Verkehr nur bei Bedarf ausbremsen.
Klaus Sanzenbacher (Grüne) rechnet dagegen mit mehr Stau, auch stadtauswärts, wenn Pendler am Abend noch zum Einkaufen links abbiegen wollen.
Manfred Paul (SPD) hat in den Gutachten die Zahl von prognostizierten 4300 Fahrten ins Einkaufszentrum pro Tag gefunden. Zusätzlich erwartet er eine höhere Verkehrsbelastung in der parallel zur B8 verlaufenden Gabelsberger Straße, die ins Wohngebiet Marshall Heights und damit ebenfalls zum neuen Einkaufszentrum führen wird.
Neuer Radweg könnte für Entlastung bei Hochwasser sorgen
Ampel hin oder her: Eine Verbesserung wird es auf jeden Fall für Fußgänger und Radfahrer geben. Sie erhalten mit der Ampel einen sicheren Überweg über die B8 und zugleich eine Verlängerung des Fuß- und Radwegs bis über den Repperndorfer Mühlbach. Damit sind die Marshall Heights an das Rad- und Fußwegnetz angeschlossen, das zum Beispiel Kitzingen und Repperndorf verbindet. Dieser Zubringer-Weg könnte auch als Damm ausgebaut werden. Damit ergäbe sich im Tal eine Rückhaltefläche, sollte der Mühlbach überschwemmt sein, und damit ein Hochwasserschutz für weiter unten liegende Anwohner.
Außerdem geht mit der Planung eine Lärmschutzwand für die Anwohner in den Marshall Heights einher, deren genauer Verlauf noch geplant wird. Und auch an die im Gebiet vorkommenden Zauneidechsen ist gedacht. Für sie und für das künftig versiegelte Areal wird es Ausgleichsflächen geben.
Am Ende votierte der Stadtrat in namentlicher Abstimmung über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan-Entwurf. Mit 18:9 Stimmen gab er der Planung samt Ampel grünes Licht.
Wenn die Ampeln aufgrund einer technischen Störung ausfallen ..
gez. R. König