Brigitte Endres-Paul (SPD) sprach womöglich vielen Ratsmitgliedern aus dem Herzen: "Die Kitzinger werden uns den Kopf abreißen, wenn wir dort noch eine Ampel hinstellen." Diese Angst vor den eigenen Bürgerinnen und Bürgern bestimmte die Diskussion im Kitzinger Rat am Donnerstagabend, als die Verwaltung das Thema Einzelhandelszentrum Marshall Heights aufrief. Dabei stand nicht das umstrittene Einkaufszentrum neben der B 8 im Mittelpunkt der Debatte. Der Stadtrat hatte sich in der Vergangenheit mehrheitlich für das Projekt und seine Lage ausgesprochen.
Sorge bereitete den Räten vielmehr die Folge dieser Entscheidung: Wie soll das Einkaufszentrum an die Bundesstraße angeschlossen werden? Hatten viele Ratsmitglieder bislang gehofft, das lasse sich über einen Kreisverkehr lösen, so spricht sich das Staatliche Bauamt Würzburg mittlerweile klar für eine Ampel aus.
Die Behörde ließ alle Alternativen prüfen. Das Ergebnis: Weil der Hauptverkehr auf der Achse von Kitzingen nach Würzburg und in Gegenrichtung verläuft, könne nur eine Ampel die Ströme zum und vom Einkaufszentrum sinnvoll regeln.
Viel Ärger mit der B 8 und ihren Ampeln in Kitzingen
Das Problem: Viele Verkehrsteilnehmer haben mit der Bundesstraße, die durch Kitzingen führt, schlechte Erfahrungen, weil die Verkehrsdichte und die schlecht koordinierten Ampelanlagen immer wieder zu langen Staus führen.
Doch der Kitzinger Bauamtsleiter Oliver Graumann versuchte dem Gremium klarzumachen: Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Planung für das Einkaufszentrum schreitet voran; auch die Stadt ist an einer baldmöglichen Verlagerung der Lebensmittelmärkte von der Dagmar-Voßkühler-Straße an die Marshall Heights interessiert, weil man am alten Standort ein Bildungszentrum mit Schule und Kindergarten plant.
Warum das Staatliche Bauamt eine Ampel an der B 8 bevorzugt
Graumann zitierte die Argumente der Verkehrsexperten so: Ziel sei vor allem ein "weitgehend störungsfreier Verkehr auf der B 8". Außerdem müsse das Abbiegen mit größtmöglicher Sicherheit gewährleistet werden.
Graumann referierte, dass das Staatliche Bauamt einen Kreisverkehr für falsch halte. Das funktioniere nur dann gut, wenn alle angeschlossenen Straßenarme etwa gleich stark befahren würden. Das sei hier nicht der Fall. Bei Dauer-Verkehr auf der Bundesstraße werde es zudem extrem schwer, aus den Marshall Heights in den vorfahrtsberechtigen Kreisel einzufahren. Und schließlich bräuchte ein Kreisverkehr wegen des Schwerlastverkehrs einen Durchmesser von rund 45 Metern, was wegen des nahen Baches und des Naturschutzes nicht machbar sei.
Derart ernüchtert von den Fakten reagierte als Erster Stadtrat Timo Markert (CSU) aus dem Marshall-Heights-nahen Stadtteil Repperndorf. Wenn der Kreisel nicht machbar sei, müsse man damit leben, "auch wenn mich die Ampel ärgert". Markert schlug jedoch vor, die Aussagen zur Ampel nur zur Kenntnis zu nehmen und nicht darüber zu entscheiden. "Sonst heißt es: Der Stadtrat hat für eine weitere Ampel gestimmt."
Doch die Verwaltung machte klar, dass sich die Stadträte so leicht nicht aus der Affäre ziehen können. Selbstverständlich müssten sie im laufenden Verfahren irgendwann über die Straßenanbindung entscheiden. Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) legte nach: "Ich bin auch kein Ampel-Fan." Aber selbst wenn ein Kreisverkehr machbar wäre, würde er wohl 1,5 Millionen Euro kosten. Das sei im Vergleich zur Ampelanlage unangemessen teuer, nicht erforderlich und könne daher nicht dem Investor aufgelastet werden, die Kosten für eine Ampel dagegen schon. Den Kreisel müsste die Stadt bezahlen.
Kitzinger Stadtrat setzt auf Abbiegespuren
Manfred Paul (SPD) wagte einen Alternativvorschlag: den Kreisverkehr auf Höhe der Alemannenstraße zu verschieben. Das sei wegen der unterschiedlichen Geländehöhe dort nicht machbar, sagte Graumann. Klaus Sanzenbacher (Grüne) plädierte stattdessen dafür, verlängerte Abbiegespuren zu schaffen und eventuell die Geschwindigkeit von Tempo 80 auf 60 zu reduzieren. Ähnlich argumentierte Stephan Küntzer (CSU): "Wir sind für ein Einkaufszentrum, aber gegen eine Ampel." Graumann entgegnete, dass die neue Ampel die Folge der Entscheidung für das Einkaufszentrum sei.
Uwe Hartmann (Bayernpartei) ereiferte sich: Zu Zeiten der US-Army-Präsenz seien von rund 6000 Amerikanern in den Marshall Heights täglich rund 1500 zur Arbeit nach Würzburg gefahren. "Warum schaffen die Amis das, und wir sind zu dämlich?", fragte er.
Am Ende spielte OB Güntner angesichts des Dilemmas auf Zeit. Sein Beschlussvorschlag: Der Stadtrat fordert vom Investor, dem Schweinfurter Unternehmen Riedel Bau, nochmals vertieft die alternativen Möglichkeiten der Verkehrsanbindung vorzustellen. Dem stimmte das Gremium nur gegen die Stimmen des Ehepaars Paul (beide SPD), von Andreas Moser (CSU) und Andrea Schmidt (Grüne) zu und vermied es somit, sich jetzt schon für eine Ampel aussprechen zu müssen.
Vielleicht sollte man hier wirklich mal das "Risiko" eines Kreisels mit mindestens 2 Fahrbahnen eingehen. Das es mit den Ampeln in KT nicht klappt, sieht man doch jeden Tag.
Sicherlich, der Kreisel braucht vielleicht mehr Platz, kostet vielleicht auch mehr, braucht aber keine Technik und somit auch keinen Strom.
Und ob ein Kreisel so viel mehr Platz braucht? Schau ich mir das ganze bei Marktsteft an, so habe ich meine Zweifel.
Lustig aber zum Nachdenken geeignet, die Ausssge von Hr. Hartmann.
Bin mal auf die weitere Entwicklung gespannt!
Kreisverkehr Mainbernheim B8 - funktioniert; Kreisverkehr am Ortseingang Kitzingen/Siedlung - funktioniert;
Warum soll das auf der anderen Seite von Kitzingen nicht funktionieren?
Noch ein Vorschlag - Kreisverkehr mit Ampel zu Stoßzeiten um den Zufluss zu regulieren - das wäre doch mal was Neues! Wenn A und B nicht gewollt sind nimmt man C