Im Juli 2021 hat der Kitzinger Stadtrat einen weitreichenden Beschluss gefasst: Nach langer Kontroverse stimmte er mit großer Mehrheit für die Einkaufsgalerie Marshall Heights des Investors Georg Wittmann. Knapp zwei Jahre sind seither vergangen, die grüne Wiese, auf der das Projekt geplant ist, ist immer noch grün, und es dürfte weitere drei Jahre dauern, bis man dort einkaufen kann. Aber immerhin: Es geht weiter – mit unverändertem Konzept, aber neuem Investor.
Die Frage ist: Was bedeutet das für die vorhandenen Märkte von Aldi, Rewe und Müller entlang der Dagmar-Voßkühler-Straße? Und: Was erwartet die Kundschaft künftig auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal an der Bundesstraße 8?
Schweinfurter Bauunternehmen will die Pläne verwirklichen
An einem sonnigen Frühlingstag sitzen Philipp Schmitt und Matthias Lambers in einem Konferenzraum mit weitem Blick in die Natur. Der Gastgeber, Immobilienentwickler Georg Wittmann, wird erst später zu der Runde stoßen. Aus dem Projekt Einkaufsgalerie ist Wittmann ausgestiegen – über die Gründe möchte er nicht näher reden. Aber er legt Wert darauf, dass es in regionaler Hand bleibt.
Jetzt will das Schweinfurter Bauunternehmen Riedel Bau die Pläne verwirklichen. Lambers ist Mitglied der Geschäftsführung, Schmitt der zuständige Projektentwickler – beiden ist an diesem Morgen eines wichtig: Sie wollen und werden nur das umsetzen, was im Grundsatzbeschluss des Stadtrats vereinbart ist. "Wir wollen ein Miteinander", sagen sie. Nicht, dass das Theater nach langem Streit um das Projekt wieder von vorne losgeht.
Viele Gespräche haben die beiden in den vergangenen Wochen und Monaten geführt – mit der Stadt, mit Wittmann, mit Ämtern und Behörden, mit potenziellen Partnern. Klar ist: Es wird bei einem Nahversorgungszentrum bleiben, das heißt: Auf rund 5200 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen sich ein Lebensmittelmarkt, ein Discounter, ein Bio-Lebensmittelmarkt, eine Drogerie, Café und Apotheke konzentrieren.
"Zentrumsrelevante Sortimente" wie Schuhe oder Bekleidung wird es wie gefordert nicht geben. Mit dem Konzept habe man "absolut Rücksicht auf die Innenstadt genommen", sagt Schmitt. Das wird auch von der Regierung von Unterfranken und vom Kitzinger Stadtmarketingverein anerkannt.
Aldi und Rewe werden definitiv mit in die Marshall Heights ziehen
Die Verkaufsfläche ist von einst geplanten 8200 auf 5200 Quadratmeter gesunken und der Bau von drei auf zwei Ebenen gestutzt worden. Erschlossen werden soll das Zentrum sowohl von den Marshall Heights als auch von der B8 aus. An der Bundesstraße wird es dazu größere Umbauten geben – das ist bereits mit dem Staatlichen Bauamt in Würzburg besprochen. Gedacht ist an eine Ampelanlage und eine Abbiegespur, die den zunehmenden Verkehr an der Kreuzung kanalisieren und steuern sollen. Die Kosten trägt Riedel Bau als Investor. Vieles bedarf noch der Abstimmung.
Fest steht: Wenn das neue Einkaufszentrum realisiert ist, werden Aldi und Rewe ihren 2004 und 2006 bezogenen Standort an der Dagmar-Voßkühler-Straße verlassen und Richtung Marshall Heights umsiedeln. "Man sitzt an der B8 ja auf dem Präsentierteller", sagt Lambers über die sich abzeichnende Perspektive. Ob auch Müller den Schritt mitgeht, ist ungewiss. Einen Drogeriemarkt wird es in jedem Fall geben.
Rund 20 Millionen Euro wird Riedel Bau nach eigenen Angaben in den Standort Marshall Heights investieren. In Volkach hat das Unternehmen bereits das an der Umgehungsstraße gelegene Einkaufszentrum mit Edeka und Müller umgesetzt. In Kitzingen ist es das erste gewerbliche Projekt.
Bei Riedel Bau lobt man die Zusammenarbeit mit der Stadt
Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist nach Lambers‘ Worten "sehr konstruktiv". Jetzt geht es darum, offiziell Baurecht zu schaffen. Dafür muss der Stadtrat der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zustimmen, was nach dem Grundsatzbeschluss von Sommer 2021 eine Formalie sein sollte. Bis daraus eine Satzung gegossen ist, kann es durchaus Frühjahr 2024 werden. So lange wird man bei Riedel Bau an der Feinplanung arbeiten, um dann zügig loslegen zu können. Nach einer Bauzeit von 18 bis 24 Monaten könnte das Zentrum Mitte 2026 eröffnet werden.
Was dann aus dem Gelände in der Dagmar-Voßkühler-Straße wird, ist unklar. Oberbürgermeister Stefan Güntner und seine CSU könnten sich dort eine Art Bildungscampus vorstellen. Immerhin braucht Kitzingen in naher Zukunft eine dritte Grundschule und weitere Kita-Plätze. Bis Herbst 2026, wenn in Bayern auch an Grundschulen flächendeckend die Ganztagsbetreuung eingeführt wird, lässt sich die Sache allerdings nicht regeln.
Jetzt ist ein weiterer Vorschlag aufgetaucht: Die ÖDP möchte das Zentrum an der Dagmar-Voßkühler-Straße gerne als Einkaufsstandort erhalten und fordert die Stadt auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Vieles spricht eher dafür, dass dies der Markt regelt.
Wie viele Leute verlieren hiermit die Möglichkeit einfach zu Fuß oder Rad alltägliche Einkäufe zu erledigen? Wie viele Jugendliche, die noch keinen Führerschein haben, sind dann wieder Abhängig von den Eltern für Einkäufe?
Kitzingen macht sich hier stabile alte Strukturen einer 15-Minuten-Stadt kaputt und applaudiert.
Ich hoffe das wenigstens eine sichere Quermöglichkeit über die B8 bei der Ampelanlage eingeplant wird.