Es klang zu schön, um wahr zu sein: Im Juni 2019 versprach der damalige Polizeipräsident Gerhard Kallert bei einem Besuch in Kitzingen, dass der Neubau der Polizeiinspektion "in Rekordzeit" erfolgen werde. In die Freude mischten sich schon damals leichte Zweifel, weil es der Polizeichef vermieden hatte, einen konkreten Termin zu nennen, wann es denn mit dem Neubau losgehen werde. Und so blieb die Frage, was denn unter "Rekordzeit" zu verstehen sei.
Vier Jahre später. Wer sich auf die Suche nach einer Antwort macht, was eigentlich aus dem Projekt geworden ist und warum sich so lange nichts getan hat, stößt schnell auf eine erste Erkenntnis: Von der Rekordzeit will keiner mehr etwas wissen. Die zweite Botschaft: Es geht durchaus alles seinen Gang – und der braucht Zeit. Viel Zeit.
Immer wieder neue Zeitangaben
Dazwischen, im November 2021, war mit Polizeipräsident Detlev Tolle der Nachfolger von Kallert in Kitzingen. Auch damals wieder frohlockende Prognosen: In "spätestens zwei Jahren" soll der Bau der neuen Kitzinger Dienststelle in den Marshall Heights beginnen, hieß es damals bei der Amtseinführung des Kitzinger Polizeichefs Jochen Dietrich.
Auch diese Zeit ist fast vorbei. Jochen Dietrich ist der nunmehr dritte Polizei-Chef in Kitzingen, seit der Neubau beschlossen wurde. Die Frage, ob man es mit einer Hängepartie zu tun habe, verneint er: Eine solche könne er "nicht erkennen". Klar sei aber auch, dass man sich "als Nutzer des künftigen Dienstgebäudes eine möglichst schnelle Realisierung wünscht", sagt der Polizeidirektor.
Bei der Pressestelle der Polizei in Würzburg sieht man ebenfalls keinen zeitlichen Verzug. "Das Planungsverfahren zum Neubau der Polizeiinspektion Kitzingen läuft aktuell weiter nach Plan", heißt es auf Nachfrage. Wobei nach so langer Zeit die Frage ist, welcher Plan gilt. Immerhin liefert die Pressestelle einen konkreten Zeitpunkt: "Der Beginn der Arbeiten", heißt es in einer Mail, "ist im ersten Quartal 2025 geplant."
Politiker im luftleeren Raum
Damit gibt es erstmals eine Zahl, nachdem sich bisher vieles im luftleeren Raum abspielte. Luftleer wird es auch schnell, wenn die Politik ins Spiel kommt. So besuchte im August 2018 der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib die Inspektion und machte das, was man an dieser Stelle immer macht: die Polizeiarbeit hervorheben und gute Laune verbreiten. Etwa mit dem Satz, dass die Planungen für den notwendigen Neubau der PI "offensichtlich zügig voranschreiten".
Ähnlich war es bei einem Interview, das Barbara Becker Mitte 2022 gab. Die CSU-Landtagsabgeordnete mahnte an, dass der Neubau "schnellstmöglich" kommen solle. Ein Adjektiv, dass geschlagene drei Jahre nach der angekündigten "Rekordzeit" etwas ratlos zurückließ. Im selben Gespräch ließ Becker durchblicken, dass es "schnell" innerhalb eines bürokratischen Prozesses längst nicht mehr gibt.
Sie sprach von neun Stufen, die das Projekt durchlaufen müsse. Von der Grundlagenermittlung zum Start bis zur Objektbetreuung am Ende. Erreicht war damals gerade Stufe zwei. Immerhin: Am fehlenden Geld liege es nicht, dass sich die Dinge hinziehen. Die Maßnahme, versicherte Becker, stehe im Haushalt. Geld sei also da.
Grundstückskauf von langer Hand geplant
Der Grundstückskauf selbst war von langer Hand vorbereitet worden. Ende 2017 wurde im Kitzinger Stadtrat bekannt, dass der Freistaat die beiden Wohnblocks im östlichen Bereich der ehemaligen US-Wohnsiedlung Marshall Heights – gleich nach der ersten Einfahrt in Richtung Würzburg – kaufen will, um dort die neue Polizeidienststelle zu errichten.
Schon damals war klar: Die bestehende Inspektion in der Landwehrstraße entspricht bereits geraume Zeit kaum noch den Anforderungen. Es müsste also besser heute als morgen etwas passieren.
Wie man sich die künftige Inspektion an der B 8 vorzustellen hat, beschreibt Michael Siefener, stellvertretender Pressesprecher des bayerischen Innenministeriums, so: "Die Grobplanungen sehen einen dreigeschossigen Neubau mit einer Nutzfläche von rund 1600 Quadratmetern vor." Die Größe werde sich am derzeitigen Personalstand orientieren, habe aber "entsprechende Spielräume, damit zukünftig gegebenenfalls auch zusätzliche Mitarbeiter untergebracht werden können", lautet die Auskunft aus dem Ministerium.
Erste Entwürfe für einen zeitgemäßen Neubau
Zuständig für die Planung ist neben dem Polizeipräsidium Unterfranken vor allem das Staatliche Bauamt in Würzburg. Dort gebe es inzwischen "ein Planungsteam für den zeitgemäßen Neubau". Zum aktuellen Stand heißt es auf Nachfrage: "Derzeit werden durch das Architekturbüro erste Entwürfe erstellt."
Parallel würden Verfahren zur artenschutzrechtlichen Prüfung stattfinden und mit der Erstellung eines Bebauungsplans begonnen. Dabei sei "zeitnah ein Aufstellungsbeschluss im Stadtrat der Stadt Kitzingen angedacht". Die Projektunterlage wolle man bis "Mitte des nächstes Jahres fertigstellen". Danach werde sie dem Haushaltausschuss des Landtages zur Billigung vorgelegt, lautet die Information aus dem Staatlichen Bauamt. Dann gebe es auch eine verlässliche Kostenschätzung. Aktuell gehe man für die reinen Baukosten von 15 Millionen Euro aus.
Bleibt die Frage, wie lange das bestehende Gebäude, das sich im Besitz des Freistaates befindet, als Inspektion noch durchhält? Das Haus sei "in die Jahre gekommen, aber funktionstüchtig", heißt es dazu aus dem Staatlichen Bauamt.
Der Grad der Baufälligkeit des Bestandsgebäudes scheint dem Amt keine Sorgen zu machen. Das Haus werde "regelmäßig geprüft"; man habe bisher "keine relevanten Schäden feststellen" können. Eine Generalsanierung sei "im Hinblick auf den bereits laufenden Planungsprozess des Neubaus und der unklaren Nachnutzung nicht zielführend".
Eine Idee, was aus dem Haus werden könnte, scheint aktuell nicht vorhanden zu sein. Der Staatsbetrieb Immobilien Freistaat Bayern sei allerdings mit diesem Thema beauftragt.