
80 also. Was die Zahl mit Pater Anselm Grün macht? Er sei nun "wirklich alt", sagt der Mönch mit einem Schmunzeln. Aber er habe sich nach hinten raus "kein Limit gesetzt". Und Kürzertreten ist bei ihm sowieso nicht vorgesehen. Zumindest nicht, "so lange es Spaß macht!" Dass es Spaß macht, verraten neben dem Schmunzeln auch die leuchtenden Augen.
Wobei dem Mönch aus Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) jetzt zugutekommt, dass er längst Alters-Fachmann ist: Bereits mit 62 – also mit fast noch jungen Jahren – veröffentlichte er das Buch "Die hohe Kunst des Älterwerdens". Ob er fast 20 Jahre später die eine oder andere Stelle umschreiben müsste? Pater Anselm schüttelt den Kopf, gibt aber zu: "Es ist einfacher darüber zu schreiben als zu leben!"
Nach einem überstandenen Krebsleiden vor einigen Jahren sitzt der Anselm Grün jetzt beim Gespräch in der Krypta der Kirche in Münsterschwarzach immer noch so da, wie man ihn kennt: Mit schwarzer Kutte der Benediktiner, wachen Augen und einem Bart, der Propheten neidisch macht. Mehr Mönch geht nicht. Ein Gesamtkunstwerk. Auch wenn er inzwischen ein Hörgerät trägt und das Knie gerne mal zwickt, stehen über allem vier Worte: "Es geht mir gut!"
Mehr Gelassenheit: Warum das Alter auch Vorteile hat
Die Kunst des Alters bringt Anselm Grün so auf den Punkt: Einerseits "Ja zum Leben sagen". Gleichzeitig gelte es, auf die nun eingeläutete letzte Phase vorbereitet zu sein. Das Alter habe auch Vorteile: "Sich nicht mehr beweisen müssen" ist einer davon. Ein anderer: "Mehr Gelassenheit und eine gewisse Weisheit."
Die Vortragsreisen sind inzwischen weniger geworden. Dafür nahm die Zahl seiner Kurse als Leiter des Recollectio-Hauses der Münsterschwarzacher Abtei, ein Therapiezentrum für katholische Geistliche und Kirchenmitarbeiter, deutlich zu.
So wie auch das Schreiben zuletzt mehr geworden ist. Einfälle hat Anselm Grün genug, schon länger denkt er beispielsweise über ein gemeinsames Buch mit Konstantin Wecker nach. Es läuft weiterhin blendend, die erreichte Auflage klettert und klettert und liegt bei nunmehr 20 Millionen. Seine inzwischen weit über 300 Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt. Zuletzt kamen Brasilien und Vietnam dazu. Neuerdings sind die Werke des Bestseller-Paters auch auf Arabisch verfügbar.
Das Erfolgsgeheimnis von Anselm Grün: Botschaften einfach machen
Dass einer der bekanntesten Mönche Deutschlands die Hände in den Schoß legt – bei Anselm Grün auch mit 80 undenkbar. Seit der Pater im Herbst 2013 nach 36 Jahren in Münsterschwarzach die wirtschaftliche Leitung seines Klosters – und damit für 300 Mitarbeiter und mehr als 20 Betriebe – abgab, haben sich seine Schwerpunkte verändert. Weniger aktiv ist er deshalb nicht. Er nutzt die gewonnene Zeit und schreibt sogar mehr denn je. Über christliche Werte Hilfestellung für alle Lebenslagen zu geben, treibt den Benediktiner auch im hohen Alter noch um und an. Auf die bekannt eigene Art: Er kann Botschaften einfach machen. Verständlich sein ist sein Markenkern.

Den Mönch mit dem ausgeprägten Sendungsbewusstsein, der in Junkershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld geboren wurde und 1964, gleich nach dem Abitur in Würzburg, in den Münsterschwarzacher Benediktinerorden eintrat, treiben auch heute noch aktuelle Themen um: die Polarisierung der Gesellschaft, der Verfall der Sprache, Fake News, eine zunehmende Verrechtlichung. Und nicht enden wollende Kriege, der Kampf um die Demokratie und dass die Diktatoren nicht weniger werden.
Da braucht es Hoffnung, viel Hoffnung. Und viele Menschen, "die Werte leben". Anselm Grün hält sich, um offen zu bleiben, weiter eisern an ein Motto, mit dem er ein Leben lang gut gefahren ist: "Ich versuche zu verstehen, ohne zu bewerten."
Was Pater Anselm Grün traurig macht und ihn besorgt
Dass man heutzutage "kaum eine Meinung äußern kann, ohne gleich in eine Ecke gestellt zu werden", hält der studierte Philosoph, Theologe und Betriebswirt für ein großes Übel: "Das macht mich traurig!" Wobei er fest daran glaubt, "dass die Gesellschaft aufwacht". Auch wenn gerade die Solidarität ab- und die Spaltung zunimmt und sich deshalb mitunter auch bei ihm Ohnmacht breitmache.
Er hält in den sozialen Medien dagegen, setzt auf Auszüge aus Predigten und Mutmach-Posts. Auf Facebook folgen ihm dabei 12.000 Menschen. Um Instagram kümmert sich für ihn seine Nichte, dort sind es 76.000 Follower.
Überhaupt sind die Familienbande noch stark: In den Sommerurlauben geht es mit seinen fünf Geschwistern Jahr für Jahr ins Zillertal, um auf Berge zu kraxeln. Der 80. Geburtstag an diesem Dienstag wird für einen der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart eher ruhig verlaufen, es läuft auf ein Bierchen mit den Mitbrüdern am Abend hinaus.
Eine Woche später, am 21. Januar, gibt es dann in Würzburg ein verspätetes Geschenk - in Form eines Buchdialogs. Der 80-Jährige und die taiwanesischen Autorin Hsin-Ju Wu stellen in der Würzburger Kirche der Erlöserschwestern in der Domerschulstraße ab 19 Uhr ihr gemeinsames neues Buch "Wer bin ich?" vor. Die Freude darauf kann der Mönch nicht verbergen: seine Augen leuchten.
Sobald irgendwo "Kirche" steht - völlig egal, worum es in dem Zusammenhang geht - spätestens der dritte Kommentar, egal bei welchem Thema und Artikel plärrt wieder: "Missbrauch" - auch wenn der aktuelle Artikel damit überhaupt nichts zu tun hat!
In der freien Wirtschaft wäre er entweder armer Philosoph, oder reicher Unternehmer geworden.
gez. R.König
In der Main Post muss nicht alles stehen, was schon wo anders steht, aber man darf doch anführen, dass es dort nicht steht. Und sagen, dass man sich statt des Berichteten etwas anderes gewünscht hätte. Und klar auch, dass an Moralapostel ein höherer moralischer Anspruch zu richten ist als an Normalsterbliche!
Ja, Anselm Grün, der Finanz-Mönch, der in der SZ so nebenbei berichtet, dass die Bayer Aktien gut liefen. Holla, da muss man sich direkt überlegen, ob das nicht noch schlimmer ist als die potentielle Vertuschung von sexuellem Missbrauch. Denn der scheint doch zur DNA der oberflächlich sexualfeindlichen Kirche zu gehören, die's heimlich immer krachen ließ. Aktien krachten auch manchmal beim Anselm, aber die Russland-Anleihen haben's wieder ausgeglichen. Tja, 2010 war das noch möglich. Alles in allem, ein nach außen bescheidener Mann, der nicht für sich, sondern für die Kirche hortet. Mephisto würde mal wieder so richtig ausflippen.
(S. SZ, 17.05.10)
Und zum Thema Aktien - haben Sie auch nur den Hauch einer Ahnung, was es kostet, ein Kloster wie Münsterschwarzach zu unterhalten?
- die großen Gebäude,
- die etwa 250 zivilen Angestellten leben auch nicht von Luft und Liebe - die müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Gehalt pünktlich auf dem Konto ist!
- die alten Brüder auf der Alten- und Krankenstation, denen man eine menschenwürdige Pflege und Versorgung garantieren muss, denn das Armutsgelübde eines Mönches heißt ja nicht, dass er auf Stroh in der ungeheizten Zelle dahinvegetieren muss!
P. Anselm hat nicht gehortet, sondern dem Kloster verlässliche Einnahmen für Unterhalt und die notwendigen Ausgaben der Gehälter erwirtschaftet. Erst mal erkundigen, bevor man hier solche Verbaliniurien von sich gibt!
Sie haben offensichtlich schon lange keine Kirche mehr aus der Nähe gesehen.
In keiner gesellschaftlichen Organisation wird so viel Prävention betrieben, wie bei der katholischen Kirche. Spät, aber immerhin. Ich habe den Eindruck, dass Mancher froh ist, einen Sündenbock für alles zu haben. Sexueller Missbrauch liegt in der DNA des Menschen, könnte man genauso gut sagen, wenn man die Zahlen des Missbrauchs in der GESELLSCHAFT objektiv betrachtet.
Mir genügten die ersten Seiten eines seiner Bestseller.
Bestseller Autor? Sagt gar nichts aus - da geht es nur um Verkaufszahlen.
Aber ernsthaft: Natürlich trägt er mit den Einkünften seiner Bücher nicht unwesentlich zum Erhalt des Unternehmens bei - incl. Elitegymnasium und nicht weniger Arbeitsplätze.
P.s. ob Ihnen seine Bücher zusagen oder nicht ist in diesem Zusammenhang so relevant wie der betühmte Sack Reis in China.
Guten Abend😌
Aber es ist auch die Rede davon, dass z.B. ein Missbrauchstäter unter falschem Namen im Kloster untergebracht war. Im Bericht wird vorausgesetzt, die Abtei wissentlich mit von der Partie war, ihn zu verstecken. Dafür gibt es keinerlei Belege - laut Report. In den 50-er Jahren gab es kein Internet oder soziale Medien, wer weiß, was den Patres erzählt wurde, warum der Priester von seinem Bistum da „geparkt“ wurde!? Das war schlicht nicht überprüfbar!
Das Verhalten des Bistums Eichstätt war kriminell, keine Frage - ob Münsterschwarzach da bewusst involviert war, ist eine Behauptung in dem Beitrag!
Und - dass Missbrauchstäter geschützt und verschoben wurden, das war nun beileibe keine große Neuigkeit! Dass die katholische Kirche eine weltweit tätige Organisation ist, sollte auch jedem bekannt sein!
https://www.ardmediathek.de/video/report-muenchen/die-sendung-vom-07-01-2025/das-erste/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC9hNmQzNjc1Mi1lNjdkLTQ5YmUtODQxYy1mNWQzNTlmYjYzZDc
- es gibt nichts Neues, nichts Aktuelles zu dem Thema, es werden Fälle ans Licht geholt, deren Täter seit Jahren tot sind, investigativ und für die Betroffenen hilfreich wäre es, Täter von heute zu benennen!
- dass Report (und andere Medien) es immer noch nicht kapiert haben, dass Missbrauch ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, man aber weiterhin so tut, als ob es ein kirchliches Problem wäre und fast nur über kirchliche Fälle in den Medien berichtet wird! Laut deutschem Kinderschutzbund jedes Jahr etwa 14.500 Fälle in Deutschland - heute!
DA sollten die Medien mal hinschauen!
Weil fast ausnahmslos alle Institutionen dieses Problem auf diese Art und Weise „gelöst“ haben - was natürlich keine Lösung war, aber gängige Praxis, die letztendlich Leid und Verbrechen nur verschoben haben aber keine Lösung oder Aufarbeitung geboten haben.
Darum würde ich mir da ja dringend eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung dieser Problematik wünschen - und nicht immer nur diese verengte Sichtweise auf Kirche!
Jedoch dacht ich mit all meiner Lebenserfahrung. dass Schutzbedürftige in der Kirche besonders hohen Schutz erwarten dürfen! Aber wie gesagt, so dachte ich mal.