
Der laue Sommerabend war wie geschaffen für einen Open-Air-Vortrag des renommierten Paters aus Münsterschwarzach. Der Innenhof des historischen Anwesens war komplett mit Stühlen und noch mehr Zuhörern gefüllt, die für eine imposante Kulisse sorgten. Eigentümer Edgar Schmitt begrüßte Anselm Grün und die vielen hundert Gäste dort, wo er sonst nur „rumschuftet“. Die Bühne, auf der der Benediktinerpater stand, war stilgerecht aus altem Eichenholz gebaut – typisch Self-Made-Mann Edgar Schmitt. Anselm Grün fühlte sich sichtlich wohl in dem altehrwürdigen Ambiente vor dem eichenen Holztor.
Das Älterwerden als eine hohe Kunst war das Thema seines einstündigen Vortrags. Und natürlich der Titel eines neuen Buches, das es im Anschluss an den Vortrag im neu gestalteten Keller des Zehnthofes zu signieren galt. Einfühlsam sprach der Pater, der selbst mittlerweile die 60 überschritten hat, über ein Thema, das bei zunehmender Überalterung der Gesellschaft auch eine immer stärkere Bedeutung bekommt. Was muss man tun, damit das Älterwerden für sich selbst lebenswert bleibt und man seinen Mitmenschen nicht mehr zur Last fällt als unbedingt nötig?
Anselm Grün sprach von einem guten und einem bitteren Geschmack des Älterwerdens. Je nachdem, wie der Älterwerdende damit umgeht. Das Alter annehmen ist eine der Voraussetzungen zu einem guten Umgang damit. Auch Loslassenkönnen ist eine der Tugenden im Alter. Das heißt: Nicht festhalten an dem, was man ein Leben lang gemacht hat und partout nicht aufgeben will. Doch genau dies fällt so vielen Menschen schwer.
Anselm Grün nennt in seinem Vortrag immer wieder Beispiele. Beispiele von Menschen und ihren Schicksalen, die auf viele Älterwerdende übertragen werden können. „Es fällt schwer loszulassen“, so Grün, „nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen, um Rat gefragt zu werden.“
Satt an Jahren zu sterben, das nannte Anselm Grün nicht erstrebenswert. „Nur wer sein Leben gelebt hat, der kann auch loslassen“. Dazu gehört ebenso, Dinge im Alter offener zu betrachten, mehr Toleranz zu entwickeln und auch, zwischen jung und alt Brücken zu bauen und dankbar mit den Erinnerungen zu leben. Und es sei ganz wichtig, das Leben gelassener zu betrachten und nicht mehr alles ändern zu wollen. Die Zuschauer im Zehnthof bedankten sich mit großem Beifall.