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Kitzingen
Mehr Demonstranten gegen rechts als Teilnehmer am "AfD-Bürgerdialog"
Zu einer AfD-Veranstaltung am Donnerstagabend kamen rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörer nach Kitzingen. Der Protest dagegen war etwa viermal so stark besetzt.
Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Gruppen Arbeitskreis Gehwissen, Omas gegen rechts und Aktionsbündnis Gemeinsam für Demokratie aus dem Landkreis Kitzingen demonstrierten am Donnerstagabend vor einer AfD-Veranstaltung im Stadtteilzentrum Kitzingen-Siedlung.
Foto: Andreas Brachs | Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Gruppen Arbeitskreis Gehwissen, Omas gegen rechts und Aktionsbündnis Gemeinsam für Demokratie aus dem Landkreis Kitzingen demonstrierten am Donnerstagabend vor einer ...
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 24.04.2024 02:48 Uhr

Die Demonstranten gegen rechts waren deutlich in der Mehrheit: Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich am Donnerstagabend vor dem Stadtteilzentrum in der Kitzinger Siedlung, während drinnen rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörer den Vorträgen von zwei bayerischen AfD-Bundesabgeordneten lauschten. Begleitet von einer Handvoll Polizisten liefen die Parallelveranstaltungen friedlich ab.

Protestierende wollen für Demokratie Haltung zeigen

Die Protest-Kundgebung hatte Margit Endres vom Arbeitskreis Gehwissen angemeldet. Auch die Gruppen Omas gegen rechts und Aktionsbündnis Gemeinsam für Demokratie beteiligten sich. Den Demonstranten gehe es darum, "Haltung zu zeigen und aufzustehen für die Demokratie", erklärte Endres in einer Ansprache. "Demokratie braucht keine Alternative", rief sie den Protestierenden entgegen. Die Demo richte sich "gegen radikale, geschichtsvergessene und rechtsextreme Bestrebungen, die Demokratie beseitigen zu wollen".

"Wir überlassen unser Land, unseren Landkreis und unsere Stadt Kitzingen nicht den Verfassungsfeinden", sagte Endres. In einer Demokratie dürften auch "weltfremde, gefährliche Meinungen" verbreitet werden. Das müsse man aushalten, aber auch gute Argumente dagegenhalten. Daher sei es wichtig, dass viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft gegen die AfD opponierten. 

Hanjo von Wietersheim vom Arbeitskreis Gehwissen und seine Frau Ingrid von Omas gegen rechts hatten schon vor der Veranstaltung erklärt, man wolle die demokratische und freiheitliche Lebensform schützen und vor der anstehenden Europawahl vor einem Rechtsruck warnen.

Zu den Protestierenden sprach auch Julia Gilfert, die ein Buch über ihren von Nazis verfolgten Großvater geschrieben hat. Sie wandte sich gegen AfD-Mitglieder, die "auch heute den Wert des Menschen infrage stellen", wenn sie Behinderte oder Ausländer ausgrenzten oder diffamierten. "Seid solidarisch und widersprecht", rief Gilfert den Demonstranten zu.

Dialog mit den Bürgern ließ zwei Stunden lang auf sich warten

Im Stadtteilzentrum hatte die Landesgruppe der bayerischen AfD-Bundestagsabgeordneten einen "Bürgerdialog" organisiert. Der Kreisvorsitzende der AfD Kitzingen, Bezirksrat Bernhard Sturn, war nur als Gast anwesend. Bevor es allerdings zum Dialog mit dem Publikum kam, hielten Tobias Matthias Peterka (Wahlkreis Bayreuth) und Gerrit Huy (Wahlkreis Weilheim) zwei Stunden lang Vorträge.

Jurist Peterka konzentrierte sich auf die deutsche und europäische Gesetzgebung. Huy, die am sogenannten Potsdam-Treffen radikaler Rechter Ende 2023 teilgenommen hatte, sprach über die Sozialsysteme und leugnete wiederholt einen "menschengemachten Klimawandel". In Potsdam hatte nach Recherchen des Medienhauses Correctiv der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner einen "Masterplan zur Remigration" von Millionen von Ausländern und Deutschen vorgestellt.

Huy erklärte zu ihrer Teilnahme nur: "Das Ganze war harmlos. Es ist nichts dran – ein Fake". Gleichzeitig sagte sie über Martin Sellner, er sei "ein kluger Kopf". Alles, was er gesagt habe, sei "sehr brav" gewesen. Der AfD-Kandidat zur vergangenen Landtagswahl im Stimmkreis Kitzingen, Alfred Schmidt (Schweinfurt), forderte in der Versammlung, die rechtsextreme Identitäre Bewegung, von der Schwarzen Liste der AfD zu nehmen. 

Laut Bundesamt für Verfassungsschutz verstößt die Ideologie der Identitären Bewegung zumindest in Teilen "gegen die grundgesetzlich verankerte Menschenwürde sowie das Demokratieprinzip und ist somit mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar."

 
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  • Norbert Meyer
    Dieser Altersdurchschnitt der gezeigten Protestierer wird für die Zukunftsgestaltung dieses Landes eh nicht mehr gebraucht. Wenn sie es früher besser gemacht hätten, wären jetzige Proteste überflüssig.
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  • Manfred Englert
    Bravo, Margit, so begegnet man dieser Partei!

    Nicht durch rechtswidriges Blockieren von Grundrechten, sondern durch Haltung und Gesichtzeigen und Argumentieren.
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