Nach einer ersten Kundgebung für Vielfalt und Demokratie am vergangenen Samstag in Kitzingen gehen nun erneut Menschen auf die Straße, um dem Rechtsruck im Land entgegenzutreten. Auch bei der "Demonstration der Demokraten" am Sonntag, 4. Februar, in Kitzingen geht es darum, ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsextremismus und die AfD zu setzen. Wo wird demonstriert? Wer ruft diesmal zu den Protesten auf? Und wie viele Leute werden erwartet?
Wer demonstriert am Sonntag in Kitzingen?
Aufgerufen zur "Demonstration der Demokraten" haben der Arbeitskreis "Gehwissen" und die Initiative "Omas gegen Rechts". Hinter den beiden Bündnissen – das eine vor 24 Jahren aus dem Kampf gegen rechte Umtriebe in Iphofen entstanden, das andere noch recht jung – steht das Ehepaar Hanjo und Ingrid von Wietersheim. Unterstützt werden die Veranstalter eigenen Angaben zufolge von CSU, SPD, Grünen, Freien Wählern, FDP, ÖDP und Bayernpartei. Um die Protestbasis zu verbreitern, wenden sie sich an "alle Demokratinnen und Demokraten und alle Menschen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten". Dazu zählen neben Parteien und Gewerkschaften auch Institutionen wie Kirchen und Religionsgemeinschaften, die komplette Blaulichtfamilie, Lehrerinnen und Lehrer sowie Menschen aus Vereinen und Verbänden.
Wo und wann wird in Kitzingen demonstriert?
Der Demonstrationszug formiert sich um 14 Uhr am Kitzinger Stadtbalkon auf Etwashäuser Seite, zieht dann über die Alte Mainbrücke, in die Alte Burgstraße, Kaiserstraße über die Luitpoldstraße in die Ritterstraße und von dort auf den Marktplatz.
Warum wird in Kitzingen demonstriert?
Für Hanjo von Wietersheim sind die landesweiten Demonstrationen gegen rechts ein "wichtiger Aufbruch der Zivilgesellschaft" gegen Hass und Spaltung. Im Aufruf des Arbeitskreises "Gehwissen" heißt es: "Unsere Pflicht als Demokratinnen und Demokraten ist es, gegen diese staatsfeindlichen und zerstörerischen Aktionen aufzustehen und Flagge zu zeigen für unsere Demokratie." Man werde "Angriffe auf unsere Demokratie" nicht akzeptieren. Wietersheim verbindet mit den landesweiten Protesten auch die Hoffnung, an die AfD verlorene Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen und vom rechten Rand wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Dazu sei ein starkes solidarisches Auftreten nötig. "Ich bin mir sicher, dass sich durch solche öffentlichen Aktionen Menschen und die Politik bewegen lassen."
Seit zwei Wochen gehen in deutschen Großstädten Zehntausende Menschen gegen den Rechtsextremismus und die AfD auf die Straße. Warum findet die Demonstration in Kitzingen erst an diesem Wochenende statt?
Zum einen gab es vergangenen Samstag in Kitzingen eine von Schülerinnen und Schülern des Armin-Knab-Gymnasiums initiierte Demonstration, zu der um die 1100 Menschen kamen. Zum anderen war am 27. Januar Holocaust-Gedenktag. An diesem Tag wird der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz sowie der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. "Das wollten wir nicht mit dem Kampf gegen rechts vermischen", sagt Hanjo von Wietersheim.
Wie viele Menschen werden am Sonntag in Kitzingen erwartet?
Das lässt sich nur schwer sagen. Hanjo von Wietersheim hat bei den Behörden 400 Teilnehmer angemeldet. Doch er weiß, dass Demonstrationen gegen rechts in diesen Tagen eine von den Veranstaltern kaum steuerbare Dynamik entwickeln, und ein bisschen hofft er sogar darauf, dass das Teilnehmerfeld am Sonntag den Rahmen sprengt. "Mein Ziel ist es, dass die Veranstaltung wegen Überfüllung beendet wird." Vergangenen Samstag waren 50 Teilnehmer gemeldet, gekommen sind mehr als 20mal so viel, rund 1100. Der Kitzinger Marktplatz war gut gefüllt, die Veranstalter, das Bündnis "KitzingenStehtAuf" um die 17-jährige Melisa Kasikcioglu, erhielten viel Lob für ihren Mut und ihre Zivilcourage.
Gibt es während der Kundgebung ein Programm?
Ja. Auf dem Podium wird eine Vertreterin der Initiative "Omas gegen Rechts" sprechen. Anschließend soll das von den Veranstaltern entwickelte "Kitzinger Manifest für eine starke Demokratie" verlesen werden. Darin wird in neun Thesen gegen Hetze, Gewalt und Antisemitismus sowie zum Schutz der Menschenwürde und der Demokratie aufgerufen. "In der AfD und der Werteunion wird bereits über Massendeportationen nachgedacht. Wir werden uns mit aller Kraft dagegenstellen", heißt es in dem Aufruf.
Nach der Kundgebung hat jeder die Möglichkeit, sich mit seiner Unterschrift mit den Zielen dieses Thesenpapiers zu solidarisieren. Die gesammelten Unterschriften will das Bündnis an Parteien und Regierung weiterleiten. Hanjo von Wietersheim wünscht sich einen "Konsens aller demokratischen Parteien" und weniger Parteiengezänk, um in diesen schwierigen Zeiten mit einer Stimme gegen rechts zu sprechen.
Wird sich die Demonstration auf den Verkehr auswirken?
Während des Demonstrationszuges durch die Stadt werden die Straßenzüge – je nach Teilnehmerzahl – halbseitig oder komplett gesperrt sein. Ab 14 Uhr wird es deshalb vereinzelt zu Behinderungen kommen. Der Verkehr auf der B8 und anderen Hauptstrecken ist davon aber nicht betroffen. Autofahrer sollten die Innenstadt in dieser Zeit meiden. Wer mit dem Auto zu der Demo kommt, kann kostenlos auf dem großen Schotterparkplatz am Bleichwasen parken.