
"Himmel voller Schweigen" lautet das Thema der Lesung mit der Mainbernheimer Autorin Julia Gilfert, zu der das evangelische Dekanat Kitzingen am Montag, 4. April, einlädt. Beginn ist um 19 Uhr im Paul-Eber-Haus. Mit 18 Jahren träumt Julia Gilfert das erste Mal von dem Mann, der ihr Großvater hätte werden sollen: Walter Frick, heißt es in der Ankündigung. Er lässt sie nicht mehr los – und sie spürt, dass sie seine Geschichte erforschen muss. Warum hat er in ihrer Familie nie eine Rolle gespielt? In ihrem Buch „Himmel voller Schweigen“ zeichnet Julia Gilfert die Lebensgeschichten ihrer Vorfahren nach. Die romanhafte Erzählung, in deren Mittelpunkt ihr Großvater Walter und dessen Schwester Hedwig stehen, ist das Ergebnis einer zehnjährigen Recherchearbeit.
Walter Frick wird 1908 in der Pfalz als Sohn eines Lehrers geboren, studiert später Klavier, Komposition und Dirigieren in München, wird Opernkapellmeister in Rostock. Er ist ein ausgesprochen sensibler Mensch, zu sensibel für das Männer- und Menschenbild seiner Zeit. Als er 1941 zur Wehrmacht einberufen wird, bricht der zweifache Vater zusammen – und wird von seinem eigenen Schwager, dem SS-Führer Armin Beilhack, in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Walter Frick stirbt am 7. August 1941, angeblich an „trauriger Verstimmung“, „Depression“ und „Erschöpfung“. So steht es in seiner Sterbekurkunde. Doch ausgefüllt wurde diese von keinem Geringeren als Armin Beilhack.
Julia Gilfert wurde 1990 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Sie studierte einige Semester Klassischen Gesang in Mannheim und schließlich Kulturwissenschaften in Kiel und Würzburg. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Tübingen, wo sie zu Neuem Nationalismus im Kontext deutscher Gedenk- und Kulturerbestätten promoviert.
Das Werk: Julia Gilfert: Himmel voller Schweigen. Fragmente einer Familiengeschichte. https://ultraviolett-verlag.de/produkt/himmel-voller-schweigen/, Ultraviolett Verlag Dresden 2022, ISBN: 978-3-96887-012-0. 296 Seiten, 14,80 Euro