Die Menschen strömten zum Stadtbalkon am Kitzinger Bleichwasen, um "gemeinsam für unsere Demokratie auf die Straße zu gehen", wie es Hanjo von Wietersheim vom Arbeitskreis Gehwissen formulierte. Mit 400 Menschen hatte er gerechnet, gut 2000 waren gekommen.
Der Stadtbalkon füllte sich zusehends. Jung und Alt waren dem Aufruf der Veranstalter, dem Arbeitskreis Gehwissen und Omas gegen Rechts, gefolgt. Es sollte eine eindrucksvolle Demonstration der Demokratinnen und Demokraten gegen Hass und Spaltung werden. Gegen Rechtsextremismus. Als Hanjo von Wietersheim in seiner kurzen Begrüßung einige Regeln erläuterte und sagte, "beim Laufen halten wir uns auf der rechten Seite", hatte er erst einmal die Lacher auf seiner Seite. Man wusste ja, was er meinte: Es sollte doch nur eine Seite blockiert werden, die rechte nämlich.
Ein Chor mit hunderten Stimmen
Friedlich und diszipliniert zogen die Demonstrierenden, darunter auch Abgeordnete und Kommunalpolitiker, über die Mainbrücke in die Stadt. Über die Kaiserstraße in die Luitpoldstraße, dann über die Rittergasse in die Schrannenstraße auf den Marktplatz. Auf den Schildern war unter anderem zu lesen: "Wir sind alle gleich", "Braune Flaschen in den Altglascontainer", "Demokratie braucht keine Alternative", "Nie wieder ist jetzt" oder "AfD – Aus für Deutschland". Es dauerte, bis der Marktplatz komplett gefüllt war. Zwischenzeitlich stimmte von Wietersheim das Lied "Leistet Widerstand, gegen Faschismus in unserem Land" an. Ein beeindruckender Chor mit hunderten von Stimmen.
Monika Heubl-Haaf von den Omas gegen Rechts ging auf Treffen von AfD, Mitgliedern der Werteunion, Anhänger der Identitären Bewegung und Rechtsextremisten ein und deren Vorhaben. In der AfD seien Rassismus und Antisemitismus zuhause. Es sollte inzwischen jedem klar geworden sein, "dass sie nicht nur spielen wollen – sie meinen es ernst!"
In drei Bundesländern gelte die AfD als gesichert rechtsextrem, doch es folge nichts daraus, bedauerte sie. Ein Verbot mag schwierig sein, aber notwendig. Hunderttausende seien aufgestanden. "Wir dürfen aber nicht bei unserer Empörung bleiben", rief sie der Menge zu. "Wir müssen unseren Protest weitertragen." Sie sagte, dass das Nein sich auch an Politiker richte, die sich angesichts der Wählerstimmen auch mal der Sprache von Rechten bedienen.
Kitzinger Manifest zeigt Flagge
Ingrid von Wietersheim verlas unter viel Beifall das Kitzinger Manifest für eine starke Demokratie. Darin heißt es unter anderem: "Wir treten ein für unsere Demokratie und unsere freiheitliche Gesellschaft. Wir zeigen Flagge gegen Verfassungs- und Demokratiefeinde." Ein weiterer Punkt lautet: "Menschen aller Nationen sind für uns eine Bereicherung in Kitzingen. In der AfD und der Werteunion wird bereits über Massendeportationen nachgedacht. Wir werden uns mit aller Kraft dagegenstellen."
Weiter wird in dem Manifest betont, dass man sich Jüdinnen und Juden in besonderer Weise verpflichtet fühle und Antisemitismus in jeglicher Form bekämpft werde. Zudem setze man sich für die Gleichberechtigung aller Menschen ein. Die Leute werden aufgefordert, alles zu tun, um extreme Strömungen, Strukturen und Parteien wie die AfD zu bekämpfen.
Des Weiteren müsse die Arbeit der Rettungskräfte in unserem Land unterstützt und honoriert werden, ebenso sollten Politikerinnen und Politiker in ihrem Amt geachtet werden und dürfen nicht Ziel von Hetze und Gewalt werden. "Denkt für unser Land und nicht nur an eure Partei und die nächste Wahl", lautet der abschließende Appell an die Politik.
Hanjo von Wietersheim war ob der Beteiligung an der Demonstration überwältigt. Er hofft, dass das Manifest große Verbreitung findet. Nach der Demonstration war es bereits von 245 Teilnehmenden unterzeichnet worden. Das kann man auch weiter online tun auf www.openpetition.de/!wmqxx.