
Jahrzehntelang war die Abkürzung MiG nicht mit Eisenbahnen, sondern mit Flugzeugen verknüpft: MiGs waren die schnellen Kampfjets, die Tom Cruise als Maverick im Actionfilm "Top Gun" am Himmel jagte. Doch für die Region zwischen Volkach und Würzburg hat die MIG nun eine neue Bedeutung: Es ist die Abkürzung für Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH, die im Mai gegründet worden ist, um die Mainschleifenbahn zwischen Astheim und Seligenstadt als Teil des öffentlichen Nahverkehrs zu reaktivieren.
Wobei auch dieses überaus friedliche Großprojekt oftmals dennoch einem Kampf ähnelt. Gegen Verzögerungen, Bürokratie und komplexe Vorschriften scheinen die Gesellschafter der MIG zu kämpfen. Das sind bekanntlich das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Würzburg und der Landkreis Kitzingen, auf deren Gebiet jeweils die Hälfte der 14 Kilometer langen Strecke liegt, die Anrainerkommunen Volkach, Eisenheim und Prosselsheim sowie der Förderverein Mainschleifenbahn.
Aktueller Stand der Reaktivierung
Und diese ziehen nach wie vor "alle an einem Strang", betonte Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) in der Stadtratssitzung am Montagabend. Dorthin waren die beiden MIG-Geschäftsführer Alexander Schraml (KU Würzburg) und Julian Englert (Landratsamt Kitzingen) gemeinsam mit Wolfgang Schramm vom Förderverein gekommen, um über den aktuellen Stand der Reaktivierung zu berichten. Zusammenfassen könnte man deren Überblick mit: Es geht voran, aber ein bereits bekannter Krisenherd sollte nicht unterschätzt werden.

Die Rede ist von der Umgehung für Prosselsheim, die seit Jahren in der Planung ist und mehrere Bahnübergänge betrifft. Zwar hieß es dazu im Januar 2020 noch, die Reaktivierung der Mainschleifenbahn sei völlig unabhängig vom Projekt Ortsumgehung Prosselsheim. Das hatte damals Stefan Lehner vom Staatlichen Bauamt Würzburg bei einem Termin zum Stand der Umgehung erklärt. Doch in der Sitzung des Volkacher Stadtrates in der Mainschleifenhalle hörte sich das nun anders an.
Bereits bekannt: Mit der Ortsumfahrung würden zwei Bahnübergänge entfallen und die neu entstehende Bahnquerung auf der Kreisstraße Wü 4 könnte zum beschrankten Bahnübergang werden. MIG-Geschäftsführer Alexander Schraml sagte am Montag: "Ohne dieses Straßenbauprojekt macht die Mainschleifenbahn keinen Sinn." Später schränkte er diese klare Aussage noch etwas ein, sprach von einem großen Wunsch, dass möglichst erst die Umgehung und dann die Reaktivierung verwirklicht werden sollten. Doch nun war der Krisenherd im Fokus.
Stadtrat Cengiz Zarbo (FWG) hakte nach, wie hoch die Abhängigkeit von der Umgehung denn nun sei? Das beantwortete Schraml ausweichend: Bei weiteren Verzögerungen in Prosselsheim müsse man in zwei Jahren nochmals überlegen, ob es auch unabhängig davon ginge. Mit Blick auf die 15 Bahnübergänge räumte er aber auch ein: "Uns war auch nicht klar, wie komplex das Projekt ist."
Früherer Start als Dezember 2027?
Aktuell hat die Mainschleifenbahn laut Schraml immerhin die zwei Prüfungen bestanden, bei denen es um die Eingliederung in den Fahrplan der Deutschen Bahn ging. Weiterhin sei der Dezember 2027 der Fixpunkt für den Start. "Gleichwohl hoffen wir natürlich, dass wir früher fertig werden".
Ursprünglich war ja von einer Reaktivierung im Januar 2026 die Rede gewesen. Die Verschiebung um fast zwei Jahre hatte reichlich Unmut ausgelöst, auch Volkachs Bürgermeister hat deswegen nachträglich noch einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder übergeben. "Persönlich", wie Bäuerlein am Montag betonte.
Gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn
Als nächstes werde für das Großprojekt nun ein Planungsbüro gesucht, erläuterte Alexander Schraml dem Stadtrat. Das Ergebnis der Ausschreibung stehe im Frühjahr fest. Anschließend müsse dann der Förderbescheid kommen, die Finanzierung aufgestellt und mit der Deutschen Bahn geklärt werden, wer für den Anschluss ans DB-Netz in Seligenstadt zuständig ist. Wolfgang Schramm sah da die Deutsche Bahn in der Pflicht, lobte diese aber gleichzeitig für die mittlerweile "konstruktive Zusammenarbeit".
Ob sich die MIG als so wendig erweist wie die MiGs aus "Top Gun", wird sich gerade in punkto Umgehung Prosselsheim zeigen. Bürgermeister Heiko Bäuerlein betonte zur Reaktivierung auf Nachfrage: "Wir lassen uns davon nicht abbringen. Wenn wir die Umgehung rechts überholen, ist es eben so."