Die Pläne für die Ortsumgehung Prosselsheim schreiten voran. Das Projekt mit seinen 4,2 Kilometern ist komplex. Es betrifft die Gemeinde Prosselsheim, die Marktgemeinde Eisenheim und den Volkacher Ortsteil Escherndorf. Behörden und die Bahn sind einzubeziehen. Brückenbauten, eine Unterführung und die Verlängerung der Kreisstraße stehen an. Und neben den geologischen und technischen Prüfungen ist der Natur- und Artenschutz ein wichtiges Kriterium.
Weil es derzeit noch keinen Termin für den Beginn der Bauarbeiten gibt, ist der SPD-Abgeordnete Volkmar Halbleib verärgert. Er hat eine Anfrage an das bayerische Verkehrsministerium gestellt und kann nicht nachvollziehen, "warum die naturschutzrechtlichen und wasserrechtlichen Prüfungen immer noch nicht abgeschlossen sind".
"Für die Bürger in Prosselsheim ist diese Hängepartie mehr als ein Ärgernis. Die Dorferneuerung wird ausgebremst und der Verkehr bleibt weiter im Ort", weiß Halbleib. Die Staatsregierung und das Verkehrsministerium müssten daher ein deutliches Bekenntnis für einen zügigen Baubeginn der Ortsumgehung zeigen, so der Landtagsabgeordnete.
Halbleib möchte einen Zeitplan für die Ortsumgehung Prosselsheim. Einen konkreten Baubeginn zu benennen, bezeichnet Falk Piller vom Staatlichen Bauamt Würzburg aber als "Blick in die Glaskugel". Der Abteilungsleiter Planung im Bereich Straßenbau beschreibt als nächsten Schritt die Planfeststellung. "Es ist unser Ziel, bald Baurecht zu erlangen, damit wir unsere Pläne noch tiefer ausarbeiten können", erklärt er.
Wann geht es weiter?
Wie lange das Planfeststellungsverfahren dauert, ist unbekannt. "Das kommt darauf an, welche und wie viele Einwände von den betroffenen Bürgern, Kommunen und Fachplanungsträgern kommen", weiß Piller. Er verweist darauf, dass die Straßenbaubehörde wegen eines Flurbereinigungsverfahrens "schon jetzt aktiv das Amt für Ländliche Entwicklung eingebunden hat". Dieses Verfahren könne erst starten, "wenn wir in der Planfeststellung sind".
"Mit Isabell Kuhn kümmert sich eine erfahrene Ingenieurin ausschließlich um die Entwässerungsplanung", betrachtet Stefan Lehner vom Staatlichen Bauamt Würzburg diesen Umstand als Glücksfall. Die Baugrunduntersuchung sei nahezu abgeschlossen. "Wir sind gerade dabei, die letzten Ergänzungen einzuarbeiten", erklärt Lehner, der für den Bereich Straßenbau zuständig ist. Wenn die Planungen für die Entwässerung der Straße stehen, geht es mit den nächsten Stufen in den Bereichen Umweltverträglichkeit, Artenschutz und Ausgleichsmaßnahmen weiter.
Viele Schritte seien notwendig
"Wir haben die Regeln und Gesetze zu achten", ist Lehner von einem guten Vorankommen überzeugt. Beim "komplexen Verfahren" seien Büros für die Gutachten zu beauftragen. Abstimmungen mit Fachbehörden sind nötig. Vorgesetzte Dienststellen müssen das Projekt genehmigen und in ihren Haushalt aufnehmen. Fundierte Grundlagen für einen Förderantrag sind nötig.
Für Lehner sind "das Mitnehmen aller Betroffenen und die Überzeugungsarbeit" gut investierte Zeit. Wenn beispielsweise mit Winzern verschiedene Varianten für einen Kreuzungsbereich durchgesprochen werden. Weil die Kreisstraße KT 30 nach Escherndorf mit 500 Fahrzeugen pro Tag nur "ein schwach belasteter Arm" sei, ist Abteilungsleiter Piller sicher, "dass ein Kreisverkehr an dieser Stelle nicht die richtige Lösung ist". Jetzt würde es Kompromisse mit den Winzern geben.
"Alles am Laufen"
"Die von uns favorisierte Lösung einer Unterführung wird nicht von allen akzeptiert, aber wir sind überzeugt davon", gibt Bernd Vetter zu. Er ist seit dem Beschluss im Prosselsheimer Gemeinderat zur Realisierung der Ortsumfahrung in kommunaler Sonderbaulast in die Planungen eingebunden. "Dieser Beschluss im Jahr 2012 hat dem Projekt Drive gegeben", freut sich Bürgermeisterin Birgit Börger. "Diese Straße kommt. Es ist alles am Laufen und geht nicht mehr rückwärts", ist sie überzeugt.
"Wir sind froh, dass wir so eine engagierte Bürgermeisterin haben", stärkt Behördenleiter Lehner der Prosselsheimerin den Rücken. Bürgermeisterin Börger zeigt Verständnis für die zeitintensiven Abstimmungen. Sie habe inzwischen Geduld gelernt. Obwohl sich der Ortskern von Prosselsheim erst dann im Zuge einer Dorferneuerung weiter entwickeln kann, wenn die Ortsumgehung einmal da ist.
Spielt die Mainschleifenbahn eine Rolle?
Die neue Strecke berge viele Vorteile und Synergieeffekte. Zwei Bahnübergänge entfallen und die neu entstehende Bahnquerung auf der Kreisstraße Wü 4 könne als beschrankter Bahnübergang ausgebildet werden. Auf der Eisenheimer Gemarkung sei an der künftigen Bushaltestelle mit Wendeschleife ein Pendlerparkplatz möglich. Börger ist überzeugt, dass das Radwegenetz sicherer wird, das landwirtschaftliche Ersatzwegenetz im Bereich der Weinberge sinnvoll ist und Touristen sicherer zur Vogelsburg und nach Escherndorf kommen.
Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn ist völlig unabhängig vom Projekt Ortsumgehung Prosselsheim. "Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen mit den Verantwortlichen der Mainschleifenbahn", bekräftigt Amtsleiter Lehner.
Es sei auch selbstverständlich, dass die jetzige Strecke zwischen Prosselsheim und der Abzweigung nach Escherndorf weiterhin ausgebessert und somit instand gehalten wird. Wenn die neue Straße einmal fertig ist, wird ein Teilstück rekultiviert und somit der Natur zurückgegeben.
Auch besteht doch offensichtlich sehr wohl ein Zusammenhang mit der Mainschleifenbahn, wenn ich mir die Grafik anschaue: Durch den Neubau der Straße fallen demnach drei Bahnübergänge weg. Falls die Mainschleifenbahn vor dem Neubau reaktiviert wird, müssen sicherlich diese drei Bahnübergänge ausgebaut werden. Für wahrscheinlich wenige Jahre, weil irgendwann dann doch die Umgehung fertig sein wird. Das Geld könnten sich die Straßenbaulastträger sparen, falls der Neubau der Ortsumgehung und die Reaktivierung der Mainschleifenbahn in einem abgestimmten Zeitplan erfolgen würden.