Der Wind in Iphofen hat sich gedreht – wieder einmal. Manche bezweifeln, dass da überhaupt noch etwas ist außer ein laues Lüftchen, andere sehen einen Sturm im Wasserglas. Fakt ist: Was den Ausbau der Windkraft angeht, hat der Stadtrat sein Fähnchen in den Wind gehängt: erst nein, dann vielleicht, plötzlich ja. Die Zeiten haben sich eben geändert, spätestens mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der Zuspitzung der zuvor schon schwelenden Energiekrise.
Jetzt ist ein neues Problem entstanden: Die Stadt würde gern ihren Beitrag zur Energiewende leisten, eine Handvoll Windräder, aber die Frage ist: Darf sie das? Lässt man auf ihrer 7800 Hektar großen Flur Windkraftanlagen zu?
Die Debatte um mehr Windkraft im Landkreis ist zehn Jahre alt
Zehn Jahre ist es her, seit sich Städte und Gemeinden im Landkreis zusammenrauften und über mögliche Windrad-Standorte verständigten. In Iphofen mochte man sich damals nicht ganz der sauberen Sache verschließen, und so nahm man fünf Standorte in die engere Wahl. Dass der Regionale Planungsverband für Unterfranken, ein Zusammenschluss der kreisfreien Stadt Würzburg, der Landkreise Kitzingen, Main-Spessart und Würzburg, Anfang 2014 dann nicht einen einzigen dieser Standorte für geeignet hielt, nahm man ohne Groll zur Kenntnis. Kurz darauf kam die 10-H-Abstandsregelung, forciert vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Sie brachte viele Planungen zum Erliegen.
Doch mit der Energiekrise hat sich die Sicht auf die Dinge wieder geändert. Um der Windenergie an Land zu einem Schub zu verhelfen, sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren erleichtert und beschleunigt und die notwendigen Flächen bereitgestellt werden.
Das im Juli vom Bundestag beschlossene neue "Windenergie-an-Land-Gesetz" verpflichtet die Bundesländer, einen prozentualen Anteil der jeweiligen Landesfläche für Windenergie zu reservieren. Einzelne Kommunen werden künftig kaum noch Einfluss auf Standorte nehmen können, denn wo Vorranggebiete ausgewiesen werden, sollen die Regionalen Planungsverbände steuern. Das könnte die Planungen radikal ändern.
Maßgeblich ist jetzt, die vorgegebenen Flächenziele für Windenergiegebiete zu erreichen. Bis 2027 sollen für jede Region 1,1 Prozent der jeweiligen Fläche, bis 2032 bayernweit 1,8 Prozent als Vorranggebiete dafür ausgewiesen werden. Die Planungsstruktur hat demnach mit den bisherigen Konzentrationsflächen oder Vorranggebieten nichts mehr zu tun. Doch genau dieses Flächenziel könnte sich für Iphofen nun als Hindernis erweisen, denn in der Region Würzburg, zu der Iphofen gehört, gibt es bereits auf rund 1,5 Prozent der Gemarkung potenzielle Windenergieflächen.
Deswegen, so Bürgermeister Dieter Lenzer, würden jetzt "nicht übermäßig viele neue Flächen" zur Verfügung gestellt. Die ursprüngliche Sorge in Iphofen vor einem Wildwuchs der Windräder ist zwar gebannt, denn laut Lenzer könne es der Stadt mit den vorgeschlagenen Vorranggebieten nicht passieren, dass Anlagen dort aufgestellt werden, wo man sie nicht haben möchte. Aber ob sie an den erwünschten Standorten installiert werden, ist nun eben auch zweifelhaft.
In der Dezember-Sitzung hatte der Stadtrat die Waldgebiete am Roßberg bei Birklingen und die Waldflächen des Staatsforstes im Stadtteil Hellmitzheim als mögliche Standorte bestätigt. Weitere Konzentrationsflächen sollten von der Verwaltung geprüft werden. Damit die Sache rechtssicher wird, müsste der Stadtrat den Flächennutzungsplan ändern. Das soll nun erst einmal nicht geschehen, weil jede Änderung kostet und noch gar nicht sicher ist, ob der Regionale Planungsverband (RPV) den vorgeschlagenen Gebieten zustimmt.
Mitte Dezember teilte man der Stadt mit, die Flächen lägen innerhalb des Naturparks Steigerwald, eines Landschaftsschutzgebiets, das im Regionalplan als Windkraft-Ausschlussgebiet festgelegt sei. Am 13. März tagt der Planungsausschuss des RPV. Dort soll es um die neuen Vorranggebiete gehen.
Mehrere Stadträte kritisierten in der Sitzung am Montagabend das zermürbende Hin und Her bei der Ausweisung von Windkraftflächen. Jürgen Adler nannte es "unsäglich", dass Kommunen beim Versuch, die Windenergie voranzutreiben, gebremst würden. Das Ganze sei ein weiteres "Paradebeispiel" dafür, dass die Bürger im Land Vorgänge nicht mehr verstehen. Auch Andreas Müller äußerte sein Unverständnis und forderte das Rathaus auf, in der Sache nicht nachzugeben. "Die ganze Zeit hieß es, wir sollen machen, machen, machen. Jetzt sollten wir Druck aufbauen und sagen: Wir sind bereit und könnten liefern."
Das, so Bürgermeister Lenzer, sei schon geschehen. "Wir haben deutlich gemacht, dass mehr Zug reinkommen muss, um die Ziele zu erreichen." Dazu brauche es beim Regionalen Planungsverband auch mehr Personal. Derzeit sei eine einzige Kraft mit den Planungszielen der gesamten Region befasst.
Aber jedem Kritiker sollte bewusst sein, dass diese emissionsarmen Windräder die Folge der Bebauung sind, der umgebenden Industrie, unserer Zivilisation.
Ich persönlich bevorzuge stabile Kernkraftwerke, aber die aktuell erneuerbaren Energien sind ein guter, vorläufiger Kompromiss, und taugen nicht als angebliche Landschaftsverschandler.
Sie sollten sich einfach einmal über Kernkraftwerke informieren.
Kernkraftwerke sind weder billig noch umweltfreundlich, und machen uns wegen des benötigten Brennstoffs auch nicht unabhängig.
Alte Kernkraftwerke stellen wegen dem Verschleiß häufig schon ein Sicherheitsrisiko dar und Neue zu bauen dauert zwei Jahrzehnte wenn man nach der Atomnation Frankreich schaut.
Und richtig schön schauen die Dinger auch nicht aus.
CDU-Chef Merz, "Wir sprechen uns ausdrücklich nicht für den Neubau von Kernkraftwerken aus", "möglicherweise in einigen Jahren, vielleicht Jahrzehnten (!) noch einmal neu (zu) entscheiden über die friedliche Nutzung der Kernenergie".