Rund zwei bis zweieinhalb Kilometer – mindestens so weit müssen Windräder in Bayern bislang von den nächsten Wohngebäuden entfernt stehen. Ab dem 16. November wird sich das ändern: Vergangene Woche stimmte der bayerische Landtag mehrheitlich für eine teilweise Lockerung der umstrittenen 10-H-Regelung. Damit dürften auch in Unterfranken neue Windkraftprojekte möglich werden.
Regierung von Unterfranken: 200 neue Anlagen möglich
Denn noch seien Reserveflächen "in großem Umfang vorhanden", bestätigt die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage dieser Redaktion. Auf Basis der gegenwärtigen Flächenpotentiale schätze man die Ausbaumöglichkeiten auf bis zu 200 weitere Anlagen. Hierfür habe man sich bereits mit mehreren Kommunen und Projektträgern beraten.
Mit Beschluss der Teillockerung sollen künftig für den Bau neuer Windkraftanlagen in Vorrang- und Vorbehaltsgebieten statt wie bisher die Höhe des Windrads mal zehn ein einheitlicher Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohngebäuden ausreichen. Ähnliches soll für Flächen in Wäldern, nahe Gewerbe- und Industriegebieten und entlang von Autobahnen und Eisenbahnstrecken gelten. Befürworterinnen und Befürworter erhoffen sich davon einen Schub für den Windkraft-Ausbau im Freistaat.
Der Opposition im Landtag gehen die Lockerungen nicht weit genug
"Die Windkraft in Bayern steht vor einem Boom. Zeitnah werden jetzt hunderte Windräder in Planung gehen, in den nächsten Jahren rechne ich mit über 1000 neuen Anlagen", hofft Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Die Freien Wähler und die CSU hatten geschlossen für den Änderungsantrag gestimmt. Die Opposition lehnte die Änderung ab.
Denn SPD, Grünen und FDP gehen die Teillockerungen nicht weit genug. Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, kritisierte, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft, gehe in Bayern sogar zurück. Für einen "konsequenten und klug durchdachten Ausbau der Windkraft" sei nicht nur die komplette Aussetzung der 10-H-Regel notwendig, zudem bräuchte es dringend mehr Personal in regionalen Planungsverbänden und Genehmigungsbehörden, so Stümpfig. Ähnlich sieht das auch die SPD.
Mammutaufgabe für die Regionalplanung in Unterfranken
Auch in Unterfranken müssten nun mehrere hundert potentielle Windkraftflächen untersucht und neu bewertet werden, meint Oliver Weidlich, zuständig für Regionalplanung bei der Regierung von Unterfranken. "Für die Regionalplanung wird das eine Mammutaufgabe", sagt er. "Unsere Erfahrung zeigt, dass in den unterfränkischen Regionen viele Interessen um den knappen Raum konkurrieren und daher Festlegungen von Vorranggebieten nie einfach sind", so Weidlich.
Dabei steht die Region in Sachen Windkraft im bayernweiten Vergleich bereits gut da: Rund 260 der insgesamt 1137 bayerischen Windenergieanlagen stehen auf unterfränkischem Boden. Damit betreibt der Regierungsbezirk Unterfranken nach Oberfranken die zweitmeisten Anlagen im Freistaat. Man leiste im Bereich Windkraft also schon jetzt "einen überdurchschnittlichen Beitrag", heißt es seitens der Regierung von Unterfranken.
Besonders stark aufgestellt seien die Regionen Würzburg und Main-Rhön. Hier habe man das vom Bund für Ende 2027 vorgegebene Ziel, 1,1 Prozent der Landesfläche für Windenergie auszuweisen, bereits erreicht. Für die Region Würzburg beispielsweise sieht die Regionalplanung durch die Lockerung der bayerischen Vorgaben nun Potential für etwa 60 weitere Anlagen auf Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den Landkreisen Main-Spessart, Würzburg und Kitzingen. Doch auch die dicht besiedelte Region Bayerischer Untermain, die bisher hinter den Flächenzielen zurückbleibt, könnte aufgrund der Lockerungen jetzt nachziehen.
Freistaat will Kommunen bei Planung unterstützen und Akzeptanz stärken
Besonders wichtig sei nun, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken und den betroffenen Kommunen dabei zu helfen, verträgliche Lösungen zu finden, sagt Johanna Merthan, Windkümmererin der Windenergieoffensive "Aufwind" des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. "Windkraft war durch die 10-H-Regelung lange sehr negativ besetzt. Ich glaube, es ist wichtig, den Leuten die Angst zu nehmen, dass jetzt überall Windräder aus dem Boden sprießen könnten", so Merthan.
Denn bereits vor der Lockerung sei es den Kommunen theoretisch möglich gewesen, durch ein Bauleitverfahren die 10-H-Abstandsregelung zu unterschreiten. Auch aus Sorge vor dem Widerstand der Anwohnerinnen und Anwohner hätten davon jedoch nur wenige Gemeinden Gebrauch gemacht. Es sei deshalb davon auszugehen, dass sich die Kommunen auch in Zukunft bemüht zeigen dürften, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger bei der Planung neuer Anlagen zu berücksichtigen und möglichst große Abstände einzuhalten.
So sieht das auch Christian Zeißner, Bürgermeister der Gemeinde Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt. Aufgrund der Lockerungen könnten hier in zwei Vorranggebieten gleich mehrere neue Windräder entstehen. "Wir wollen das Ganze für unsere Bürger natürlich so verträglich wie möglich gestalten", sagt Zeißner. Auch deshalb strebe man unter anderem ein Verfahren an, bei dem alle betroffenen Grundstückseigentümer und -eigentümerinnen beteiligt werden sollen.
Auf große Begeisterung dürfte der Bau neuer Anlagen aber vermutlich bei kaum einer Gemeinde stoßen, mutmaßt er. Dennoch sei man sich bewusst, welchen Beitrag man als Kommune in Sachen Energiewende leisten könne. "Für einen vernünftigen Energiemix und einen Wandel in der Energiegewinnung sind die Anlagen natürlich notwendig", so Zeißner: "Wir versuchen das Beste daraus zu machen."
Solche Wohlfühl-Debatten, wer da was gut findet, können wir uns schlicht nicht mehr leisten.
Das Problem sind Kohle- und Kernkraftwerke die nicht abgeschaltet werden können und ohne Bedarf durchlaufen. Deswegen werden Windkraftwerke abgestellt da diese eben leicht abgestellt werden können. Die Betreiber werden aber trotzdem bezahlt.
Grundlastkraftwerke (mit Kohle und Kern) sind obsolet.
Was wir brauchen ist mehr Regelleistung die praktisch auf Knopfdruck angefahren oder abgeschaltet werden können.
Also z. B. Gaskraftwerke, auch Biogas.
Die Erzeugungsquelle kann rückwirkend, aktuell und geplant unter https://www.energy-charts.info/index.html?l=de&c=DE angesehen werden.
Die sind zwar nach ein paar Jahrzehnten auch nutzlos, aber immerhin schön leise.
Im Gegensatz dazu kann man die Betonfundamente weiterverwenden wenn alte Anlagen durch neue ersetzt werden.
Und wohin sicher mit dem Müll weiß auch bisher keiner. Abgesehen davon kann man sie im Sommer inzwischen nicht mehr ständig betreiben, da mitunter das Kühlwasser knapp wird wie man an Frankreich sehen kann.
wenn ein KKW (richtig) havariert, langt 10xH jedenfalls nicht...
Ja, aber mal ehrlich welche Bebauungen sind nicht hässlicher als die Natur?
"Laut"
Ja wenn sie in der Nähe stehen. Aber Verkehrslärm, Baustellenlärm, Gewerbelärm, Freizeitlärm ist kein Ohrenschmaus.
"ineffizient"
Nein. Das Gegenteil ist der Fall, Verbrenner, und die allermeisten fossilen Kraftwerke haben einen Wirkungsgrad von weniger als 40%.
"in ein paar Jahrzenten nutzlos"
Sie haben Atommüll vergessen. Das Zeugs das hunderte von Generationen strahlt.
Aber was machen bis wir in einigen Jahrzehnten Energie in Hülle und Fülle und kostenlos und noch Naturfreundlicher ist?
Bei 8760 Jahresstunden laufen die Windräder in den besten Offshore Standorten bis zu4.500 Volllaststunden.
An Land von 3.200 Stunden an der Küstenfallend auf 2.200 bis 1.800 Volllaststunden im Süden. Das sind dann etwas mehr als 20 %.
Es war somit nicht nur 10H, das Investoren in Bayern abschreckte, sondern auch die Wirtschaftlichkeit.
Die größten Potentiale für die Steigerung bei Windstrom gibt es in Bayern im Regierungsbezirk Oberbayern.
Denn der damals von der Frau Aigner aufgestellte Windatlas ist purer Hohn, was die Realität der Möglichkeiten betrifft.
Windgeschwindigkeit und Dichte, Andruck, Konsranz sind im Voralpenraum tatsächlich schlechter als hier.
für Windstrom in Oberbayern geben soll, wie es Fr. Aigner einst ausgewiesen hat, ist für mich völlig unverständlich.
Womit segeln die Münchner Großkopferten denn auf den sonst auf den oberbayerischen Seen?
Aber: wir haben immer noch viel zu wenig, auch für unseren Verbrauch hier in Unterfranken.
Was bringt es da in einer Energiekrise zu rufen: „aber die da haben noch weniger!“
Zudem ist noch gar nicht klar ob diese Wunderwerke jemals funktionieren.
Und wenn ein AKW gebaut wird dauert das rund zwei Jahrzehnte.