Was ist der Stadt Kitzingen die Energiewende im eigenen Haus wert? Wollte man diese Frage auf den Aspekt verengen, wie viel Geld konkret sie in den Ausbau von erneuerbaren Energien steckt, dann müsste die Antwort lauten: 200.000 Euro! So viel wird die Stadt im Jahr 2024 nach dem jüngsten Beschluss des Stadtrats investieren, um die Dächer von vier kommunalen Kindergärten mit Photovoltaikanlagen zu bestücken.
200.000 Euro im Jahr bei einem Gesamtvolumen des städtischen Haushalts von mehr als 90 Millionen Euro – nach einer echten Kehrtwende in der Energiepolitik sieht das noch nicht aus. Kein Wunder, dass mancher im Gremium vom schleppenden Tempo beim Ausbau der Ökostromerzeugung frustriert ist.
Zum dritten Mal geht es im Stadtrat um den Photovoltaikausbau
Die Sache hatte Ende Mai schon einmal den Stadtrat und kürzlich auch den Bau- und Umweltausschuss beschäftigt. Jetzt also der dritte Aufschlag, und vielleicht lag es daran, dass das Thema in der Sitzung am Donnerstagabend, der letzten vor der nun achtwöchigen Sommerpause, kaum einen so richtig elektrisierte. Der städtische Klimaschutzmanager Martin Schneider, der deswegen zwei Stunden im Saal ausgeharrt hatte, verließ nach wenigen Minuten unverrichteter Dinge das Podium wieder. Fragen? Keine.
Immerhin: Man war sich einig in der Runde, dass die Stadt im nächsten Jahr den Ausbau der Photovoltaik anpacken müsse. Dabei sollen die Dächer der Kindergärten in Repperndorf, Hoheim, Sickershausen und den Marshall Heights mit Solarmodulen belegt werden. Die geplanten Anlagen dienen hauptsächlich der Eigenstromversorgung, haben eine Leistung von jeweils 15 Kilowatt-Peak und kosten die Stadt pro Stück etwa 50.000 Euro. Damit ist das vom Stadtrat genehmigte jährliche Budget aber auch schon verbraucht.
Die vier jetzt genehmigten Anlagen fallen in die erste von drei "Priorisierungsstufen", die sich der Stadtrat in einem selbst entwickelten Fahrplan gesetzt hat. In einer zweiten Stufe sollen die Feuerwehrhäuser mit ihren großen Dachflächen folgen; die Anlagen dort kommen allerdings nur auf eine Leistung von jeweils sieben Kilowatt-Peak. In der dritten Stufe sind städtische Wohngebäude vorgesehen, bei der die Situation wegen möglicher Rechts- und Gesetzesänderungen aber unklar sei, wie es im Rathaus heißt.
Mit den bisherigen Anlagen lässt sich eher kleckern als klotzen
Von 79 untersuchten Objekten der Stadt kommen – wegen mangelnder Statik oder aus Gründen des Denkmal- und Ensembleschutzes – überhaupt nur etwa 20 in Frage. Auf sechs Gebäuden, etwa der Grund- und Mittelschule Siedlung, dem Bauhof oder der Kläranlage, gibt es bereits Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 427 Kilowatt-Peak. Das ist nach heutigen Standards eher kleckern als klotzen. "Mehr Geld für den Klimaschutz" fordern deshalb Ratsmitglieder wie Christa Büttner (Grüne) oder Werner May (UsW). May kündigte an, für 2025 weitere Anträge zu stellen, die das bislang veranschlagte jährliche Budget von 200.000 Euro sprengen dürften.
Der Ansatz von Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) zielt in eine andere Richtung. Er will in der Sache größer denken und statt vieler kleinteiliger Dachanlagen eine Freiflächenanlage gemeinsam mit dem regionalen Energieversorger LKW auf den Weg bringen. Wie diese Lösung und das Geschäftsmodell im Einzelnen aussehen soll, wird derzeit hinter den Kulissen geklärt. Auch die Frage, ob und wie die Bürger sich an dem Projekt beteiligen können, ist noch offen. Erkennbar ist nur der mögliche Starttermin: LKW-Geschäftsführer Marek Zelezny nannte neulich im Bauausschuss einen zeitlichen Rahmen von zwei bis drei Jahren.