Der neue Klimaschutzmanager der Stadt Kitzingen hat seinen Dienst noch gar nicht angetreten, da wird er schon mit Arbeit überhäuft. Das mag daran liegen, dass sich der ab Juli tätige Martin Schneider ein Thema ausgesucht hat, das zu den größten Herausforderungen unserer Zeit gehört – und das auch in der Stadt Kitzingen gerade an vielen Ecken und Enden aufploppt, zuletzt im Stadtrat unter dem Stichwort "Klimaneutrale Stadtverwaltung".
Gleich zwei Anträge lagen jetzt dazu auf dem Tisch, der eine von den Grünen, der andere als Gruppenantrag der Fraktionen ProKT, Freie Wähler, UsW, Bayernpartei sowie der fraktionslosen Astrid Glos. Die Stoßrichtung dabei war ähnlich: Die einen wollen bis spätestens 2030 klimaneutral werden, die anderen "so schnell wie möglich". Beide Anträge fanden im Stadtrat denn auch große Mehrheiten.
Die Grünen wollten geprüft haben, inwieweit sich die Dächer der städtischen Gebäude, vor allem von Schulen und Turnhallen, für Photovoltaikanlagen eignen. "Dabei sollte im Zweifelsfall immer dem Klimaschutz Vorrang gewährt werden, zum Beispiel vor der Gestaltungssatzung", heißt es. Der interfraktionelle zweite Antrag sah vor, den Strom städtischer Liegenschaften selbst zu erzeugen und zu verbrauchen. Für die dunkle Zeit brauche es aber nicht nur Module, sondern auch Stromspeicher. Die Stadt soll in diesem und im nächsten Jahr jeweils 250.000 Euro in diese Technologie investieren. Auch über die Möglichkeit eines Bürgerwind- oder -solarparks solle man noch einmal nachdenken.
Die Grünen fordern: alle Ressourcen in den Klimaschutz
Christa Büttner (Grüne) sprach sich im Stadtrat dafür aus, alle verfügbaren städtischen Ressourcen in den Klimaschutz zu stecken und dabei auch das bereits auf den Weg gebrachte Haus für Jugend und Familie "noch einmal auf den Prüfstand" zu stellen. Sie forderte, das Bauamt von unnötigem Ballast zu befreien, um Kräfte für den Klimaschutz zu gewinnen und diese im Rathaus zu bündeln. Für Andreas Moser (CSU) bedeutet Klimaschutz vor allem, ein "neues Mobilitätskonzept" zu entwickeln, etwa mit mehr Fahrradstraßen innerhalb der Stadt. "Da sind wir ganz weit hinten."
Um die Energiewende zu schaffen, braucht es nach Ansicht von Werner May (UsW) auch im Stadtgebiet verstärkt Photovoltaikanlagen. Den Grundsatzbeschluss des Stadtrats, auf den Dächern der Altstadt keine Solarmodule zuzulassen, hält er im Falle denkmalgeschützter Gebäude für richtig, aber auf anderen Objekten sollten sie – soweit von außen nicht einsehbar – freigegeben werden, "selbst auf dem Rathaus". Einen in diese Richtung formulierten Antrag von Umweltreferent Uwe Hartmann (Bayernpartei) hatte der Stadtrat zuletzt im Juli 2020 abgelehnt. Damit sind Photovoltaikanlagen im Geltungsbereich der Gestaltungssatzung weiterhin nur auf Antrag und nur im Einzelfall möglich.
Jens Pauluhn (ÖDP) warnte den Stadtrat davor, sich in einer Diskussion über Einzeldenkmäler zu verlieren; er rief dazu auf, dort mit dem Bau solcher Anlagen zu beginnen, wo dies "unkritisch" sei. Für Timo Markert (CSU) sind Photovoltaikanlagen "reines Alibi". Die Energiewende ist aus seiner Sicht nur zu schaffen, indem man "völlig anders" baue.
Stadt verweist auf gelungene Beispiele von Photovoltaik
Im Rathaus verweist man auf die gelungenen Beispiele von Photovoltaikanlagen, etwa auf den Dächern der Grundschule Siedlung, der Florian-Geyer-Halle oder des Kindergartens in der Memmellandstraße. Im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur seien für die Stadt Kitzingen etwa 412 Kilowattpeak installierter Leistung eingetragen (Stand Januar 2022). Das entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 100 Durchschnittshaushalten.
In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, dass Klimaschutzmanager Martin Schneider seinen Dienst bei der Stadt bereits angetreten habe. Das ist so nicht richtig. Er hat zwar kürzlich einen Vertrag bei der Stadt unterschrieben, wird aber erst am 1. Juli anfangen.