Der Gipskonzern Knauf in Iphofen (Lkr. Kitzingen) hat derzeit hohe Hürden vor sich. Der Weltmarktführer muss mit der Baukrise in Deutschland genauso klarkommen wie mit den vielen Fragen, die sein geplantes Bergwerk in der Altertheimer Mulde westlich von Würzburg aufwirft. Und dann ist da noch die Tatsache, dass Knauf trotz des Ukraine-Kriegs in Russland aktiv ist.
Jörg Kampmeyer ist einer der drei geschäftsführenden Gesellschafter des Knauf-Konzerns. Im Interview erklärt der 55-Jährige, wie die Baukrise vor allem in der Zentrale in Iphofen zu spüren ist und warum es nach wie vor kein Nein zum Russland-Geschäft gibt.
Jörg Kampmeyer: Wir spüren die rezessive Situation im Bau stark. Das gilt insbesondere für die kontinentaleuropäischen und nordeuropäischen Länder. Der Bedarf im Markt ist aber da und wir denken langfristig. Deshalb wird Knauf in diesem Jahr das größte Investitionsvolumen seiner Geschichte tätigen. Wir sprechen hier von einer Viertelmilliarde Euro Investitionen hier in der Region – alleine in Markt Einersheim einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Hinsichtlich der derzeitigen Situation sind wir aber in der Lage, über interne Maßnahmen und über den Ausgleich durch Wachstumsmöglichkeiten außerhalb dieses schwierigen Marktumfeldes – insbesondere außerhalb von Europa – immer noch ein zufriedenstellendes Ergebnis sicherzustellen.
Kampmeyer: Nein (lacht).
Kampmeyer: Da werden wir nicht komplett anders liegen. Das schaffen wir, wieder in dieser Größenordnung abzuschließen.
Kampmeyer: Nein.
Kampmeyer: Bei allem, was wir bislang sehen können, sind wir in der Lage, die jetzige Schwächephase im Markt – so würde ich es mal nennen – ohne flächendeckende Maßnahmen zu bewältigen.
Kampmeyer: Kann ich nicht bestätigen. Ich gehe davon aus, dass wir das nicht umsetzen müssen.
Kampmeyer: Nein. Wir haben derzeit keine konkreten Kurzarbeit-Pläne. Wir beobachten die Situation und haben im Moment viel zu tun. Wie immer über den Jahreswechsel. Wir haben die Kapazitäten auch in Iphofen angepasst: Vor allem über Nicht-Nachbesetzung von ausscheidenden Personen sowie über die Reduktion von Leiharbeitern, also externen Dienstleistungen in der Produktion. So, wie wir jetzt aufgestellt sind, gehen wir davon aus, dass wir an allen Standorten – also auch in Iphofen – ohne Kurzarbeit durchkommen. Wir versuchen, das zu vermeiden.
Kampmeyer: Etwa 2500.
Kampmeyer: Das hängt davon ab, wie wir in der Lage sein werden, die verschiedenen Projekte – insbesondere das Bergwerksprojekt Altertheimer Mulde – umsetzen zu können. Aber wir hoffen natürlich, dass wir hier am Standort weiter wachsen können. Das Unternehmen Knauf und die Familie Knauf sind tief verwurzelt in dieser Region. Neben der emotionalen Bindung haben wir hier ein großes Know-how und eine große Reputation geschaffen, auf der wir weiter aufbauen wollen.
Kampmeyer: Wir sind im Planungsprozess und stimmen ihn eng mit allen beteiligten Behörden ab, insbesondere mit der Regierung von Unterfranken, dem Landratsamt, dem Wasserwirtschafts- und dem Bergamt sowie der Trinkwasserversorgung Würzburg, mit der wir im engen Austausch stehen. Aufgrund der besonderen Anforderungen eines möglicherweise erweiterten Trinkwasserschutzgebiets lassen wir von der DMT Group, einer Tochter des TÜV Nord, ein sehr umfangreiches hydrogeologisches Gutachten erstellen, das sich auf Daten von 18 Messpunkten im künftigen Abbaugebiet stützt. Auf dieser Basis wird es dann Ende 2024/Anfang 2025 zu einer Entscheidung kommen.
Kampmeyer: Das heißt, dass wir weiterhin zuversichtlich sind, dass wir diese Genehmigung erhalten können. Aber ich will jetzt nicht dem Gutachten vorgreifen.
Kampmeyer: Wenn alles gutgeht, sollten wir 2027 loslegen können.
Kampmeyer: Das haut gerade noch hin, aber wir dürfen uns keine längeren Verzögerungen mehr erlauben. Wir müssen dann das Bergwerk zügig eröffnen und Gips abbauen dürfen.
Kampmeyer: Wir können uns natürlich nicht von der allgemeinen Situation entkoppeln. Deshalb setzen wir verstärkt auf die eigene Ausbildung. Wir versuchen, auch überregional als attraktiver Arbeitgeber bekannt zu werden. Da betreiben wir einen großen Aufwand, um beim relevanten Zielpublikum mehr Präsenz zu erreichen. Den Fachkräftemangel spüren wir aber auch bei unseren Kunden. Es stehen heute nicht genügend Facharbeiter zur Verfügung, um all die Bauprojekte zu realisieren.
Kampmeyer: Da sind wir genauso tätig, wie wir das im letzten und vorletzten Jahr waren.
Kampmeyer: Ja, daran hat sich nichts geändert. Es geht aber auch um die begrenzten Alternativen, die wir haben. Es ist ja nicht so, dass wir von hier aus Technologie oder Produkte nach Russland verkaufen. Wir haben vielmehr über 30 Werke dort aufgebaut und mehr als 4000 Menschen angestellt.
Kampmeyer: Wir sehen uns in der Fürsorgepflicht unseren russischen Mitarbeitern und den lokalen Gemeinden gegenüber. Und wir sehen keinen Sinn darin, die Brücke zu den Menschen in Russland abzubrechen.
Kampmeyer: Was wir damals gelernt haben, setzen wir jetzt um. Wir haben im Nachgang große Programme aufgesetzt, um sicherzustellen, dass so etwas nicht nochmal passiert. Das beginnt bei technologischen Programmen und setzt sich fort bei Schulungen von Mitarbeitern. Die größte Unsicherheit ist immer noch der menschliche Faktor. Das spürt man noch. Ansonsten funktioniert die Firma wieder so wie vorher.
Kampmeyer: Wir sind in dieser Größenordnung nicht nochmal attackiert worden. Aber ich kann jetzt keine genauen Zahlen sagen. Nur so viel: Jede Firma wird jeden Tag hunderte oder tausende Male attackiert.