Es tut sich was – so könnte das Quartier 3 der Kitzinger Altstadtsanierung überschrieben werden. Im Wesentlichen umfasst es Kaiserstraße, Luitpoldstraße, Grabkirchgasse, Obere Kirchgasse, Herrnstraße, Kapuzinerstraße und Teile der Ritterstraße. Während sich im Altstadtkern mit den neugestalteten Brauhöfen und dem Neubau am Platz des ehemaligen Marktcafés schon einiges getan hat, hapert's an anderen Ecken noch gewaltig.
Erste Problemzone: die Kaiserstraße. Eigentlich sollte die Straße längst in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Kitzingen übergehen, aber noch ist sie eine Staatsstraße. Seit etwa vier Jahren wartet die Stadt darauf, dass sie für die Kaiserstraße zuständig ist. Von ihrer Seite sind alle Unterlagen zum Tangentenbau – eine geschlossene Tangente war Voraussetzung für die Umwidmung – eingereicht. Der Staat kommt aber mit der Unterlagenprüfung nicht hinterher. "Wir hoffen jetzt auf das Frühjahr 2021", sagt Bauamtsleiter Oliver Graumann. Denn: Nur im Frühjahr und im Winter werden Staatsstraßen umgewidmet. Wer da nicht dabei ist, muss weitere sechs Monate warten.
Doch erst wenn die Kaiserstraße keine Staatsstraße mehr ist, kann sie umgestaltet werden. Was nach Meinung von Graumann dringend nötig ist. "Der öffentliche Raum ist nicht gut gestaltet", erklärt Graumann und zeigt auf viele unterschiedliche Pflasterarten und die wuchtig wirkenden Parkplätze. Ende des Jahres schließt die Commerzbank ihre Filiale. "Wieder ein Leerstand, der die Straße nicht attraktiver macht", sagt Graumann.
Attraktiver wird bestimmt die Ecke am und ums Kitzinger Rathaus. Dort baut die Stadt gerade fleißig. Das denkmalgeschützte Gebäude in der Kaiserstraße 17 wird umgebaut. Neue Büros werden dort entstehen. Mit dieser Baumaßnahme wird auch die Fassade des Rathauses, also die Kaiserstraße 13 bis 17 und ums Eck, das Haus in der Marktstraße 36, hergerichtet. Graumann rechnet, dass die Häuser Mitte nächsten Jahres im neuen Licht erstrahlen.
Nötig wäre das auch beim Dietz-Haus beim Kiliansbrunnen. Seit Jahren steht das Haus jetzt schon leer. Jedes Jahr verfällt es etwas mehr. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Stadt hätte das Haus gerne gekauft, aber wurde mit dem Verwalter nicht einig. "Interessenten gab und gibt es einige", verrät Graumann. Doch bis jetzt herrscht Stillstand.
Das kann man vom Haus, in dem die Buchhandlung untergebracht ist, nicht sagen. Der Immobilienunternehmer Georg Wittmann lässt gerade Büros in die oberen Stockwerke bauen. Das linke Nachbarhaus wurde im vergangenen Jahr in den oberen Etagen umgebaut. "In der Altstadt ist Bewegung drin", sagt Graumann und zeigt auf die Baustelle Ehemaliges Marktcafé. Das Gerüst soll bald entfernt werden, der Innenausbau ist vor dem Abschluss. Im Erdgeschoss ist bereits im Juni ein Bekleidungsgeschäft eingezogen.
Weiter geht's in die Herrenstraße, die schon in den 80er und 90 er Jahren Sanierungsgebiet war. Damals wurde das Sparkassengebäude errichtet. Gleich gegenüber: die umgebauten Brauhöfe. Knapp 40 Wohnungen wurden im Herzen der Kitzinger Altstadt geschaffen. Ein Projekt ganz nach Graumanns Geschmack.
Ganz und gar nicht sein Ding wäre dagegen das von Wolfgang Rosentritt geplante Ärztehaus im Schwalbenhof gewesen. "Das war einfach zu überdimensioniert", sagt der Bauamtsleiter. Er ist für die Umgestaltung des Schwalbenhofes und kann sich dort auch ein neues Gebäude vorstellen, aber: "Viel, viel kleiner." Graumann und Rosentritt, dem die Häuser rund um den Hof gehören, wollen im nächsten Jahr einen Ideenwettbewerb ausschreiben. Gesucht wird die Antwort auf die Frage: "Wie schaffe ich es, dem Platz Qualität zu geben?"
Die Frage stellt sich auch an der Storg-Kreuzung. "Ein Unplatz", erklärt Graumann. Den ersten Schritt zur Neugestaltung macht Investor Rosentritt. Im Kaufhaus-Gebäude mit der charakteristischen 70er-Jahre-Fassade sollen in den oberen Stockwerken Wohnungen entstehen. Rosentritt orientiert sich dabei am früheren Aussehen des ehemaligen Kinos. Sicher ist: Die silberfarbenen Platten kommen weg. "Schade eigentlich", meint Graumann, der sicher kein Fan dieser Fassade ist. Aber sie sei in den vergangenen Jahren einfach prägend gewesen. Vielleicht könne Rosentritt ja Teile der Fassade verbauen? Keine neue Idee. Als das Centrum Warenhaus Dresden – ein Beispiel der DDR-Moderne – abgerissen und wieder aufgebaut wurde, habe man das gemacht. "Das schaut spannend aus", sagt Graumann. "Vielleicht schlage ich Wolfgang Rosentritt das vor."
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