Es ist wie so oft in Kitzingen. Das Potenzial ist da, nur sieht es keiner. "Noch nicht", sagt Kitzingens Bauamtsleiter Oliver Grauman bei einem Spaziergang durch das Quartier 4 im Sanierungsgebiet der Kitzinger Altstadt. Das Viertel wird von Luitpoldstraße, Hindenburgring, Kaiserstraße, Krainberg und Falterstraße abgegrenzt und grenzt direkt an den Altstadtkern. Bisher war es aber in keinem Sanierungsgebiet – bis sich die Stadt Ende 2018 entschlossen hat, die Sanierungsgebiete zusammenzufassen. Zum Glück für das Viertel.
Breite Straßen, Durchgangsverkehr, keine Bäume – so lässt sich das Viertel beschreiben. "Weder zum Wohnen schön, noch für einen Laden", gesteht Graumann. "Die Qualität ist für beide nicht gut."
Dabei hat das Quartier alles, was ein lebenswertes Viertel braucht. Das wiederbelebte Roxy liegt am Rosenberg mittendrin, ebenso wie das Fastnachtmuseum samt Akadamie, kleine Geschäfte oder etliche Wirtschaften. Eigentlich genau das, was ein Viertel lebenswert und für Touristen besuchenswert macht. Wenn eben der Verkehr nicht wäre.
Der öffentliche Raum ist schlecht gestaltet
"Der öffentliche Raum ist hier schlecht gestaltet", erklärt Graumann und zeigt auf die breite Kaiserstraße, die zur Würzburger Straße wird und den Krainberg hochführt. "Hier wollen und müssen wir beginnen." Das Problem ist allerdings keines der Gegenwart. Bereits eine Katasterkarte aus dem Jahr 1907 zeigt eine breite Straße. Die Breite und auch die Namen zeigen die Wichtigkeit dieser Orte, erklärt Doris Badl vom Stadtarchiv. "Die breiteren Straßen in der Innenstadt deuten auf das wichtige Zentrum hin." Kaiserstraße, Königsplatz oder Ritterstraße sind die Zeugen dieser Zeit. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Für Graumann ist klar, dass der Verkehr, der das Viertel dominiert, weniger werden muss. "Damit meine ich nicht, dass keine Autos in die Stadt sollen, sondern der lästige Durchgangsverkehr muss weg." Eine von etlichen Ideen: Auf der Luitpoldstraße darf nur noch in eine Richtung gefahren werden. Oder die Einfahrt beim Koller, Richtung Rosenstraße, soll in beide Richtungen geschlossen werden. Diese Vorschläge sind dem Stadtrat bekannt, entschieden wurde noch nichts.
Drei Döner-Läden auf 200 Metern
Gedanken muss sich der Stadtrat auch machen, wie die Besucher fürs Fastnachtmuseum heilen Fußes in die Ausstellung kommen. Im Moment halten die Busse in der Luitpoldstraße und lassen die Gäste aus- und einsteigen. Eine unbefriedigende Situation für alle Beteiligten. "Wir haben dem Museum versprochen, dass wir hier eine Lösung finden", sagt Graumann.
Die ist wahrscheinlich leichter zu finden, als die Falterstraße aufzuwerten. Drei Döner-Läden und ein Spielsalon auf einer Strecke von 200 Meter zeigen eine Entwicklung, die Graumann nicht glücklich macht. "Die Falterstraße steht und fällt mit Storg", erklärt Graumann. Er hofft, dass der neue Eigentümer Rosentritt dem Gebäude und damit dem Eingangsbereich in die Innenstadt wieder die Wichtigkeit gibt, wie in den Zeiten, als Storg noch ein florierendes Kaufhaus war.
Dass die blühenden Zeiten des Einzelhandels nicht wiederkommen, weiß Grauman. Ihm ist bewusst, dass es der Einzelhandel gegen das Internet schwer hat. Aber: "Was wollen wir von einer Innenstadt? Wir wollen ein Erlebnis. Das, was uns das Netz nicht bietet." Darauf baut Graumann und hofft, dass die Kitzinger das Potenzial von Quartier 4 entdecken.